Wie Telemedizin die persönliche Betreuung durch Ärzt:innen und Gesundheitspersonal sinnvoll ergänzen kann, zeigt das Projekt HerzMobil bereits seit 2019 in der Steiermark. Menschen mit Herzschwäche messen täglich Blutdruck, Puls und Körpergewicht und übertragen diese Werte an das Betreuungsteam. Dieses kann die Therapie dadurch noch gezielter an die Patient:innen anpassen. Auch haben die unterschiedlichen Betreuer:innen (Fach- und Allgemeinmedizin, Pflege, Diätologie etc.) und natürlich die Patient:innen selbst Zugriff auf dieselben Daten. Studien bestätigen, dass die Mortalität durch den HerzMobil-Einsatz deutlich sinkt. Entwickelt wurde HerzMobil von telbiomed, einem Spinn-off von AIT Austrian Institute of Technology.
Innovation im Bereich Telemedizin bei Essstörungen
Auch über die Herzgesundheit hinaus kann die Ergänzung der persönlichen medizinischen Betreuung durch Telemedizin die Qualität der Gesundheitsversorgung für verbessern. Kerstin Rudolf, Innovatonsmanagerin bei LebensGroß, und das LeLi-Team rund um Nina Baumgartner sahen im Bereich Essstörung großes Potenzial. LebensGroß betreibt mit LeLi seit 2021 ein Tageszentrum für Essstörungen in Graz. „Wir haben sehr unterschiedliche Angebote für unsere Teilnehmerinnen. Manche sind täglich vor Ort, andere nur einige Tage die Woche und wieder andere nutzen die wöchentlichen Gesprächsgruppen“, erläutert LebensGroß-Innovationsmanagerin Rudolf.
Zusammenarbeit im Betreuungsteam
„Unabhängig von der Betreuungsform ist es bei Essstörungen aber immer wichtig, dass die Zusammenarbeit zwischen den Betreuenden funktioniert. Etwa der Hausärztin, die das Blutbild kontrolliert, den stationären Einrichtungen, wenn ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist, der Diätlogin, dem Psychotherapeuten und natürlich uns“, nennt Rudolf Beispiele. „So ist die Ideen entstanden, eine Telemonitoring-Lösung zu entwickeln und wir haben dazu telbiomed kontaktiert.“ Entstanden ist eine Kooperation und das Projekt „DiLeLi“, das vom Gesundheitsfonds Steiermark im Rahmen von „Digital!Healthcare“ gefördert wird. Rudolf erläutert: „Die Basis sind die für HerzMobil bereits getätigten Entwicklungsarbeiten, auf die wir gemeinsam mit telbiomed aufbauen. Mit DiLeLi entwickeln wir nun ein Telemonitoring-System für Menschen mit Essstörungen, in das wir neben dem LeLi Tageszentrum weitere Partner aus dem Versorgungsnetzwerk einschließen können. Alle ‚Health Professionals‘ haben damit dieselbe Basis für die Betreuung.“
DiLeLi kann individuell konfiguriert werden
Auch die Menschen mit Essstörungen selbst spielen eine wichtige Rolle. Rudolf nennt Beispiele: „Wir weisen über die App die Termine zu und die Teilnehmenden müssen aktiv zu- oder absagen. Das erhöht die Verbindlichkeit. Das ist in der Behandlung von Essstörungen ein wichtiger Faktor, da die Verlässlichkeit oft ein Knackpunkt ist. Die App hat auch die Möglichkeit, dass Puls, Blutdruck und andere Parameter von den Teilnehmenden selbst eingetragen werden. Das wird aber von Person zu Person individuell entschieden, da gewisse Messwerte bei diesem Erkrankungsbild natürlich ein sensibles Thema sind.“ Auch das persönliche Wohlbefinden kann von den Teilnehmenden eingetragen werden.
Flexibles System
Das DiLeLi-System wird derzeit von LeLi-Teilnehmenden getestet, um die Nutzerfreundlichkeit zu erhöhen. Auch wird daran gearbeitet, Netzwerkpartner mit ins Team holen, um eine ganzheitliche Begleitung der Essstörung zu ermöglichen. Ein weiterer Aspekt dabei: Für das Behandlungsteam alle relevanten Informationen gesammelt verfügbar zu haben und einen sicheren und raschen Austausch von Informationen (auf kurzem Weg) zu ermöglichen.
DiLeLi wird zwar für die Eigennutzung im LeLi Tageszentrum entwickelt, soll aber langfristig auch darüber hinaus genutzt werden. „Wir entwickeln ein System für alle, die Essstörungen behandeln“, so Rudolf. Und auch über Essstörungen hinaus gibt es noch viele Erkrankungen, in denen Telemedizin die Qualität der Versorgung verbessern kann.
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Quelle: Gesundheitsfonds Steiermark