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Vernetzung |

Polylog im Netz

Screenshot: E-HEALTH-COM

Der Gesundheitsminister lädt auf Facebook und Twitter zum Gedankenaustausch über das digitale Gesundheitswesen. Informativ war es, interaktiv nur begrenzt.

 

Wer das Volk erreichen will, sollte (auch) in die sozialen Medien. Wenn man nicht gerade Donald Trump heißt, muss man sich dort die Aufmerksamkeit freilich erst einmal erarbeiten. Mit dem Instrument des „netzpolitischen Dialogs“ versucht die Bundesregierung das immer mal wieder. Jetzt trat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe an und diskutierte auf einem live ins Netz übertragenem Podium mit innovativen Ärzten, Netzaktivisten und einer Vertreterin der Krankenkassen über Start-ups, Telemedizin und IT-gestützte Pflege.

 

Das war punktuell recht illustrativ, vor allem dann, wenn Sascha Lobo mit der GKV-Chefin Doris Pfeiffer in Sachen Finanzierung von Digitalinnovationen aneinandergeriet. Gegensätzlicher können Charaktere kaum sein. Auf der einen Seite Pfeiffer, britisch-kühl im Auftreten, das Gesundheitswesen in den Genen, die schwäbische Hausfrau im Kopf und immer bemüht, die Versichertengelder beieinander zu halten. Auf der anderen Seite Lobo, der aus der Außenperspektive völlig neue Behandlungsansätze am Horizont sieht und dem die Unterhaltung über die Umsetzung von Telemedizin und Co in Deutschland deswegen oft zu eindimensional verlief.

 

Die entscheidenden Stiche machte an diesem Netzabend eine andere, die Berliner Hausärztin Irmgard Landgraf, die sich mit ihrer telemedizinischen Betreuung des Agaplesion Bethanien Sophienhaus in Berlin bundesweit einen Namen gemacht hat. Ihr gelang es, in glasklarer Sprache darzulegen, wo die Vorteile der IT-gestützten ärztlichen Betreuung eines Pflegeheims liegen und warum es trotzdem kaum Ärzte gibt, die auf diese Weise mit Pflegeheimen interagieren. Dass das wenig mit Technik und viel mit Versorgungspolitik zu tun hat, liegt auf der Hand.

 

Aber Technik ist schon auch ein Thema. Dr. Johannes Wimmer aus Hamburg, der nicht im Verdacht steht, ein übertriebener Internetskeptiker zu sein, wies darauf hin, dass Videosprechstunden auch daran scheitern, dass sie für den Arzt oft länger dauern als „normale“ Patientenbesuche. Einwurf Irmgard Landgraf: Wenn die Videosprechstunde einen Hausbesuch oder den Besuch eines Pflegeheims ersetzt, sieht die Sache ganz anders aus.

 

Ein bisschen schade war, dass die – wenn man den Social Media-Zählern glauben darf rund 150 Zuhörer starke – Netzgemeinde zwar kommentieren durfte, aber letztlich nicht wirklich in die Diskussion einbezogen wurde. Einzelne Kommentare wurden verlesen, aber viele andere gingen auch unter, sodass sich der eine oder andere Online-Besucher ein wenig beschwerte. Tatsächlich meldeten sich auffällig viele Ärzte zu Wort, etwa der niedergelassene Orthopäde aus Mainz, der sich bitter beklagte, dass im Jahr 2017 immer noch Papierüberweisungen Standard seien, auf die der Hausarzt nichts anderes als „Mitbehandlung“ schreibe.

 

Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM