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Health-IT |

Warten auf die erste DiPA

Nach über einem Jahr gibt es noch immer keine digitale Pflegeanwendung (DiPA). Auch sonst tut sich die ambulante Pflege mit der Digitalisierung schwer. Gute Ideen gibt es aber.

Bild: © Lindera

Wer die erste zugelassene DiPA auf den Markt bringt, das ist weiter offen. Ein heißer Kandidat ist Lindera, das eine Anwendung im Bereich Sturzprävention auf den DiPA-Weg gebracht hat. Das Prinzip der „DiPA in spe“ ist simpel: Es wird ein 24-Sekunden-Video aufgenommen, das zeigt, wie der Pflegebedürftige sich bewegt. Zusätzlich wird ein Fragebogen ausgefüllt. Aus beidem zusammen berechnet die DiPA dann mit Hilfe einer KI das individuelle Sturzrisiko („Sturzgrad“) und schlägt individualisierte Umsetzungsmaßnahmen vor, mit denen das Risiko reduziert werden kann.

 

Menia Ettrich, Business Development Managerin DiPA bei Lindera, berichtete beim BMC Kongress in Berlin von einer gemeinsam mit der Barmer durchgeführten, randomisierten Studie, in der Lindera zeigen konnte, dass sich der Sturzgrad bei Einsatz der App um 15 Prozentpunkte senken ließ, während er in der Kontrollgruppe ohne App um 14 Prozentpunkte anstieg. Anhand von Real-World-Daten konnte kürzlich außerdem gezeigt werden, dass ein Sturzgrad von 45% prädiktiv für einen Sturz in den folgenden sechs Monaten ist.

 

Für die Zulassung als DiPA reicht das deswegen nicht, weil die randomisierten Daten stationär erhoben wurden, die App aber primär ambulant eingesetzt werden soll. Die entsprechende ambulante Studie ist unterwegs. Anders als bei den digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) muss eine DiPA aber bereits vor Zulassung positive Ergebnisse liefern. Die Zulassung auf Probe gibt es bei den DiPA nicht.

 

Als schwieriger gilt der DiPA-Sektor auch deswegen, weil es eine strikte Preisgrenze von 50 Euro pro Monat gibt. Zum Vergleich: Typische DiGA liegen eher bei 200 Euro pro Monat bzw. rund 600 Euro pro Quartal. Die Studien selbst sind ebenfalls etwas komplizierter als bei den DiGA, schon deswegen, weil es in der Pflege viel weniger validierte Messinstrumente gibt. Unklar sei bisher auch noch, wie genau die Verschreibung vonstattengehen wird, wenn eine DiPA dann mal zugelassen ist: „Wir sind sehr gespannt“, so Ettrich.

 

Jenseits der DiPA-Welt versuchen sich auch andere innovative Digitalunternehmen am ambulanten Pflegesektor. Eine Art Uber für Alltagshelfer:innen stellte Florian Buschbacher von Comii vor. Es handelt sich um eine App, die mit Galileo-Geodaten hinterlegt ist und mit deren Hilfe Pflegebedürftige oder deren Angehörige nach verfügbaren Alltagshelfer:innen in unterschiedlichen Kategorien suchen können. Diese kommen dann zum Patienten, erledigen die Arbeit und werden in der Regel nach Zeit bezahlt. Jede/r Alltagshelfer/in hat ein komplettes Profil in der App. „Lieblingshelfer“ können gespeichert werden.

 

Das Interesse seitens potenzieller Alltagshelfer:innen sei überraschend groß,  so Buschbacher, wohl auch deswegen, weil die Plattform derzeit umsonst sei und die Honorierung ohne Abzüge an die Alltagshelfer:innen gehe. Als Helfer:innen registrierten sich insbesondere rüstige Senioren sowie Pflegekräfte, die in Teilzeit arbeiten und noch Kapazitäten für gelegentliche Auftragsarbeiten haben.