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Vernetzung |

Oldenburg: Region baut Plattform für Telemedizin auf

Klinikum Oldenburg leitet Projekt TelKonNet

Quelle: © 2020 Meyer/Klinikum Oldenburg

Die Metropolregion Nordwest fördert das von der Wirtschaftsförderung beantragte Projekt TelKonNet, das „Telemedizinische Konsultationsnetzwerk NordWest“, mit einer Summe von knapp 200.000 Euro. Weitere 70.000 Euro bewilligt das Amt für Regionale Landesentwicklung Weser Ems aus dem Förderprogramm für Demografie-Projekte. Ziel ist es, erstmals eine Telemedizin-Plattform zu schaffen, die es den am Gesundheitsprozess beteiligten Fachärzten, Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen niedrigschwellig ermöglicht, miteinander zur Patientenkonsultation in Kontakt zu treten. Diese gemeinsame Vernetzung ermöglicht die telemedizinische fachärztliche Gesundheitsversorgung über Sektorengrenzen hinweg. Das Projekt ist hoch innovativ, Vergleichbares gibt es bundesweit noch nicht. Es handelt sich um das größte, geförderte Projekt des Förderwettbewerbs der Metropolregion zum Thema „Digitalisierung“ in 2019/2020.

 

Oberbürgermeister Jürgen Krogmann zeigte sich sehr erfreut über die Förderung und sieht das Klinikum Oldenburg für die Zukunft gut gerüstet: „Diese Förderung untermauert unsere gemeinsamen Bemühungen, Oldenburg als Medizin- und Gesundheitsstandort zukunftsfähig für die gesamte Region zu positionieren. Telemedizin ist ein großes Thema, gerade auch für Oldenburg. Das Klinikum bündelt bereits jetzt im Kompetenzzentrum Telemedizin diese Stärken und leistet mit dem neuen Projekt einen wichtigen Beitrag auch zur künftigen Gesundheitsversorgung des ländlichen Raumes.“ Die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit von städtischer Wirtschaftsförderung und Klinikum bei der Fördermitteleinwerbung solle auch künftig weiter intensiviert werden. „Der Standort Oldenburg gewinnt dadurch sehr“, betonte Krogmann.


Pionierarbeit
Das Klinikum Oldenburg wird das Projekt TelKonNet leiten. Bereits seit mehreren Jahren ist Dr. Daniel Overheu als ärztlicher Leiter Telemedizin bei diesem Thema ganz vorne dabei. Praktische Erfahrungen wurden bereits in vielen Projekten und Anwendungen gesammelt, beispielsweise in der praktischen Telemedizin 24/7 für Offshore-Windenergieanlagen, der Telepflege oder auch im Rahmen telemedizinischer Unterstützung des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes im Bezirk Delmenhorst. Klinikum-Vorstand Rainer Schoppik: „Schon seit Jahren leistet das Klinikum Oldenburg Pionierarbeit auf dem Gebiet der Telemedizin. Auch das neue Projekt TelKonNet gehört dazu. Dass die Metropolregion Nordwest dieses Projekt als förderfähig eingestuft hat und uns mit einer so hohen Fördersumme unterstützt, zeigt auch die Wertschätzung gegenüber dem Klinikum Oldenburg für sein Engagement, eine flächendeckende Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.“


Auch Dr. Daniel Overheu ist von dem neuen Projekt überzeugt: „Das Klinikum Oldenburg geht schon seit Jahren im Bereich Telemedizin neue Wege. Mit dem Telemedizinischen Konsultationsnetzwerk Nordwest schaffen wir eine einheitliche Telemedizin-Plattform, die regionale Versorgungsstrukturen erhält bei gleichzeitiger höchster fachärztlicher Expertise. Das kommt ganz unmittelbar den Bewohnerinnen und Bewohnern der Metropolregion zugute.“


Praxisbeispiel
Ein fiktives Praxisbeispiel: Ein bekannt herzkranker Patient erleidet in seiner häuslichen Umgebung einen Kollaps. Der Hausarzt informiert sich per TelKonNet-Schnittstelle über die aktuellen Herzbefunde aus der Kardiologie des Klinikums Oldenburg und weist den Patienten mit Rettungswagen und Notarzt ein. Das Rettungsteam bekommt mit einem Tablet-PC via TelKonNet die kompletten, vom Patienten freigegebenen Befunde zur Ansicht und kann sofort handeln. Mit einem bereits etablierten System zur Anmeldung von Notfallpatienten (IVENA) lässt sich schnell „ein freies Herzbett“ in der Region finden, wohin alle Befunde übermittelt werden. Zusätzlich findet eine Informationsübergabe an das Personal vor Ort per Video statt. Im Ergebnis werden alle Abläufe optimiert und der Patient dadurch ohne Zeitverzug bestmöglich versorgt.


Die Qualität der medizinischen Versorgung ist nicht nur eine Frage technischer Strukturentwicklung. Vielmehr sollen im Projekt auch Qualitätskriterien und Qualitätsmanagementinstrumente erarbeitet werden, die es allen regionalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglichen, sich dem TelKonNet auf einer Versorgungsstufe anzuschließen und gleichzeitig von der Fachexpertise der Versorger aus höheren Versorgungsstufen zu profitieren. Somit bleiben einerseits regionale Versorgungsstrategien gewahrt, während andererseits nötigenfalls fachärztliche Expertise auf höchstem universitären Niveau ortsunabhängig verfügbar ist. Für den einzelnen Patienten wird somit ein extremer Mehrwert generiert und gleichzeitig eine ressourcenschonende Versorgung ermöglicht.


Regionale Partner

Da es in Deutschland eine solche Plattform bisher noch nicht gibt, kann sich die Region auf diesem Feld ausgezeichnet profilieren. Entsprechend groß sind Interesse und Mitwirkungsbereitschaft regionaler Partner: So fördern die Landkreise Ammerland, Cloppenburg, Leer und Wesermarsch. Das Bundesland Bremen ist über den Krankenhausverbund Gesundheit Nord vertreten und wird als Partner im Bundesland Bremen das TelKonNet ebenso etablieren und mit praktischen Anwendungen unterlegen. Zuständig ist hier Dr. med. Karin Hochbaum, die als Leiterin des Geschäftsbereichs Unternehmensentwicklung und Medizinstrategie des Krankenhausverbundes Gesundheit Nord das Thema vorantreibt: „Wir sehen große Potentiale in der Etablierung telemedizinischer Versorgungsstrukturen für unsere niedergelassenen Ärzte und Patienten in Bremen und Bremerhaven und wollen diese beispielsweise in der Onkologie und in der Dermatologie besser informieren und unterstützen. Wir freuen uns auch sehr auf eine engere Zusammenarbeit mit Oldenburg und weiteren Partnern in der Metropolregion.“

 

Etliche Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser und Rettungsdienste sind mit im Boot, und die Wirtschaft ist unter anderem über GewiNet, das Kompetenzzentrum Gesundheitswirtschaft e.V., Projektpartner.

 

Quelle: Stadt Oldenburg