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Medizin |

Telemedizinpreis 2018 für eine Patientenakte

Verleihung des Telemedizinpreises 2018: Prof. Dr. med. Gernot Marx, Vorstandsvorsitzender DGTelemed (links), und Günter van Aalst, stv. Vorstandsvorsitzender DGTelemed (rechts), überreichen den Preis an Dr. med. Amir Parasta, epitop medical GmbH, für die elektronische Akte em.net. Foto: ZTG GmbH

Beim Jahreskongress der DGTELEMED in Berlin hat das Unternehmen Epitop den Telemedizinpreis 2018 erhalten – für eine leistungserbringergesteuerte Akte, die Optiker einbindet.

 

In Zeiten, in denen Krankenkassen wie die Techniker und die DAK mit ihren mobilen Smartphone-Akten Schlagzeilen machen, geraten Aktensysteme, die auf Leistungserbringerseite initiiert wurden, mitunter etwas in Vergessenheit. Mit der Patientenakte EM.NET des Münchener Unternehmens Epitop Medical hat eine solche Lösung jetzt den Telemedizinpreis 2018 der DGTELEMED bekommen.

 

„Wir sehen unsere ärztlich moderierte Akte nicht zuletzt als eine Alternative zu Akten wie Vivy und TK-Safe, die von den Krankenkassen initiiert werden. Sie finanziert sich selbst und schlägt Brücken zwischen unterschiedliche Segmente der Versorgung“, betont Gründer und Geschäftsführer Dr. Amir Parasta gegenüber E-HEALTH-COM.

 

Das Besondere an der EM.NET Akte ist, dass sie auch nicht ärztliche Leistungserbringer einbindet, in dem ausgezeichneten Projekt konkret niedergelassene Augenärzte mit Optikern vernetzt, außerdem mit telemedizinisch tätigen Ärzten. In Deutschland nutzen nach Auskunft des Unternehmens aktuell 197 Augenoptiker die Akte. Weitere 161 sind es in anderen europäischen Ländern. Pro Optiker gibt es in Deutschland jeweils sechs bis zwölf eingebundene Ärzte, die nach Art regionaler Kompetenznetze die Akte mit dem Optiker gemeinsam nutzen. Circa 30.000 Transaktionen werden in 2018 allein in diesem Projekt erwartet.

 

Use Cases: Augenmedizinische Vorsorge und Katarakt-OP

Bisher wurden zwei Anwendungsszenarien realisiert. Das eine ist eine augenmedizinische Vorsorgeuntersuchung, die in der Regel im Kontakt zwischen Patient/Kunde und Optiker initiiert wird. Bei dieser Untersuchung kommt in den Räumen des Optikers eine Funduskamera zum Einsatz, die Netzhautbilder aufnimmt. Diese Bilder werden dann vom Optiker über ein Portal in die individuelle Patientenakte eingestellt.

 

Per Fundusaufnahme lassen sich unter anderem Frühzeichen einer diabetischen Retinopathie oder einer hypertensiven Augenerkrankung detektieren. Das passiert aber nicht beim Optiker, sondern bei einem kooperierenden Ärztenetz aus Augenärzten, die telemedizinisch arbeiten. Diese erstellen einen Bericht mit Bewertungen und Empfehlungen, der dann ggf. einen Besuch beim Augenarzt nach sich zieht. Hier kommt dann ein Augenarzt vor Ort ins Spiel. Der erhält den Bericht und ist damit optimal auf den Patienten vorbereitet, auch wenn er ihn noch gar nicht kennt.

 

Das zweite, kürzlich neu implementierte Szenario ist die Betreuung von Patienten mit Kataraktoperation. Auch hier kann der Augenoptiker, die Akte initiieren – nämlich dann, wenn im Rahmen einer Vorsorge ein grauer Star auffällt. Auch hier liegt für den Augenarzt der Vorteil darin, dass der Patient bei ihm bereits vordiagnostiziert erscheint und die Kataraktoperation entsprechend zügig durchgeführt werden kann. Der Optiker profitiert insofern davon, als er die Nachsorge der Kataraktoperation gemeinsam mit den Ärzten übernimmt – und damit in vielen Fällen auch die bei drei von vier Patienten trotz Operation noch nötige Brillenversorgung.

 

Anwendungsszenarien auch außerhalb der Augenheilkunde

Zu den Besonderheiten der EM.NET-Akte gehört, dass sie aus der Versorgung heraus entwickelt wurde und keine Fördermittel in Anspruch nimmt. Augenärzte und Optiker bezahlen einen geringen monatlichen Betrag für die Anbindung. Die Kosten in Höhe von 25 Euro für die Vorsorgeuntersuchung übernimmt der Optiker. „Durch die Einbindung nicht-approbierter Berufe generieren wir mit unserer Akte einen Mehrwert für alle Beteiligten. Ähnliche Konzepte verfolgen wir auch in anderen Fachbereichen über die Augenheilkunde hinaus, beispielsweise innerhalb von Tumorzentren oder in der Radiologie. Das mit dem Telemedizinpreis ausgezeichnete Projekt hat aber das größte Wachstum“, so Amir Parasta.


Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM