Mein achtjähriger Sohn hat mich neulich morgens gefragt: „Sag mal, wie funktioniert eigentlich ein Taschenrechner? Da muss doch einer alle Rechenaufgaben, die es gibt, vorher mal einprogrammiert haben, oder?“
Meine Antwort war: „Oh, schon so spät? Du musst zur Schule!“ Denn ehrlich gesagt – ich wusste es nicht. Mein Bauchgefühl hat gesagt: Nie im Leben hat da jemand alle Rechenaufgaben programmiert, das muss anders gehen. Da ich aber kein Fan von gefühlten Fakten bin, habe ich recherchiert. In Kurzform: Analoge Taschenrechner funktionieren im binären System mit integrierten Schaltkreisen. Es gibt statt unendlich vielen Zahlen für den Taschenrechner nur 0 und 1, aus und ein.
Das wiederum hat mich sehr daran erinnert, wie in den sozialen Medien über das deutsche Gesundheitssystem diskutiert wird, da scheint es oft auch nur 0 und 1 zu geben. Wie oft liest man: „Man muss nur…“ – im Grunde die Forderung nach 1 oder 0, an oder aus.
Ein Taschenrechner funktioniert aber nicht ohne die zugrundeliegende arithmetisch-logische Einheit (ALU). Und das ist auch schon der Casus knacksus, wenn man 0 oder 1 im deutschen Gesundheitswesen fordert. Denn wer schon länger im System unterwegs ist, kennt die alte Weisheit: Im deutschen Gesundheitswesen braucht man nicht mit Logik kommen. Uns fehlt einfach eine logische Einheit!
Melanie Wendling ist Geschäftsführerein des Bundesverbandes Gesundheits-IT (bvitg) e. V.