Eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag der SBK zeigt: Die Menschen sind von den Mehrwerten, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen mit sich bringen wird, noch nicht gänzlich überzeugt. Lediglich 60 Prozent der Befragten glauben, dass der digitale Austausch von Daten die Gesundheitsversorgung verbessert. 34 Prozent geben an, dass ihrer Meinung nach ein verstärkter Datenaustausch zwischen Ärzt*innen und anderen Akteur*innen im Gesundheitswesen die Versorgung nicht nennenswert verbessert. 25 Prozent der Befragten finden es sogar besser, wenn die Informationen aus Datenschutzgründen weiterhin auf Papier weitergegeben werden.
Erkrankte und ältere Menschen erkennen den Nutzen der Digitalisierung eher
Menschen, die häufiger beim Arzt sind, sind dabei deutlich aufgeschlossener als Gesunde. Rund drei Viertel der chronisch beziehungsweise langfristig Erkrankten (74 Prozent) und älteren Menschen ab 55 Jahren (72 Prozent) sind der Auffassung, dass der Schutz von gesundheitsbezogenen Daten so gestaltet sein muss, dass ein digitaler Austausch von Daten zwischen Ärzt*innen und weiteren Akteur*innen des Gesundheitswesens unkompliziert möglich ist. Bei den Gesunden sind es nur 66 Prozent. Diese Offenheit den digitalen Möglichkeiten gegenüber bestätigt sich auch bei anderen Fragestellungen. So wünschen sich 56 Prozent der Älteren und der chronisch beziehungsweise langfristig Erkrankten, eine Generaleinwilligung für den Datenaustausch geben zu können.
Und auch die Ausgewogenheit zwischen Nutzerfreundlichkeit der digitalen Anwendungen und Datenschutz ist in diesen Gruppen für eine Mehrheit von großer Bedeutung: Dies gaben Ältere zu 69 Prozent und Erkrankte zu 68 Prozent an.
Zu wenig Aufklärung, kein Nutzenerlebnis
„Ich denke, diese Zahlen machen vor allem eins deutlich“, betont Dr. Christian Ullrich, Bereichsleiter IT Betrieb Applikationen und Infrastruktur bei der SBK, „je mehr die Menschen mit dem Gesundheitswesen in Kontakt kommen, umso mehr haben sie das Gefühl, dass eine nutzerzentrierte Digitalisierung etwas verbessern kann. Ein chronisch Kranker, der mit mehreren dicken Aktenordnern von Praxis zu Praxis läuft, weiß, was für Vorteile eine funktionierende ePA bieten könnte. Das können Menschen, die sich nur gelegentlich untersuchen lassen, weniger gut nachvollziehen.“ Ullrich plädiert allerdings dafür, diese nicht ungesteuert aufzuklären: „Wir werden niemanden überzeugen, etwas zu nutzen, was er nicht benötigt. Deshalb muss die Aufklärung die Versicherten an dem Punkt abholen, an dem sie gerade stehen – egal ob in der Praxis, in den Krankenhäusern, in der Apotheke oder bei der Krankenkasse. Sie muss zielgerichtet erfolgen. Dafür ist eine gemeinsame Kommunikation wichtig: Alle Beteiligten müssen an einem Strang ziehen, Beispiele aufzeigen und Vorteile klar benennen.“
Ärztinnen und Ärzte sind unverzichtbarer Bestandteil der Aufklärung
Dass das noch nicht der Fall ist, bestätigen auch die Ergebnisse der Umfrage. So wurde am Beispiel der elektronischen Patientenakte abgefragt, welchen Raum die Digitalisierung bei den letzten Arztbesuchen einnahm: 83 Prozent der Befragten gaben an, dass die ePA dort bisher kein Thema war. Bei je 2 Prozent der Befragten wurde die ePA bei einem Praxisbesuch zwar thematisiert, aber die Praxis hat nicht die technische Möglichkeit oder hat sogar von der Nutzung abgeraten. Nur 1 Prozent der Befragten hat angegeben, dass ihre Ärztin oder ihr Arzt bereits mit der ePA arbeitet.
Dabei sehen die Patient:innen die Ärztinnen und Ärzte als einen wichtigen Partner in Sachen ePA: Auch wenn die ePA in Deutschland als patientengeführte Akte konzipiert ist, möchte etwas mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent), dass nur ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte Unterlagen einstellen. Etwas weniger als ein Drittel (31 Prozent) möchte, dass sie selbst und Ärztinnen und Ärzte Unterlagen einstellen können. Nur 10 Prozent der Befragten möchten Unterlagen selbst digitalisieren.
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der zwischen dem 7. und 9.12.2021 insgesamt 2.056 (davon 1.758 gesetzlich krankenversicherte) Personen teilgenommen haben. Darunter sind 744 Befragte, die eine langfristige, chronische oder akute Erkrankung haben, und 791 Befragte, die sich aktuell gesund fühlen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Quelle: SBK Siemens-Betriebskrankenkasse