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TÜV-Verband gibt Tipps zum Umgang mit Gesundheits-Apps

Daten und Handlungsempfehlungen von gesundheitsbezogenen Apps sollten kritisch hinterfragt werden. Das empfiehlt der TÜV-Verband.

Bild: © keBu.Medien – stock.adobe.com, 544610359, Stand.-Liz.

Von der Diät über Ferndiagnosen bis zum Entspannungsprogramm finden sich digitale Helfer, um die Gesundheit zu fördern oder Erkrankungen zu bekämpfen. Insgesamt gibt es laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aktuell rund 284.000 Gesundheits-Apps, die zum Download in den Stores zur Verfügung stehen. „Während die Auswahl an Gesundheits-Apps immer größer wird, nimmt die Übersichtlichkeit für die Verbraucher:innen ab. Bei der Nutzung sollten die Angaben der Apps immer kritisch und reflektiert betrachtet werden", sagt Mark Küller, Referent für Medizinprodukte beim TÜV-Verband. „Denn viele Apps sind keine Medizinprodukte, sondern eher dem Lifestylebereich zuzuordnen."

 

Der TÜV-Verband gibt Verbraucher:innen jetzt Tipps, wie sie Gesundheits-Apps sicher nutzen können und erklärt, welche Unterschiede es zwischen Medizinprodukten und anderen Gesundheits-Apps gibt.

 

Lifestyle-Angebote richtig einschätzen

Die wohl bekanntesten Apps im Gesundheitsbereich sind Lifestyle-Apps, zu denen insbesondere Fitness-, Wellness-, Bewegungs- und Ernährungs-Apps gehören. Sie sollen das Fitnessstudio ersetzen, einen Diätplan erstellen, für Entspannung sorgen oder einfach zu mehr Bewegung verhelfen. Heute sind sie bereits auf vielen Smartphones vorinstalliert und werden häufig in Kombination mit sogenannten Wearables wie Smartwatches oder anderen smarten Trackern vermarktet. Die Lifestyle-Apps werden häufig von IT-Firmen, Sportmarken oder Fitnessstudios entwickelt und bieten Funktionen wie Schrittzähler, Kalorienzähler, Trainingspläne oder Entspannungsprogramme. In Kombination mit intelligenten Armbändern oder einer Smartwatch zeigen die Apps auch Körperwerte wie den Puls an.

 

Diese Apps sollen in erster Linie dabei helfen, den Nutzer:innen gesundheitsbewusstes Verhalten nahezubringen und sie bei dem Erreichen ihrer Gesundheits- und Fitnessziele unterstützen. „Lifestyle-Apps können viele Vorteile bieten und einen gesunden Lebensstil unterstützen. Allerdings nur, wenn die Nutzer:innen die Angaben kritisch hinterfragen und die App nicht als Ersatz für professionelle medizinische Diagnose, Beratung oder Behandlung sehen", sagt Küller. „Der Ehrgeiz, die vorgeschriebenen Ziele einzuhalten, sollte nicht über den eigenen gesundheitlichen Bedürfnissen stehen."

 

Lifestyle-Apps werden in der Regel keiner unabhängigen Prüfung unterzogen und unterliegen nicht den strengen Anforderungen an Sicherheit und Leistungsfähigkeit der europäischen Medizinproduktegesetzgebung. Sie tragen zwar die CE-Kennzeichnung, mit der der Hersteller aber nur erklärt, dass sein Produkt grundsätzlich alle einschlägigen europäischen Anforderungen an Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz erfüllt. Die Kennzeichnung bedeutet aber nicht, dass es sich dabei um ein zertifiziertes Medizinprodukt handelt, das zum Beispiel genaue medizinische Daten liefert. Die Apps müssen zusätzlich nur die Grundanforderungen der App-Stores an Lauffähigkeit und Co. erfüllen, um zum Download bereitzustehen.

 

Umso wichtiger ist es, dass Verbraucher:innen die Angaben solcher Apps kritisch hinterfragen und ihnen nicht blind vertrauen. Denn zum einen sammeln viele Apps sensible persönliche Daten und geben diese zum Teil an Dritte weiter. Zum anderen handelt es sich bei vielen Angaben um Orientierungs- und nicht um exakte medizinische Werte, die erst recht nicht als Diagnose betrachtet werden oder der „Eigendiagnose“ dienen sollten. Vertrauen Nutzer:innen den falschen Angaben, kann das im schlimmsten Fall der Gesundheit schaden.

 

Serviceorientierte Apps im Gesundheitsbereich

Die bekannteste serviceorientierte App ist die Corona-Warn-App der Bundesregierung. Sie wurde entwickelt, um das Corona Virus einzudämmen und über mögliche Ansteckungen zu informieren. Andere serviceorientierte Apps erinnern an die Einnahme von Medikamenten, überwachen den Impfstatus oder bieten die Möglichkeit, online einen Termin in einer Arztpraxis zu vereinbaren. Im Gegensatz zu den Lifestyle-Apps finden die serviceorientierten Apps oft Anwendung im Zusammenhang mit konkreten medizinischen Anlässen.

 

„Viele Krankenkassen bieten ihren Mitgliedern serviceorientiere Apps an, die die Kommunikation erleichtern, bei der Suche nach Fachätzten helfen oder digitale Dokumente verwalten sollen", sagt Küller. Auch hier sollten Nutzer:innen stets die Informationen der Apps sogfältig lesen. Denn auch bei diesen Apps gibt es deutliche Unterschiede in der Qualität, Zuverlässigkeit und im Datenschutz. Der Experte empfiehlt: „Je nach Zweck bieten viele Krankenkassen Service-Apps für die regelmäßige Medikamenteneinnahme oder ein Verlaufstagebuch an. Nutzer sollten sich also zuerst bei ihrer eigenen Krankenkasse informieren."

 

Grauzone der Gesundheits-Apps: Aufmerksam bleiben und informiert handeln

Ob eine App ein Medizinprodukt ist, hängt von den Funktionen, dem Verwendungszweck und dem Leistungsversprechen des Herstellers ab. Für Medizinprodukte gelten besonders hohe gesetzliche Anforderungen. Küller: „Viele Apps, die als Lifestyle-Apps vermarktet werden, sind aufgrund ihrer Beschaffenheit und ihres Leistungsversprechens eigentlich Medizinprodukte.“ Wahrscheinlich ist aber nur ein Teil der Apps in den App-Stores als Medizinprodukt zugelassen und erfüllt die höheren gesetzlichen Anforderungen. Dadurch sind unter Umständen Risiken mit ihrer Nutzung verbunden.

 

E-HEALTH-COM-Redaktion, auf Basis einer Pressemeldung des TÜV-Verbands