Das Bundeskabinett hat eine Strategie ‚Künstliche Intelligenz‘ der Bundesregierung beschlossen. Mit ihr will die Bundesregierung die Erforschung, Entwicklung und Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) in Deutschland auf ein weltweit führendes Niveau bringen: eine echte Herkulesaufgabe.
Dass der Einsatz von KI zu besserer Diagnostik und Therapie verhelfen und dabei dazu beitragen kann, dass die Kosten im Gesundheitssystem gesenkt werden, ist keine Neuigkeit mehr. Vor einem Jahr hat der Roboter Xiaoyi ("kleiner Doktor") die ärztliche Zulassungsprüfung in China überdurchschnittlich bestanden. Zur Vorbereitung auf das Medizinexamen war er zuvor mit rund einer Million medizinischer Bilder, mit 53 medizinischen Büchern, zwei Millionen Patientenakten und 400.000 Fachartikeln sowie Berichten gefüttert worden. Im Vergleich zu dem, was wir in fünf bis zehn Jahren auf diesem Gebiet erwarten können, ein „Wimpernschlag“.
Während sich das medizinische Wissen alle drei Jahre verdoppelt, haben Forscher berechnet, wie viel Rechenleistung in die größten KI-Projekte der vergangenen Jahre gesteckt wurde: Demnach hat sich in den Jahren 2012 bis 2017 eine Steigerung um den Faktor 300.000 ergeben. Das bedeutet, dass sich die Rechenleistung alle dreieinhalb Monate verdoppelt. Diese Entwicklung und das sich daraus ergebene Potenzial kann nur eines heißen: Ärzte sind auf KI-Systeme angewiesen, der Algorithmus muss Partner des Arztes werden.
KI funktioniert aber nur auf Basis riesiger Datenbestände – und die müssen transparent aufgebaut werden, damit jeder von uns mit seinen Gesundheitsdaten einen Teil dazu beitragen kann, die Gesellschaft gesünder zu machen. Die zentrale Herausforderung besteht darin, jedem deutlich zu machen, wie alle vom Teilen der eigenen Daten profitieren können, ohne dabei die Schutzwürdigkeit der Daten und die Souveränität des Einzelnen zu vernachlässigen.
Medizinische KI ist durch die Einführung von medizinischen Chatbots in Form von Smartphone-Apps einer großen Nutzergruppe zugänglich. Somit ermöglichen Chatbot-basierte KI-Systeme derzeit eine neuartige und einfach verfügbare Anwendung von medizinischem Fachwissen für Patienten. Die KI-Chatbots Ada Health, Babylon, Buoy und Your.MD sind über die App-Stores von Apple und Android sowohl für Ärzte als auch für Patienten bereits jetzt schon frei verfügbar. Googlen war also gestern.
In Zukunft werden Patienten ganz selbstverständlich ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot auf Basis von umfangreichen, qualitätsgesicherten und evidenzbasierten Datenanalysen und Informationen ihrer Krankenkasse erwarten. Weiterentwicklung von Datenmodellen und künstliche Intelligenz werden zentrale Wettbewerbsfaktoren für Krankenkassen und diese können dann zu Health-Data-Science Competence Centern werden.
Dr. Johannes Thormählen M.H.A.
Vorstand GWQ ServicePlus AG