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Durch die Hintertür – Vernetzung medizinischer Forschung

Wenn es um die digitale Vernetzung des deutschen Gesundheitswesens geht, liegt der Fokus meist auf der Telematikinfrastruktur, der Selbstverwaltung und der Gesundheitspolitik. Die medizinische Forschung und die Forschungspolitik stehen da nicht so im Rampenlicht, liefern aber eine erstaunlich gute Arbeit ab.

Hans-Peter Bröckerhoff ist Herausgeber der E-HEALTH-COM

Es gibt diese Veranstaltungen, die einem zusätzlich zu aktuellen Informationen und neuen Eindrücken noch eine besondere Erkenntnis vermitteln – eine, die über das behandelte Thema hinausgeht. Für mich war der Kongress des SMITH- Konsortiums wieder einmal eine solche. Das Konsortium SMITH (Smart Medical Information Technology for Healthcare) ist einer der vier Zusammenschlüsse von Universitätsklinika und Partnerinstitutionen, die seit zwei Jahren im Rahmen der Medizininformatik-Initiative des Bundesforschungsministeriums arbeiten. Die Veranstaltung, die zu moderieren ich die Freude hatte, bot eine Halbzeitbilanz der Arbeit von SMITH und gab auch Einblicke in die Arbeit der drei anderen Konsortien.


Ich war beeindruckt von dem, was hier bisher auf den Weg gebracht wurde, insbesondere in Bezug auf die Vernetzung der medizinischen Forschung und Versorgung. Die Datenintegrationszentren, die konsequente Ausrichtung aller Daten auf Interoperabilität, die deutliche Orientierung der Vernetzung am medizinischen Nutzen und vieles mehr – all das ist vor dem Hintergrund der langjährigen Querelen und Blockaden auf der großen Bühne der Vernetzung, sprich beim Aufbau der Telematikinfrastruktur, erstaunlich. Und all das wird in der öffentlichen Diskussion über die Vernetzung des deutschen Gesundheitswesens meist gar nicht so recht wahrgenommen.


Deshalb fragte ich in einer den Berichten der Konsortien nachfolgenden Podiumsdiskussion, ob wir hier gerade eine Art Vernetzung durch die Hintertür erleben. Die darauf folgende Diskussion war hoch spannend. Aber das Bild von der Hintertür wurde von den Diskutanten nicht so recht aufgenommen. Wahrscheinlich ist es auch kein wirklich passendes Bild. Einmal steht „Hintertür“ für den Eingang, den Lieferanten und Gesinde zu nutzen hatten. Da passt die Universitätsmedizin nun gar nicht hin. Und zum anderen steht „Hintertür“ für den Weg, den man nehmen muss, wenn die „Vordertür“ verschlossen ist. Die wird aber mittlerweile immer weiter geöffnet. Denn auch die viel beachtete Vernetzung durch die TI kommt ja seit einiger Zeit deutlich voran.


Meine „besondere Erkenntnis“ auf dieser Veranstaltung, die mich zu dem (nicht wirklich gelungenen) Bild von der Hintertür verleitete, ergab sich daraus, dass hier im Forschungsbereich, etwas abseits von der großen gesundheitspolitischen Bühne, Entwicklungen möglich sind, die anderswo so schwierig zu sein scheinen. Die Gesundheitspolitik und ihre Akteure, insbesondere die Selbstverwaltung, standen immer im Scheinwerferlicht und haben oft eine schlechte Vorstellung gegeben. Der Streit um Einfluss und Geld schien nicht selten wichtiger als die so offensichtlich mögliche Verbesserung der Versorgung durch digitale Vernetzung. Die Forschungspolitik im Bereich Medizin, mit den Universitätsklinika als Akteure, fand meist auf einer anderen Bühne und in nicht so hellem Scheinwerferlicht statt. Dort zeigt sich aber, dass Vernetzung auch im Gesundheitswesen gut vorankommen kann – nämlich dann, wenn die Akteure vor allem die Verbesserung der medizinischen Versorgung und nicht ihre Partikularinteressen im Blick haben.


Interessanterweise hat mich schon einmal eine Veranstaltung mit einer „besonderen Erkenntnis“ so beeindruckt, dass sie zum Thema einer Kolumne an dieser Stelle wurde. Das war im Jahre 2009. Und es ging ebenfalls um die Vernetzung in der medizinischen Forschung. Das, was damals auf der TMF-Jubiläumsveranstaltung „10 Jahre Kompetenznetze in der Medizin“ vorgestellt wurde, erstaunte mich in gleicher Weise. Der Grund war auch der gleiche. Dort wurde ebenfalls vorgestellt, was alles möglich ist, wenn man sich nicht in Interessenkämpfen verstrickt, sondern konstruktiv und lösungsorientiert die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung im Gesundheitsbereich vorantreibt.