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Medizin |

Selbstlernende Insulinabgabe-Systeme auf dem Vormarsch

Künstliche Intelligenz goes Telemedizin: Closed-Loop-Systeme in der Diabetestherapie entwachsen den Kinderschuhen. Der deutsche Markt ist auch für Newcomer spannend.

Quelle: © jull1491

Patienten mit einer Diabetes-Typ-1-Erkrankung haben einen 24-Stunden-Job: Ihr Insulinbedarf ändert sich ständig, abhängig von ihren Aktivitäten, ihrer Ernährung oder anderen Umständen, die die Patienten oft nicht beeinflussen können. Betroffene müssen zu kompetenten Managern ihrer Krankheit werden und immer die richtige Entscheidung treffen, ob und in welcher Menge sie sich Insulin zuführen. Obwohl der Großteil der Patienten diese Aufgabe sehr ernst nimmt, kämpfen sie häufig mit schlecht eingestellten Werten.

 

Die Lösung bietet eine neue Technologie in der Diabetes-Therapie: Autonom handelnde und selbstlernende Insulinabgabe-Systeme, die eigenständig den Insulinwert des Anwenders überwachen und zur richtigen Zeit die richtige Menge Insulin abgeben. Das vom französischen Unternehmen Diabeloop entwickelte DBLG1® ist ein sogenanntes Hybrid-Closed-Loop-System, das künstliche Intelligenz (KI) nutzt, um das Diabetes-Management zu automatisieren und zu personalisieren.

 

„Der Patient wird von der permanenten Belastung befreit, täglich hunderte Entscheidungen treffen zu müssen. Dabei bleibt ihm jedoch die Entscheidung darüber, wie weit das System das Management übernehmen soll“, sagt Marc Julien, Co-CEO von Diabeloop.

 

Bemerkenswert an diesem AID-System (Automated Insulin Delivery) ist dessen Herzstück, ein selbstlernender Algorithmus, der auf einem geschützten Handset gehosted wird. Das Handset führt der Patient jederzeit mit sich. Die Verbindung mit einem kontinuierlichen Glukosemonitor und einer Patch-Insulinpumpe ermöglicht die nahezu vollständig automatisierte Behandlung von Typ-1-Diabetes. Der Vorteil: Diese  präzise Art der Insulingabe kommt der natürlichen Insulingabe besonders nah und verhindert somit Entgleisungen.

 

In Deutschland leiden 340.000 Menschen an Diabetes Typ 1, 32.000 der Betroffenen sind Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren. In den letzten Jahren hat sich die Lebensqualität dieser Patienten durch den Einsatz moderner IT deutlich gesteigert. Wichtigste Stationen dabei waren die Einwicklung der Insulinpumpentherapie, ein kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) und schließlich die Verbindung beider Systeme durch mathematische Kontrollalgorithmen.

 

Die Nachfrage nach AID-Systemen sei sehr groß, berichtet Julien. Das habe sein Unternehmen bewogen, den Schritt auf den deutschen Markt zu wagen. „Deutschlands Markt ist sehr interessant für uns, er ist aber auch anspruchsvoll mit strengen Datenschutzanforderungen. Wenn wir es schaffen, unser Produkt hier zu platzieren, wird das helfen, andere Märkte zu erschließen“, erklärt Julien. Wie in so vielen anderen Bereichen des Gesundheitswesens, ist die Einführung neuer Technologien im Diabetes-Management auch stark patientengetrieben. Die Bereitschaft neue Technologien anzunehmen, weil sich dadurch der Alltag mit der Krankheit besser organisieren lässt, ist bei chronisch Erkrankten oft sehr hoch.