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Vernetzung |

Techniker Krankenkasse geht in die Betatests

Bild: © TK

Es geht los. Die elektronische Gesundheitsakte von Techniker Krankenkasse und IBM öffnet demnächst für Versicherte. Die Registrierung für innovationsfreudige Betatester hat begonnen.

 

Volles Haus in der Bundespressekonferenz. Als die Techniker Krankenkasse am Dienstag den Beginn der Betatests ihrer elektronischen Gesundheitsakte verkündete, stauten sich die Journalisten bis vor die Tür. „TK-Safe“ soll die neue Akte heißen, die über die TK-App zugänglich ist. Physisch liegen die Daten Ende-zu-Ende-verschlüsselt in einem Rechenzentrum von IBM in Frankfurt am Main.

 

Im ersten Schritt werde die Krankenkasse sämtliche ihr zur Verfügungen stehenden Daten der Versicherten für die EGA zur Verfügung stellen, sagte TK-Vorstand Jens Baas in Berlin: „Niemand startet mit einer leeren Akte.“ Dazu gehören Diagnosen inklusive Nennung des Arztes, der die Diagnosen gestellt hat, Informationen zu stationären Aufenthalten, die Summen, die die TK für stationäre und ambulante Leistungen bezahlt in Euro, außerdem rezeptierte Medikamente, Informationen über Impfungen und vieles mehr.

 

Kooperationen mit Leistungserbringern

Das alles, auch das gehört zur Wahrheit, ist vorerst unvollständig. Ambulante Diagnosen und Behandlungen erreichen die Akte mit den gesetzlich verankerten Verzögerungen: Die KVen übermitteln die Daten nicht sofort an die Krankenkasse. Stationäre Daten und Medikationsdaten sind schneller verfügbar, aber auch dort wird es Lücken geben, etwa bei Informationen zu Impfungen, die länger als fünf Jahre zurückliegen und die der Krankenkasse nicht mehr zur Verfügung stehen, weil sie gelöscht werden müssen.

 

Die Lücken will die TK durch umfangreiche Kooperationen mit Leistungserbringern und den Herstellern von IT-Systemen schließen. Einer der ersten Partner sind die Agaplesion-Kliniken, die vom Start weg eine Anbindung schaffen wollen: „Wir haben pro Jahr 70000 ambulante und stationäre Patienten, die bei der TK versichert sind und denen wir Daten zur Verfügung stellen können“, sagte Agaplesion-Vorstand Markus Horneber.

 

Kooperationsinteresse besteht bei zahlreichen anderen Krankenhausbetreibern, wobei die die Anbindung gemeinsam mit ihren KIS-Herstellern bewerkstelligen müssen. Und hier herrscht eine gewisse Skepsis hinsichtlich bilateraler Vereinbarungen. Was die Industrie fordert, ist Interoperabilität bzw. als Minimum einheitliche technische Schnittstellen für den Datentransfer in E-Akten, ob sie nun von der TK oder der AOK oder jemand anderem stammen. Aktuell ist seitens der KIS-Hersteller zumindest Cerner schon mit im TK-Boot.


Klares Bekenntnis zu Datenschutz und Datensicherheit

Auch die Patienten selbst sollen künftig Daten in TK-Safe einstellen können. Gleich von Beginn an funktionieren soll Baas zufolge das Einscannen von Medikamentenschachteln, um die Medikationsliste zum Beispiel durch OTC-Medikamente ergänzen zu können. Gesundheits-Tracker sollen als Datenlieferanten zu einem späteren Zeitpunkt eingebunden werden.

 

Das Sicherheitskonzept von „TK-Safe“ erläuterte Matthias Hartmann, Geschäftsführer von IBM Deutschland. Die Datenliegen physisch in einem Rechenzentrum von IBM in Frankfurt am Main und sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Das heißt, dass alle Daten – egal ob sie von der Krankenkasse, einem Krankenhaus oder dem Versicherten selbst stammen – mit einem persönlichen Schlüssel des Akteninhabers dort, wo sie herkommen, verschlüsselt werden. Und sie können nur mit Hilfe des persönlichen Schlüssels auf dem Smartphone des Aktenbesitzers geöffnet werden. „Weder IBM noch TK können die Daten einsehen. IBM kennt nicht einmal die Namen der Versicherten“, betonte Hartmann. „Es gibt auch keinerlei datengetriebenes Geschäftsmodell auf Seiten von IBM.“

 

Was macht die Gematik?

Sowohl Hartmann als auch Baas betonten, dass die Gesundheitsakte auch von anderen Krankenkassen genutzt werden könne. Eine Exklusivvereinbarung diesbezüglich gebe es nicht. Die EGA-Beauftragte der TK, Susanne Ozegowski, ging in Berlin auch darauf ein, wie die TK-Akte mit Plänen der Gematik zusammengeht, die mit Frist bis Ende des Jahres eine primär auf die Arztkommunikation ausgerichtete elektronische Patientenakte (EPA) sowie ein elektronisches Patientenfach spezifiziert: „TK-Safe ist keine Insel. Hier entsteht nichts, was nachher nicht kompatibel ist“, so Ozegowski. Konkret sieht sie die eGA als ein erweitertes Patientenfach, das in Zukunft die Gematik-Anforderungen aufnimmt und ergänzt. Aber: „Die Spezifikation der Gematik darf nicht im Widerspruch zu dem stehen, was wir gemacht haben.“ 

Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM