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Medizin |

Post-COVID: MHH baut virtuelle Rehaklinik auf

Das telemedizinische Projekt soll Hausarztpraxen bei der Betreuung von Menschen mit Post-COVID-Syndrom unterstützen.

Telemedizin: Kristine Engeleit und Dr. Christoph Korallus sprechen mit einer Patientin. Foto: © Karin Kaiser / MHH

In Niedersachsen gibt es Schätzungen zufolge rund 600.000 Menschen mit dem sogenannten Post-COVID-Syndrom. Sie leiden teilweise noch Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion an Symptomen wie chronischer Müdigkeit, körperlicher Erschöpfung oder Konzentrationsstörungen. Hier setzt ein Vorhaben der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) an: Mit einer virtuellen COVID-Rehabilitationsklinik (ViCoReK-NDS) möchte sie Hausarztpraxen bei der Versorgung dieser Patientinnen und Patienten unterstützen. Das Projekt wird von der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin sowie dem Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin in Kooperation mit dem Hausärzteverband Niedersachsen umgesetzt. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert es mit rund 400.000 Euro.

 

Rehabilitative Versorgungslücken bei der Betreuung

Für die meisten Menschen mit dem Post-COVID-Syndrom sind die Hausärztinnen und Hausärzte die erste Anlaufstelle. Doch da die Erkrankung noch wenig erforscht ist und es keinen ursächlichen Behandlungsansatz gibt, sind die Therapiemöglichkeiten begrenzt. „Eine weiterführende Hilfe könnten Spezialambulanzen sein. Aber bis die Betroffenen dort einen Termin bekommen, können Monate vergehen“, erklärt Projekt-Initiator Dr. Christoph Egen von der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin. Es gibt rehabilitative Versorgungslücken. „Bei eindeutiger Symptomatik können Hausarztpraxen in die Kardiologie oder die Pneumologie überweisen und von dort Befunde erhalten. Aber subjektive Symptome wie Konzentrationsstörungen und Erschöpfung sind schwierig zu diagnostizieren und zu behandeln. Trotzdem müssen sie sehr ernst genommen und therapiert werden“, sagt Kristine Engeleit, Ärztin am Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin. Laut einer MHH-Umfrage wünschen sich Hausärztinnen und Hausärzte in solchen Situationen Unterstützung. Das gleiche gilt auch bei Fragen zur Erwerbsminderung oder Beantragung einer medizinischen Rehabilitation.

 

Unterstützung per Telemedizin

Die virtuelle COVID-Rehabilitationsklinik richtet sich vor allem an diese Hausärztinnen und Hausärzte. „Wir möchten wissenschaftlich fundiertes Wissen und praktisches Knowhow multiplizieren, damit es den Patientinnen und Patienten in der Fläche zugutekommen kann“, erläutert Dr. Christoph Korallus von der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin. Er gehört, so wie auch Kristine Engeleit, zu dem interdisziplinären MHH-Team der COVID-Rehaklinik. Bei dem Projekt handelt es sich um ein telemedizinisches Angebot mit mehreren Modulen, in das auch die Patientinnen und Patienten einbezogen werden.

 

Modularer Aufbau

Das erste Modul umfasst fachliche Fortbildung und Beratung. Hausärzte und Hausärztinnen können sich dort beispielsweise Informationsmaterial oder Videos herunterladen und Termine für Schulungen und fachärztliche Beratung buchen. Im zweiten Modul können sie ihre Patientinnen und Patienten zu einer interdisziplinären Videosprechstunde mit ein oder mehreren Fachleuten des MHH-Teams einladen, um die weitere Versorgung zu besprechen. Im dritten Modul geht es um besonders komplexe Fälle. An dem interprofessionell-interdisziplinären Konsil nehmen außer den Betroffenen, den MHH-Fachleuten und den Hausärzten oder Hausärztinnen auch zwei Therapeutinnen und Therapeuten aus der Physio- oder Ergotherapie teil. „Durch den modularen Aufbau werden die Behandlungswege für die Betroffenen gebahnt und die Schnittstellen bei der Versorgung besser miteinander verknüpft“, hofft Dr. Egen. Ein möglicher Pfad führt dabei auch aus der virtuellen Reha-Klinik in die Sprechstunde zur Rehabilitation bei COVID-19-Langzeitfolgen der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin oder bei Bedarf in Fachambulanzen anderer MHH-Kliniken.

 

Anmeldung schon jetzt möglich

Die virtuelle COVID-Rehabilitationsklinik geht am 1. September dieses Jahres an den Start. Interessierte Hausärztinnen und Hausärzte müssen sich für die Teilnahme registrieren lassen.  Sie können sich dafür schon jetzt bei der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin melden. Die E-Mail-Adresse lautet egen.christoph(at)mh-hannover.de.

 

Der Projekttitel „ViCoReK-NDS“ ist die Abkürzung für „Aufbau einer interdisziplinären und sektorenübergreifenden virtuellen COVID-Rehabilitationsklinik zur telemedizinischen Unterstützung der hausärztlichen Versorgung von Long-COVID-Patient/innen in Niedersachsen“.


Quelle: MHH