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Vernetzung |

Swiss eHealth-Barometer 2022: Verbesserung in der Gesundheitsvernetzung in Reichweite

Auch nach den ersten Erfahrungen im Berufsalltag gibt es von der Mehrheit der Gesundheitsfachpersonen Zustimmung für das elektronische Patientendossier (EPD). Gemäss der aktuellen Studie hilft das EPD bei der Prozessoptimierung und der Vermeidung von Doppelspurigkeiten. Trotz berechtigter Kritik ist das EPD ein wichtiger Schritt für die Zukunft des digitalen Gesundheitswesens. Nun gilt es, das EPD aktiv der Bevölkerung zu empfehlen, um es auch mit zusätzlichen Erfahrungswerten weiter zu verbessern.

Trotz kritischer Stimmen in den Medien zeigt das Swiss eHealth-Barometer 2022, dass Mehrheiten der Gesundheitsfachpersonen für die Einführung des elektronischen Patientendossiers gemäss Bundesgesetz sind. Besonders hilfreich am EPD finden Gesundheitsfachpersonen die Prozessoptimierung. Darunter fällt beispielsweise die Vereinfachung der Prozesse und der Abläufe sowie der Kommunikation, was etwa heisst, dass weniger Telefonate zu führen sind und weniger Papier verwendet werden muss. Auch die Vermeidung von Doppelspurigkeiten und Fehlern wurde erwähnt. Für Lukas Golder, Co-Leiter von gfs.bern und Studienleiter des Swiss eHealth-Barometer seit 2009, ist klar: «Das EPD bringt mehr Vor- als Nachteile. Es ist ein zentraler Schritt, um das Gesundheitswesen zu digitalisieren. Das entspricht dem Wunsch der Ärzteschaft und der Bevölkerung.»


Besserer Austausch in Reichweite

Die Mehrheit der Gesundheitsfachpersonen sieht grossen resp. gewissen Verbesserungs- oder Innovationsbedarf bei "digitalen Schnittstellen für den Austausch mit anderen Gesundheitsfachpersonen ausserhalb der eigenen Institution". Indes geben 10 Prozent der Ärzteschaft an, dass das EPD die Notwendigkeit der Nutzung anderer Austauschformate als dem EPD vollständig reduziert hat. Das ist der erste empirische Beleg dafür, dass sich mit dem EPD unter anderem die umfangreichen Austauschaufwände reduzieren oder sogar fast vollständig reduzieren lassen. Auf diese Effizienzsteigerung setzt auch Spitex Schweiz und empfiehlt ihren Organisationen die Nutzung des EPD: «Der Nutzen steigt deutlich, wenn das EPD von allen Gesundheitseinrichtungen und -fachpersonen genutzt und mit relevanten Informationen versehen wird und so Informationen zeitnah verfügbar sind», erläutert Cornelis Kooijman, Leiter Grundlagen und Entwicklung von Spitex Schweiz, «unsere Organisationen verfügen über relevante, elektronisch verwaltete Gesundheitsinformationen, die in ein EPD gehören. Es ist nun wichtig, dass sich Spitexorganisationen in Stammgemeinschaften in ihrer Versorgungsregion aktiv engagieren und die Anbieter eines EPD offen auf die Organisationen zugehen und den Nutzen des EPD aufzeigen.»


Mehr Nutzungserfahrungen benötigt
Adrian Schmid, Leiter von eHealth Suisse, ordnet ein: «Die grundsätzlich positive Einstellung zur digitalen Vernetzung und zum EPD ist erfreulich. Dies ist insbesondere in der jetzigen Startphase des EPD nicht selbstverständlich. Denn viele Gesundheitseinrichtungen haben investiert, einen Nutzen gibt es aber erst punktuell, weil noch nicht sehr viele EPDs eröffnet wurden.» Konkret fehlt es noch an umfangreichen Nutzungserfahrungen: Der Anteil der Bevölkerung, der ein EPD besitzt, liegt in der aktuellen Studie im Promille-Bereich. Umso wichtiger ist es, dass Gesundheitsfachpersonen das EPD aktiv an Patientinnen und Patienten/Klientinnen und Klienten/Bewohnerinnen und Bewohner empfehlen. Denn, wie die Studie belegt, würden 20 Prozent der Bevölkerung, die grundsätzlich kein EPD eröffnen würden, umgestimmt, wenn ihnen eine Gesundheitsfachperson das EPD empfehlen würde. Kritisiert wird nach wie vor die Freiwilligkeit für ambulante Leistungserbringende oder auch die Aktualität der vorhandenen Informationen eines EPD.


Bevölkerung positiv gestimmt bei Gesundheits-Apps

Gesundheits-Apps gewinnen stets an Bedeutung im medizinischen Alltag. Der Anteil, der sich die Nutzung von Gesundheits-Apps vorstellen kann oder diese bereits nutzt, ist seit der letzten Studie 2021 deutlich angestiegen. Es sind vor allem die 18- bis 64-Jährigen, die sich offen für die Nutzung solcher Apps zeigen. Auch die SwissCovid App erhielt breite Zustimmung während der COVID-19-Pandemie: Die Mehrheit glaubte an die Nützlichkeit der App und wertschätzt, dass sie dabei hilft, ein normales Leben zu führen. Knapp die Hälfte derer, die eine Meldung einer möglichen Ansteckung erhalten haben, hat sich im Anschluss testen lassen. Das Bewusstsein der Nützlichkeit solcher Gesundheits-Apps wird dementsprechend weiter hoch bleiben.


Überzeugungsarbeit vonseiten EPD-Anbietern nötig
Das EPD kann also vom Erfolg der SwissCovid App profitieren, muss aber dennoch an gewissen Orten Überzeugungsarbeit leisten. «Verzögerungen und Schwierigkeiten beim Aufbau der Stammgemeinschaften und EPD-Plattformen haben Verunsicherungen bei den Heimen ausgelöst. Parallel dazu fehlen konkrete Nutzererfahrungen. Die Stimmung der Heime gegenüber dem EPD ist entsprechend teilweise verhalten und kritisch», erklärt Anna Jörger, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei CURAVIVA, «Mit guten Funktionalitäten können die Anbieter des EPDs jedoch künftig Nutzen stiften, was auch die Heime überzeugen wird.»

 

Methode
Befragt wurden für das Swiss eHealth-Barometer 2022 1.438 Gesundheitsfachpersonen und Akteure aus dem Gesundheitswesen aus fünf Tätigkeitsfeldern (Ärztinnen/Ärzte, IT-Verantwortliche in Spitälern, Alters- und Pflegeheime, eHealth-Verantwortliche in Kantonen, Mitglieder von Spitex Schweiz) zwischen dem 1. November 2021 und 3. Januar 2022 sowie auch 1.207 Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz zwischen dem 3. und 17. Januar 2022.

 

Quelle: gfs.bern / Swiss eHealth Barometer 2022