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Medizin |

Telemonitoring bei Schwangeren ist ein Erfolg

Germany’s next Top-DIGA? Im BaTeleS-Projekt haben Frauen mit Risikoschwangerschaft stark von einem Blutdruck-Telemonitoring profitiert.

Quelle: © vectorfusionart – stock.adobe.com

Die Blutdruckeinstellung bei Patienten mit arterieller Hypertonie ist in der Regel eine gemächliche und schrittweise Sache, die nicht zwingend den engmaschigen Kontakt erfordert, den ein Telemonitoring potenziell bietet. Das gilt für die „normale“ Mehrheit der Patienten, es gibt aber auch eine relevante Minderheit mit schwer einstellbarem Blutdruck oder besonderen Risiken, und hier kann das Telemonitoring seine Stärken ausspielen.

 

Eine dieser Risikogruppen sind schwangere Frauen, die entweder eine vorbestehende arterielle Hypertonie haben oder während der Schwangerschaft einen überhöhten Blutdruck entwickeln. Auf diese Patientinnen hat sich das Bayerische Telemedizin Projekt Schwangerschaft (BaTeleS) konzentriert, das weltweit erste telemedizinische Versorgungsprojekt, das sich speziell an schwangere Patientinnen mit Hypertonie richtete. Geleitet wurde das Projekt von Prof. Dr. Martin Middeke vom Hypertoniezentrum und Blutdruckinstitut München und von Dr. med. Karl-Philipp Gloning vom schwangerschaftsmedizinischen Zentrum Pränatal-Medizin München.

 

BaTeleS war eine Fall-Kontroll-Studie, die zeigen sollte, dass ein engmaschiges Telemonitoring von Blutdruck und Körpergewicht bei Risikoschwangerschaften bessere Ergebnisse bringt als die Standardversorgung. Zwischen 2016 und 2019 wurden in Summe 80 schwangere Frauen mit erhöhtem Risiko rekrutiert und per Telemonitoring versorgt. 80 weitere, statistisch auf die Interventionsgruppe abgestimmte Patientinnen dienten als Kontrollgruppe.

 

Zu den Endpunkten der Studie zählten Geburtsgewicht, Frühgeburtlichkeit und (Prä)-Eklampsie. „Wir werden die Ergebnisse demnächst im Detail veröffentlichen, aber was wir schon sagen können ist, dass sie sehr erfreulich aussehen. Unsere Erwartung wurden erfüllt beziehungsweise eigentlich übertroffen“, so Middeke zu E-HEALTH-COM. Sowohl kindliche als auch mütterliche Risiken und Komplikationen seien in der Interventionsgruppe signifikant seltener aufgetreten. Da dies auch für Frühgeburtlichkeit und damit neonatologische Intensivversorgung galt, dürfte sich die telemedizinische Überwachung nicht nur medizinisch, sondern auch finanziell rechnen, denn die Inkubatorversorgung bei Frühgeburtlichkeit ist sehr teuer.

 

Wie geht es weiter? Medizinische und ökonomische Argumente sprechen für das Telemonitoring von hypertensiven Risikopatienten, aber das reicht bekanntlich nicht automatisch, um in die Regelversorgung zu kommen. „Letztlich muss eine Abrechenbarkeit geschaffen werden. Auf Basis unserer Ergebnisse sollte das eigentlich nicht schwerfallen“, so Middeke. Für die konkrete Umsetzung wird jetzt eine Schwangerschaftshypertonie-App entwickelt, die allein oder in Kombination mit einem Blutdruckselbstmessgerät von den betreuenden Ärzten eingesetzt werden kann. Vielleicht schaffte es diese Anwendung ja als „App auf Rezept“ auf die im Aufbau befindlichen BfArM-Liste für digitale Gesundheitsanwendungen.