E-HEALTH-COM ist das unabhängige Fachmagazin für Gesundheitstelematik, vernetzte Medizintechnik , Telemedizin und Health-IT für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Mehr

Für das ePaper anmelden

Geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden

Anmelden

Passwort vergessen?

Vernetzung |

Patient goes online? AdV-Server soll es richten

Bild: © Stockfotos-MG

Der Prüfbericht der gematik zur mobilen Anbindung der Patienten an die Telematikinfrastruktur liefert das erwartete Ergebnis: Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen wird die Patientenanbindung kompliziert.

 

Der Prüfbericht geht zurück auf das E-Health-Gesetz. Die Kernbotschaft des online einsehbaren, da jetzt durch den Deutschen Bundestag veröffentlichten Dokuments lautet, dass der mobile, oder auch der am Heim-PC stattfindende Zugriff des Patienten auf medizinische Daten der Telematikinfrastruktur, die nicht Teil des Patientenfachs sind, dank Zwei-Karten-Prinzip äußerst komplex und nur mit fragwürdigen Kompromissen möglich wäre.

 

Das Zwei-Karten-Prinzip besagt, dass auf medizinische Daten außerhalb des Patientenfachs nur zugegriffen werden kann, wenn Gesundheitskarte und elektronischer Heilberufsausweis bzw., etwas weiter gefasst, institutionelle Karte gleichzeitig anwesend sind. Das funktioniert bei dem alten Konzept der Patiententerminals in medizinischen Einrichtungen, aber es funktioniert nicht in der mobilen Welt.

 

Die gematik informiert deswegen im Prüfbericht darüber, dass sie das „Anwendungen der Versicherten“ (AdV)-Projekt ins Leben gerufen hat, das – sofern die Politik das Zwei-Karten-Prinzip nicht opfern will – eine Art Umgehungsstraße schafft. Angedacht ist ein so genannter AdV-Server, der ein „integriertes Hardware-Sicherheitsmodul“ enthält, das die „für das Zwei-Karten-Prinzip notwendige zweite Karte“ zur Verfügung stellt. Mit anderen Worten: Damit der Patient seine medizinischen Daten lesen kann, verzichtet man auf den Heilberufler, aber nicht auf die zweite Karte.

 

Es steht zumindest zu befürchten, dass das Ganze so kompliziert wird, wie es klingt. Zwei Alternativen gäbe es. Zum einen, und das scheint in der Politik eine gewisse Sympathie zu haben, könnte man das eigentlich für Patientenvollmachten gedachte Patientenfach zu einer Art Gesundheitsakte hypertrophieren lassen. Die andere Variante wäre, das Zwei-Karten-Prinzip abzuschaffen. Letzteres fordern immer mehr Patientenvertreter, und auch Martin Strunden vom sächsischen Sozialministerium hat diese Position kürzlich im E-HEALTH-COM-Interview vertreten.


Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM