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Vernetzung |

Online-Update wirft seinen Schatten voraus

Der Rollout rückt näher, die Akteure bringen sich in Stellung. Die Industrie warnt vor Risiken. Die KBV sieht Entwicklungspotenzial beim Arztbrief.

Die Politik scheint willens, den gesetzlich vorgegebenen Starttermin für den flächendeckenden Online-Rollout der Telematikinfrastruktur, den 30. Juni 2017, zumindest ansatzweise einzuhalten. Beim dritten Partner-Meeting der KV Telematik in Berlin zeigte sich Norbert Paland vom Bundesministerium für Gesundheit erneut zuversichtlich, dass in der Testregion Nordwest, wo, anders als in der Region Südost, seit Ende vergangenen Jahres ein zertifizierter Konnektor zur Verfügung steht, alles nach Plan verlaufe.

KV-Connect-Arztbrief bleibt wohl vergütungsfähig
Was die Einbindung des KV-Netzes in die Telematikinfrastruktur angeht, scheint es aktuell darauf hinaus zu laufen, dass KV-Connect neben KOM-LE als ein weiterer Kommunikationsdienst für die Infrastruktur zertifiziert werden könnte. Damit könnten Ärzte beispielsweise elektronische Arztbriefe auch weiterhin auf diesem Weg versenden und wären nicht gezwungen, den TI-internen Kommunikationsdienst KOM-LE zu nutzen. Unklar war bisher, ob eine Vergütung elektronischer Arztbriefe nach Ende der auf 2017 begrenzten Vergütungsperiode qua E-Health-Gesetz auch für KV-Connect-Arztbriefe bezahlt wird. Aktuell ist die Vergütung nach E-Health-Gesetz an den Einsatz des elektronischen Heilberufsausweises gebunden. Das wird aber kaum in Anspruch genommen.

Paland sagte in Berlin jetzt, dass er davon ausgehe, dass der eArztbrief über KV-Connect auch in der Telematikinfrastruktur abrechenbar bleibt, sobald KV-Connect als Kommunikationsdienst für die TI zertifiziert ist. Bei den anwesenden Praxis-IT-Herstellern stieß er damit auf offene Ohren. DGN-Geschäftsführer Armin Flender begrüßte die Ankündigung ausdrücklich: „Der Verbreitung der TI wird es helfen, dass nun mit KV-Connect ein bereits funktionierender und bundesweit etablierter Kommunikationsdienst mit einer Vielzahl von Anwendungen von Anfang an dabei ist.“ Im eArztbrief-Feldtest der KVen wurden in anderthalb Jahren von mehreren tausend Ärzten über 115000 eArztbriefe versandt. Der neue, für IT zuständige Vorstand der KBV, Dr. Thomas Kriedel, bedankte sich in Berlin ausdrücklich bei den Praxis-IT-Herstellern für die Umsetzung und „eine beachtliche Leistung“.

Hält der Zeitplan?
Derweil warnt der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) in einem aktuellen Positionspapier vor termingefährdenden Risiken beim Rollout der Telematikinfrastruktur: „Wir sehen eine Reihe teils erheblicher Risiken bei der Umsetzung – vor allem im Rahmen des vorgegebenen Zeitplans“, so bvitg-Geschäftsführer Ekkehard Mittelstaedt. „Diese Risiken kann die Industrie selbst nicht unmittelbar beeinflussen.“ Mittelstaedt betont aber auch, dass die IT-Unternehmen die TI weiterhin befürworten und ausdrücklich unterstützen.

Konkret listet der bvitg sechs Herausforderungen auf, die „rechtzeitig und praxinah gemeistert werden“ müssten. Zum einen fehlten weiterhin für einige sowohl dezentrale als auch zentrale Komponenten der TI „endgültige und umsetzungsfähige“ Spezifikationen sowie ein „etablierter und performanter“ Zulassungs- und Spezifizierungsprozess auf Seiten der gematik. Gefordert werden außerdem eine offizielle und vollständige Test- und Referenzumgebung für die Qualitätssicherung der Implementierung, eine endgültige Finanzierungsvereinbarung für den Rollout und den laufenden Betrieb sowie eine bessere Information der Praxen und Krankenhäuser über Hintergründe, Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit der TI.

Einmal mehr mahnt die Industrie außerdem die verpflichtende Nutzung europäischer und internationaler Standards an. Dies ist nicht zuletzt mit Blick auf die Ausgestaltung des Interoperabilitätsverzeichnisses wichtig, das im Sommer an den Start gehen soll. Schließlich wird auch noch eine transparente, öffentlich zugängliche Darstellung der bisherigen Ergebnisse aus der Vorpilotierung und Pilotierungsphase gefordert.

Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM