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Vernetzung |

Studie zur Digitalisierung im Krankenversicherungsmarkt veröffentlicht

© vege - Fotolia

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer IMW und der Universität Leipzig haben gemeinsam mit den Gesundheitsforen den Stand der Digitalisierung bei gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen untersucht. Die Ergebnisse der Befragung wurden in einer gemeinsamen Studie veröffentlicht.

 

»Der Krankenversicherungsmarkt wird zunehmend digitaler. Gesetzliche und private Krankenversicherer nutzen digitale Informations- und Kommunikationstechnologien in allen Fachbereichen und entwickeln innovative Anwendungen für ihre Mitarbeiter und Versicherer. Auch im Umgang mit Big Data gibt es Fortschritte. Mit Hilfe unserer Studie können wir diese Entwicklungen deutlich aufzeigen, Herausforderungen und Grenzen im aktuellen Digitalisierungsprozess nennen und Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Gestaltung des digitalen Wandels ableiten«, erläutern Prof. Dr. Dubravko Radić, stellvertretender Leiter der Gruppe Preis- und Dienstleistungsmanagement am Fraunhofer IMW und Inhaber der Professur für Dienstleistungsmanagement an der Universität Leipzig und Dr. Marija Radić, Gruppenleiterin für Preis- und Dienstleistungsmanagement vom Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW in Leipzig.

 

Einer aktuellen Studie des Digitalverbandes Bitkom zur Gesundheit 4.0 zu folge beschäftigen sich 88 Prozent der Bevölkerung regelmäßig mit ihrer Gesundheit, über 50 Prozent davon online. Im Hinblick auf die Informationsbeschaffung im Internet und den Einsatz digitaler Versorgungsleistungen, wie bspw. die Telemedizin, ist eine zunehmende Offenheit auf der Nachfrageseite zu beobachten. Daraus resultiert ein gewisser Anpassungsdruck auf der Angebotsseite. Eine besondere Rolle spielen hier die Krankenversicherungen, da sie im ersten Gesundheitsmarkt die größten und wichtigsten Akteure sind. Doch wie digital sind die Krankenversicherungen aufgestellt? Wie gehen sie mit Innovationen hinsichtlich ihres Leistungsangebots, der Anwendung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sowie neuer Unternehmensstrategien und Geschäftsmodelle um? Zum Stand der Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft gab es in der Vergangenheit vereinzelte Studien. Eine aktuelle und umfassende Betrachtung des Digitalisierungsgrades von privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV und PKV) sowie detaillierte Analysen der verschiedenen Fachbereiche existiert jedoch noch nicht. Diese Forschungslücke soll mit der vorliegenden empirischen Studie geschlossen werden.

 

Prof. Dr. Thorsten Posselt, Institutsleiter des Fraunhofer IMW erklärte dazu: »Mit der Studie verbindet das Fraunhofer IMW Wissenstransfer mit Innovation im digitalen Gesundheitsmarkt. Die gemeinsame Analyse mit den Gesundheitsforen Leipzig knüpft an vorherige Kooperationen an, die zukünftig fortgeführt werden.«

 

Im Rahmen der Onlineerhebung wurden rund 300 Mitarbeiter mit unterschiedlichen Positionen und Funktionen aus 148 GKVen und PKVen sowie deren Verbänden befragt. Für jeden der erhobenen Fachbereiche – Versorgung / Leistung, Kunde / Service, Marketing / Vertrieb, Personal / Organisation, Prozesse/IT, Recht/Compliance/Datenschutz, Strategie/Unternehmensentwicklung, Unternehmens-planung/Controlling/Finanzen – wurde ein gesonderter Fragebogen entworfen. Um die Ergebnisse zu validieren, erfolgte im Anschluss daran eine schriftliche Befragung der Expertinnen und Experten aus den jeweiligen Fachbereichen. Ihre Aussagen flossen in Form von Zitaten in die Studie ein.

 

»Selbst wenn Big Data, Künstliche Intelligenz oder Virtual Reality aktuell in aller Munde sind, so es um die Medizin von morgen geht, die eigentliche Revolution, welche die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit sich bringt, wird oft übersehen: die neue Rolle der Patienten. Sie sind nicht länger passive Zuschauer, sondern werden zu Managern ihrer Gesundheit. Dies gilt es bei allen Transformationsbemühungen nicht zu vergessen«, so Roland Nagel, Geschäftsführer der Gesundheitsforen Leipzig GmbH.

 

Als Fazit lässt sich festhalten: Die digitale Transformation des Krankenversicherungsmarktes ist bereits in vollem Gange und hat alle Fachbereiche erfasst. Es werden jedoch überall noch deutliche Ausbaupotenziale gesehen. Als externe Schwierigkeiten im Digitalisierungsprozess werden vor allem rechtliche Rahmenbedingungen, fehlende Standards und Unsicherheit über zukünftige Technologien gesehen. Intern bereitet den meisten Befragten die mangelnde digitale Kompetenz der Beschäftigten, fehlende zeitliche Ressourcen und die Umstellung bestehender IT-Systeme Schwierigkeiten. Etwa ein Drittel der Krankenversicherungen beschreiben zudem ihre Veränderungskultur als eher gering.

 

Um den veränderten Wünschen der Kunden nach digitalen Angeboten Rechnung zu tragen und neue Versorgungsanwendungen zu entwickeln, kooperieren zwei Drittel der PKVen und 44 Prozent der GKVen mit Startups. Jede dritte GKV stellt zusätzliche Innovationsbudgets für strategische Digitalisierungsprojekte zur Verfügung. Auch die Kommunikationswege orientieren sich immer mehr an dem Verhalten der Versicherten. Über zwei Drittel der GKVen bietet mittlerweile eine App zur Selbstverwaltung der eigenen Daten an und auch der Austausch über Facebook ist keine Seltenheit mehr. In der Arbeitsorganisation nehmen dank der Digitalisierung Effizienz, Transparenz und Qualität durchschnittlich zwar eher zu, demgegenüber ist jedoch eine Abnahme der Motivation bei den Mitarbeitenden wahrzunehmen.

 

Die vollständige Studie steht Ihnen auf der Website der Gesundheitsforen zum kostenfreien Download zur Verfügung.

 

Quelle: Fraunhofer IMW, Gesundheitsforen Leipzig & Universität Leipzig