Die Dringlichkeit, präzise Diagnosen schnell zu stellen, steht im Mittelpunkt einer wegweisenden Pilotstudie mit dem Titel "Digitale Analyse von Gewebeproben bei Lungenkrebs". Im Rahmen dieser Studie, durchgeführt von einem interdisziplinären Team aus Forschern und Medizinern, wurde ein innovativer Ansatz zur digitalen Analyse von Gewebeproben getestet. Ziel dieser Untersuchung ist es, die Diagnoseschnelligkeit und -genauigkeit bei Lungenkrebs zu verbessern. Dabei kommen das VivaScope® 2500M-G4-System und die vollautomatische Idylla™-Plattform zum Einsatz.[1] Diese innovativen Technologien ermöglichen eine rasche und präzise Analyse innerhalb weniger Stunden, was einen erheblichen Fortschritt im Vergleich zu dem derzeitigen Diagnoseprozess darstellt. Das VivaScope-System digitalisiert frische Gewebeproben und bietet eine präzise Visualisierung und somit Lokalisierung der Tumorzellen, wodurch gezielte molekulare Tests erleichtert werden. Dr. Roberto Banchi, Anwendungsspezialist bei VivaScope, betont: „Die Kombination dieser Technologien minimiert den Bedarf an zusätzlichen Biopsien indem sie die Qualität schon bei der Entnahme sichert. Somit wird die Belastung für die Patienten erheblich reduziert, während gleichzeitig die Grundlage für schnellere und effektivere Behandlungsentscheidungen geschaffen wird.“
Herausforderungen in der konventionellen Lungenkrebsdiagnostik
Da verschiedene Arten von Lungentumoren unterschiedliche Muster bei der Ausbreitung von Metastasen, Rückfall- und Überlebensraten zeigen, ist eine genaue Beurteilung von wesentlicher Bedeutung. Die konventionelle Diagnostik bei Verdacht auf Lungenkrebs, insbesondere die histopathologische Untersuchung von Gewebeproben, birgt jedoch gewisse Herausforderungen. Nach der Entnahme von Gewebe durch Methoden wie Bronchoskopie oder CT-gesteuerte Nadelbiopsie kann die vollständige Analyse und Diagnosestellung mehrere Wochen in Anspruch nehmen. „Dieser Prozess ist wie eine Blackbox, da zum Zeitpunkt der Probeentnahme oft unklar ist, ob ausreichendes und repräsentatives Tumormaterial gewonnen werden konnte“, meint Dr. Banchi. Diese Unsicherheit kann zu Verzögerungen im Behandlungsbeginn führen oder in manchen Fällen sogar wiederholte invasive Eingriffe erforderlich machen, was sowohl die Patientenbelastung erhöht als auch wertvolle Zeit im Krankenverlauf kosten kann.
Optimierung der Tumordiagnostik durch digitale Technologien
Die Pilotstudie kombiniert das VivaScope® 2500M-G4-System mit der Idylla™-Plattform, um die Tumordiagnostik zu optimieren. Das VivaScope-System digitalisiert frische Gewebeproben in Echtzeit mithilfe einer hochauflösenden optischen Technologie, der konfokalen Laserscanmikroskopie, mit der die Struktur und Morphologie der Tumorzellen detailliert dargestellt werden können. Diese präzise Visualisierung ermöglicht es gezielt den Bereich der Gewebeprobe auszuwählen, der für molekulare Tests entscheidend ist und deshalb entnommen werden soll. Die Idylla™-Plattform führt schnelle molekulare Tests durch, benötigt nur wenig Gewebe und identifiziert sofort genetische Mutationen oder Biomarker, die für Therapieentscheidungen relevant sind. Digitale Bilder können innerhalb von Minuten von Spezialisten weltweit beurteilt werden, was Zeit spart und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachdisziplinen fördert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden, bei denen der Patient oft tagelang oder sogar mehrere Wochen auf die Diagnose warten muss, während eine allgemeine, unspezifische Therapie eingeleitet wird, liefert dieser innovative Ansatz eine fundierte Entscheidungsgrundlage. So können Pathologen Tumore effizienter bewerten und im Anschluss kann somit die gezielte Behandlungsstrategie eingeleitet werden.
Ergebnisse und Zukunftsperspektiven der Pilotstudie
Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen, dass die Kombination aus digitaler Pathologie und schneller molekularer Analyse vielversprechend ist. In 98 Prozent der Fälle konnten Lungenkarzinome korrekt identifiziert und in 75 Prozent der Fälle korrekt subtypisiert werden. Die Idylla™-Plattform lieferte valide molekulare Ergebnisse, die mit herkömmlichen Next-Generation-Sequencing-Methoden übereinstimmten, und zeigte hohe Sensitivität und Spezifität bei der Identifizierung von EGFR-Mutationen. Besonders bemerkenswert ist die drastische Verkürzung der Behandlungszeit: Während Patienten normalerweise Wochen auf molekulare Testergebnisse warten müssen, lieferte der neue Ansatz Ergebnisse innerhalb von drei Stunden, was entscheidend ist, da etwa sechs Prozent der Patienten während dieser Wartezeit eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustands erleben. Dank dieses integrierten Ansatzes könnte der Diagnoseprozess erheblich beschleunigt werden. Erstmals ist es möglich, eine vollständige Diagnose zu stellen, während der Patient noch in der Klinik ist. Die Ergebnisse der Gewebebiopsie liegen direkt vor Ort innerhalb von Minuten vor, sodass der Patient die Diagnose in Echtzeit erhält und, falls erforderlich, unmittelbar mit zielgerichteten Therapien beginnen kann. Die Pilotstudie zeigt, dass dieser innovative Ansatz einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Behandlungsstrategien bei Lungenkrebs leisten kann, indem schnellere Diagnosen und frühzeitige Identifizierung geeigneter Therapien ermöglicht werden. Dies könnte die Überlebensrate von Lungenkrebspatienten erheblich verbessern.
Über VivaScope:
Die VivaScope GmbH ist ein innovatives Münchner Medizintechnik-Unternehmen und bietet eine neuartige Lösung für hochauflösende Bildgebung an, die in verschiedenen Bereichen der Medizin sowie der kosmetischen und pharmazeutischen Forschung Anwendung findet. Die auf konfokale Mikroskopie basierende Lösung ermöglicht eine zeiteffiziente Unterscheidung zwischen pathogenem und gesundem Gewebe in Echtzeit und vor Ort.
Die Produkte von VivaScope werden für medizinische In Vivo und Ex Vivo Anwendungen eingesetzt. Die VivaScope Geräte kommen derzeit europaweit in 400 und weltweit in über 800 Klinken und Zentren in insgesamt 25 Ländern zum Einsatz, darunter Österreich, Deutschland, Italien, Spanien, Portugal, Großbritannien, Marokko und Chile sowie Australien.
Mehr unter https://www.vivascope.com/de/
[1] Kamm, M., Hildebrandt, F., Titze, B., Höink, A. J., Vorwerk, H., Sievert, K.-D., Groetzner, J., & Titze, U. (2021). Ex vivo fluorescence confocal microscopy for intraoperative examinations of lung tumors as alternative to frozen sections—A proof-of-concept study. Cancers, 16(12), 2221.