Gesundheitliche Versorgung ist ohne Biomedizinische Technik (BMT) nicht möglich. Noch haben Deutschland und Europa in der BMT eine international führende Position, da zentrale Innovationen und Technologien hier ihren Ursprung hatten. In den letzten Jahren aber zeichnet sich ab, dass durch mangelnde Digitalisierung, den zögerlichen Einsatz von KI, Überregulierung und teilweise fehlende Basistechnologien diese führende Rolle in Gefahr ist.
Themen anpacken, den Anschluss nicht verlieren
Dr. Birgit Habenstein, Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für BMT im VDE, stellt fest: „Ob es die unsichere Verfügbarkeit von Chips für Hersteller ist oder die fehlende, nachhaltige Digitalisierung und Interoperabilität im Gesundheitswesen: Wir müssen die Themen anpacken und an Tempo zulegen, damit wir weiter als Vorreiter gelten.“ Das neue VDE Positionspapier „Technologische Souveränität in der Biomedizinischen Technik – Der Mensch im Fokus“ beleuchtet die Situation und stellt zentrale Empfehlungen auf, die die weitere Entwicklung der Biomedizinischen Technik in Deutschland und Europa positiv flankieren sollen.
Schlüsseltechnologien fördern, Ownership bei Daten erlangen
Versucht man, geeignete Maßnahmen für die Zukunft zu identifizieren, so lohnt sich ein Blick entlang der Wertschöpfungskette in der BMT. Dr. Habenstein dazu: „Wir haben Aus- und Weiterbildung zu modernisieren, den Mangel an Fach- und Pflegekräften durch smarte Konzepte auszugleichen und die Regulierung so anzupassen, dass sie innovative Forschung und Entwicklung ermöglicht.“ Die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz wird auf allen Ebenen stark zunehmen, vom Roboter in der OP bis zum Home Monitoring in der Pflege.
Schlüsseltechnologien auf diesem Weg sind aus Sicht der VDE DGBMT Mikrosysteme und -technik, smarte Nano-/Bio-Werkstoffe und Materialien sowie vernetzte Systemtechnik, Digitalisierung und KI. Um die Chancen zu nutzen und eine sichere Basis für künftige Forschung und Anwendungen zu haben, müssen allerdings Deutschland und Europa erfasste Daten eigenständig nutzen und auswerten können. „Wenn sensitive Daten hier erfasst werden und in andere Kontinente abwandern, dann verlieren wir unsere technologische Souveränität – das darf nicht sein“, so Dr. Habenstein.
KMUs unterstützen, Sicherheit wahren
Zudem sei speziell in Deutschland die Förderung von KMUs zentral, insbesondere in der Umsetzung der MDR (Medical Device Regulation), der Erleichterung und Beschleunigung des Marktzugangs sowie den Möglichkeiten von Public Private Partnerships. Die Unterstützung staatlicherseits sei ein wesentlicher Beitrag, um den Innovationsmotor KMU in der BMT voll auszuschöpfen. „Ein letzter, wesentlicher Punkt ist der hohe Standard in den Bereichen Security und Safety, den wir in Europa haben – wir genießen hohes Vertrauen, Menschen haben keine Angst vor einer OP. Das muss auch in Zukunft so bleiben“, erklärt Dr. Habenstein.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für BMT im VDE