Die Pandemie offenbarte die Bedeutung von Telemedizin im Kontext einer gesicherten Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Dennoch gelang es in der vertragsärztlichen Versorgung bislang nicht, Videosprechstunden flächendeckend zu etablieren. Dies belegen offizielle Zahlen: Laut Zentralinstitut für kassenärztliche Versorgung1 wurden im Jahr 2021 knapp 3,5 Millionen Videosprechstunden abgerechnet. Das sind 0,6 Prozent der jährlich 553 Millionen Behandlungsfälle2. Eine kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag3 offenbart zudem, dass 27.000 Vertragsärzt:innen3 im ersten Quartal 2022 eine Videosprechstunde durchführten; das sind lediglich 15 Prozent der insgesamt mehr als 180.0004 Vertragsärzt:innen.
Hohe Nutzungsbereitschaft und -zufriedenheit auf Patientenseite
Diesem geringen Angebot steht ein hohes Interesse auf Patientenseite gegenüber. So belegt eine aktuelle,
internetrepräsentative Umfrage5 von eye square im Auftrag des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes, dass 75 Prozent der Nutzer:innen von Videosprechstunden diese eher oder sehr wahrscheinlich erneut nutzen, während 45 Prozent der Nicht-Nutzer:innen sich eine künftige Nutzung grundsätzlich vorstellen können.
Eine interne, stichprobenartige Befragung des Telemedizinunternehmens Medgate zeigt ebenfalls die hohe
Zufriedenheit der Anwender:innen und offenbart, was Patient:innen an videobasierten Arztbesuchen schätzen: Die einfache Terminbuchung (97%), die Möglichkeit zur Vereinbarung eines Wunschtermins (95%) und die geringe Wartezeit (83%). Nutzer:innen der Medgate-Videosprechstunde sind zudem mit der medizinischen Qualität zufrieden: 89 Prozent gaben an, die telemedizinische Videosprechstunde habe weitergeholfen.
Zu geringes Angebot in der Regelversorgung und Vorurteile bei Interessenvertretern
Der hohen Nutzungsbereitschaft in der Bevölkerung und Zufriedenheit von Nutzer:innen steht kein ausreichendes Angebot in der Regelversorgung gegenüber. So belegt eine Allensbach-Umfrage6, dass lediglich zwei Prozent der Bevölkerung bisher Erfahrungen mit Videosprechstunden sammeln konnten. Insbesondere ärztliche Interessensvertreter argumentieren, Videosprechstunden seien sinnvoll, könnten physische Arztbesuche jedoch nicht ersetzen; letztere seien der ‚medizinische Goldstandard‘.
Wissenschaftliche Studie belegt hohe Qualität der Telemedizin
Eine fundierte Studie von US-Wissenschaftlern7 entkräftet dieses Vorurteil und offenbart die hohe Qualität
telemedizinischer Arztbesuche und Diagnostik. Die Studie ging der Frage auf den Grund, wie sehr telemedizinisch und physisch gestellte Diagnosen übereinstimmen. Die Studienkohorte bestand aus 2.393 Patient:innen, die innerhalb eines Zeitfensters von 90 Tagen wegen einem neu auftretenden Gesundheitsproblem eine Videokonsultation mit anschließendem ambulanten Besuch absolvierten.
In rund 87 Prozent der Fälle stimmten physische und telemedizinische Diagnose überein. Videotelemedizinische Arztbesuche zeigten damit ein hohes Maß an diagnostischer Übereinstimmung mit persönlichen Arztbesuchen. Vor allem in der fachärztlichen Versorgung zeigte sich eine hohe Konkordanz von bis zu 96 Prozent. Die Studie umfasste medizinische Fachrichtungen wie u.a. Allergologie, Dermatologie, Gastroenterologie, Gynäkologie, Hämatologie, Innere Medizin, Kardiologie, Neurologie, Orthopädie, Psychologie und Urologie. Abweichende Diagnosen verzeichneten die Wissenschaftler, wenn zur Befundung eine körperliche Untersuchung oder neurologische Tests erforderlich waren.
„Aus diesem Grund ist es unverzichtbar, dass ausschließlich ausgebildete und spezialisierte Telemediziner
Videosprechstunden durchführen. Sie erkennen sofort, wann Patient:innen an Vor-Ort-Einrichtungen für
weitergehende Untersuchungen zu überweisen sind,“ erklärt Andreas Bogusch, Geschäftsführer von Medgate Deutschland. Das sei in vielen Fällen aber nicht notwendig. Gemäß aktuellen internen Auswertungen von Medgate können 50 Prozent der eingehenden medizinischen Anfragen rein telemedizinisch geklärt werden, d.h. ohne zusätzlichen Besuch in einer Praxis. Auf diese Weise kann Telemedizin einerseits die stark frequentierten Notfallstationen entlasten und andererseits Kosten einsparen bei gleichbleibend hohen Qualitätsstandards. Dort wo notwendig, wird allerdings je nach Dringlichkeit an eine Arztpraxis oder andere medizinische Einrichtung weiterverwiesen.
Medgate ist auf Telemedizin spezialisiert und führt seit 23 Jahren Fernbehandlungen durch. Die langjährige
telemedizinische Erfahrung schlägt sich nicht nur in der hohen medizinischen Qualität, sondern auch im
Patientenvertrauen nieder; 96 Prozent der Medgate-Nutzer:innen gaben an, ihren Medgate-Ärzt:innen zu
vertrauen.
Über die Studie
Durchgeführt wurde die Studie zwischen dem 24. März und dem 24. Juni 2020 an einer großen akademischen, multidisziplinären Gesundheitseinrichtung (Mayo Clinic-Standorte in Rochester, Minnesota; Scottsdale und Phoenix, Arizona; und Jacksonville, Florida; sowie Standorte des Mayo Clinic Health
System in Iowa, Wisconsin und Minnesota). Die Teilnehmer waren Mayo Clinic-Patienten mit Wohnsitz in den USA ohne Altersbeschränkung. Die Datenanalyse wurde von Dezember 2020 bis Juni 2021 durchgeführt.
Über Medgate
Medgate denkt Medizin neu, um Patient:innen jederzeit und überall einen einfachen Zugang zu erstklassiger medizinischer Behandlung zu ermöglichen. Dank innovativer Digital Health-Lösungen bringt Medgate Ärzt:innen dorthin, wo Patient:innen sie brauchen. Im Zentrum stehen hierbei das Patientenwohl und der gesellschaftliche Nutzen. 1999 gegründet, betreibt Medgate seit 2000 das größte ärztliche telemedizinische Zentrum Europas. Damit verfügt Medgate über außerordentlich viel Erfahrung sowie telemedizinisches Know-how und Wissen. Seit 2022 gehört BetterDoc, europäischer Marktführer für die Suche und Vermittlung hoch spezialisierter Ärzt:innen, zur Medgate Holding. Die Holding, welcher Medgate Schweiz, Medgate Deutschland, Medgate Philippinen und BetterDoc angehören, beschäftigt weltweit 680 Mitarbeiter:innen. Medgate Deutschland wurde im Dezember 2019 mit Sitz in Berlin gegründet. Seit 2022 ist Medgate ein Unternehmen der Otto Group.
Quellen
1 Quelle: Veränderung der vertragsärztlichen Leistungsinanspruchnahme während der COVID-Krise, Tabellarischer Trendreport bis zum Ende des
Jahres 2021, Berlin 08.06.2022, Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorung in Deutschland
2Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung www.kbv.de/html/zahlen.php
3 www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-916560
4 www.kbv.de/html/zahlen.php
5www.vzbv.de/publikationen/mehrheit-wuenscht-sich-videosprechstunden-als-standardangebot-von-arztpraxen
6Repräsentative Allensbach-Umfrage im Auftrag eines Medizintechnikkonzerns, 21. Mai 2021: 46 Prozent der deutschen Bevölkerung käme es in
Frage, den Arzt per Video zu konsultieren. Vier Jahre zuvor waren es lediglich 22 Prozent www.fresenius.com/de/node/5183
7Quelle: Bart M. Demaerschalk, MD, MSc1; Andrew Pines, MD2,3; Richard Butterfield, BS, MA4; et al
jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2795871