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Medizin |

Telerehabilitation: Bringt Corona den Durchbruch?

Eine Befragung von Therapeutinnen und Therapeuten in Österreich zeigt: Telerehabilitation war dort bisher so gut wie kein Thema. Corona könnte das ändern.

Corona-Virus überall: Auch in Österreich wurde der traditionsreiche TELEMED Austria Kongress am 28. Mai in diesem Jahr als Online-Kongress abgehalten. Und wie anderswo hat in Österreich die Telemedizin durch das Corona-Virus einen deutlichen Schub erhalten. Aber gilt das auch für therapeutisch-rehabilitative Fächer wie die Physiotherapie, die Ergotherapie oder die Logopädie?

 

Im Kontext des im österreichischen COMET-Programm geförderten, auf Gefäßalterung und Schlaganfallversorgung fokussierten Forschungszentrums VASCage hat die Physiotherapeutin und Wissenschaftlerin Dr. Barbara Seebacher kurz vor der Corona-Krise eine Umfrage konzipiert und Anfang Januar gestartet. Die Studie wollte anhand validierter Fragebögen untersuchen, inwieweit Telerehabilitation in Österreich überhaupt ein Thema ist. 82 Therapeutinnen und Therapeuten konnten befragt werden, bevor die Studie Corona-bedingt unterbrochen werden musste.

 

Das Ergebnis, das Seebacher beim TELEMED Austria Kongress vorstellte, ist etwas ernüchternd, aber aus Sicht der Wissenschaftlerin nicht weiter überraschend: „Insgesamt war das Wissen um die Möglichkeiten der Telerehabilitation und auch das Interesse daran relativ gering.“ Therapeutinnen und Therapeuten mit höherer Bildung sowie jüngere Umfrageteilnehmer hatten eine höhere Technikaffinität und eine höhere Bereitschaft, telerehabilitative Maßnahmen einzusetzen. „Das Ergebnis spiegelt letztlich die Situation der Telerehabilitation vor der Corona-Krise wider“, so Seebacher. „Zwar ist seit 2019 sozialgesetzlich vorgesehen, Telerehabilitation zu forcieren. Sie kam aber in Österreich de facto nicht vor und wurde auch von der Sozialversicherung nicht erstattet.“

 

Die Corona-Krise könnte das ändern: Mittlerweile würden telerehabilitative Maßnahmen von zwei der drei großen Sozialversicherungsträger bezahlt, so Seebacher. Das ist zwar bisher, wie ähnliche Regelungen in Deutschland, zeitlich limitiert auf die Corona-Krise. „Zumindest die Physiotherapeuten versuchen aber derzeit zu verhandeln, dass sich das nach der Krise nicht gleich wieder ändert“, so Seebacher. In jedem Fall führte die Corona-Krise dazu, dass die Therapeutinnen und Therapeuten in den letzten Monaten Kontakt mit dem Thema Telemedizin hatten.

 

Um zu sehen, ob sich das auch in den Einstellungen zur Telerehabilitation niedergeschlagen hat, führen die VASCage Wissenschaftler ihre Befragung jetzt mit einer zweiten Befragungswelle fort. Sie werden dadurch einen interessanten Vorher-Nachher-Vergleich bekommen. Es ist auch geplant, im Herbst eine weitere Befragungskohorte in Deutschland zu starten.

 

Prinzipiell biete die Telerehabilitation völlig unabhängig von der Corona-Krise die Möglichkeit, die Behandlungsfrequenz und damit die Effektivität rehabilitativer Therapien zu erhöhen, so Seebacher: „Das gilt für alle Behandlungen, bei denen nicht zwingend die Hände des Therapeuten nötig sind. Ziel muss es sein, dass wir ausgereifte und für die Patienten ansprechende telerehabilitative Programme bekommen, die auch eine Bewegungserfassung ermöglichen und den Patienten Feedback geben können.“

 

 

Weitere Informationen:

Kongressprogramm und Vortrags-Abstracts TELEMED Austria

https://www.telemedaustria.at/kongress#programm

 

VASCage Forschungszentrum

http://www.vascage.at