E-HEALTH-COM ist das unabhängige Fachmagazin für Gesundheitstelematik, vernetzte Medizintechnik , Telemedizin und Health-IT für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Mehr

Für das ePaper anmelden

Geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden

Anmelden

Passwort vergessen?

Medizin |

St. Franziskus Stiftung hebt ab

An den Krankenhäusern Hamm und Ahlen in Westfalen wird eine intraoperative Schnellschnitt-Logistik per Drohne pilotiert.

Bild: © RigiTech / Spright

Wenn über dem Enniger Bach zwischen Hamm und Ahlen in Westfalen demnächst eine Drohne mit 2,5 Metern Spannweite entlanggleitet, dann liegt ein Darmkrebspatient gerade narkotisiert im OP. An den Kliniken Hamm und Ahlen der St. Franziskus Stiftung soll in Kürze ein Pilotprojekt starten, bei dem intraoperative Schnellschnitte per Drohne transportiert werden. Bisher fahre man Taxi, sagte Dr. Marc Heiderhoff vom St.Franziskus-eigenen Institut für Krankenhausinformationsmanagement (IKiM) in Münster, das das Projekt koordiniert.

 

Flug spart rund eine halbe Stunde Narkose

Das IKiM kooperiert für sein Drohnenprojekt mit dem US-Unternehmen Spright, Tochterunternehmen des Notfallhubschrauber-Betreibers AirMethods. Die Drohne selbst kommt von RigiTech, es handelt sich um eine der größten nicht-militärischen Drohnen überhaupt, so Heiderhoff. Leer wiegt die Drohne immerhin 13 Kilogramm. Prinzipiell seien auch andere Drohnen für solche Logistiken vorstellbar, etwa die deutschen Wingcopter-Drohnen, betonte Heiderhoff. An dem Pilotprojekt seien die Amerikaner aber interessierter gewesen.

 

Der bisherige Taxi-Workflow erfordere ab Schnellschnitt 57 bis 73 Minuten, in denen Patient oder Patientin narkotisiert auf dem OP-Tisch liegt. Mit der Drohne lasse sich das auf 36 Minuten reduzieren. Für das Pilotprojekt kooperieren die Münsteraner mit dem US-Unternehmen Spright. Zum Einsatz kommt eine Drohne von RigiTech, eine der größten nicht-militärischen Drohnen überhaupt.

 

Der Genehmigungsprozess für derartige Projekte ist weiterhin extrem aufwändig. Agaplesion wollte vor einigen Jahren in Frankfurt Blutprodukte per Drohne transportieren lassen und scheiterte unter anderem daran, dass jeder einzelne Flug beim Tower am Frankfurter Flughafen angemeldet werden musste und dass zwingend ein Pilot verlangt wurde. Das sei mittlerweile anders, so Heiderhoff beim diesjährigen Meeting am Meer: Pilotloses Logistik-Fliegen sei jetzt zulassungsfähig.

 

Nur über Schnellschnitte nicht refinanzierbar

Auch pilotlos bleibt die Sache aber teuer: Bei einem Flug pro Tag kostet der Spaß etwa 600 Euro pro Operation. Das sei nicht refinanzierbar, so Heiderhoff. Die Überlegungen gehen deswegen dahin, die Zahl der Flüge durch Einbeziehung von Labor- und Instrumententransporten zu erhöhen. Da hilft es dann, wenn nicht zu viel Flugstrecke über Wohngebieten liegt. Das ist bei dem Projekt in Westfalen gegeben. Aber auch am Enniger Bach gibt es Tücken: „Die Drohnen dürfen zum Beispiel nur rechtwinklig über Autobahnen fliegen.“