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Forschung |

„Wir wollen Mediziner zu Akteuren der Digitalisierung machen“

Jun.-Prof. Dr. Susanne Michl, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charité und PD. Dr. Sebastian Kuhn, Universitätsmedizin Mainz

Viele Mediziner müssen den Umgang mit digitaler Technik erst lernen. Doch wie lässt sich das im Lehrplan der Medizinerausbildung unterbringen? Ein Interview.

 

Die Digitalisierung stellt neue Herausforderungen an Mediziner. Sie müssen den Umgang mit digitaler Technik beherrschen. Darüber hinaus müssen sie diese so verstehen, dass sie in der Lage sind, zu entscheiden, bis zu welcher Grenze deren Einsatz sinnvoll und zum Wohle des Patienten ist. Dazu sind digitale Kompetenzen notwendig, die bisher in der medizinischen Ausbildung nicht ausreichend vermittelt werden. Das möchten PD. Dr. Sebastian Kuhn, Universitätsmedizin Mainz und Jun.-Prof. Dr. Susanne Michl, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charité, ändern. In einem interdisziplinären Team bestehend aus Klinikern, Medizindidaktikern und Medizininformatikern und Ethikern der Universitätsmedizin Mainz haben sie ein Lehrkonzept zur Vermittlung digitaler Kompetenzen für angehende Mediziner erarbeitet.* 

 

Wie steht es um die digitalen Kompetenzen von Medizinern?

Studien haben festgestellt, dass die Digital Natives als Konsumenten sehr kompetent sind. Wenn es aber um berufsspezifische digitale Handlungskompetenz geht, sind ihre Fähigkeiten oft nur unzureichend. Lange Zeit wurden im Studium die Vermittlung dieser Lerninhalte vernachlässigt. Doch später, im Berufsleben sind jedoch genau diese Kompetenzen gefragt, auch, damit Mediziner zu Akteuren der Digitalisierung werden.

 

Was sollte sich Ihrer Meinung nach ändern?

Das Medizinstudium braucht ein Kurskonzept, das digitale Kompetenzen systematisch vermittelt. Es sollte entsprechende Pflichtfächer im Medizinstudium geben. Es wäre auch wichtig, diese Kurse interdisziplinär zu unterrichten. An der Universitätsmedizin Mainz bieten wir zumindest als Wahlpflichtfach einen solchen Kurs an.

 

Was lernen die Studenten bei Ihnen?

In Mainz umfasst das Curriculum fünf Module. Darin lernen die Studenten etwas über den Transformationsprozess der Medizin in Bezug auf digitale Kommunikation über Smart Devices, medizinische Apps, Telemedizin virtuelle und robotische Chirurgie aber auch über individualisierte Medizin und Big Data. Sie müssen sie sich außerdem mit ethischen Fragen auseinandersetzen.

 

Sie sagen, Mediziner brauchen mehr digitale Kompetenzen. Spiegeln sich diese auch in den Lehrformaten wider?

Ja, das Curriculum ist zum Beispiel als Blended Learning ausgelegt. Das ist ein Lernmodell, in dem computergestütztes Lernen, also das eLearning mit dem klassischen Unterricht kombiniert wird. Außerdem nutzen wir im Unterricht verschiedene innovative Lehrformate wie das „Lernen durch Erleben“ oder das kollaborative Arbeiten.

 

Interview: Miriam Mirza, Redaktion E-HEALTH-COM

 

*Förderung. Medizin im digitalen Zeitalter wird als curriculares Reformprojekt der Universitätsmedizin Mainz vom Stifterverband im Rahmen des mit der Carl-Zeiss-Stiftung gemeinsam initiierten Programms Curriculum4.0 gefördert.