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Was sind Standardisierungsorganisationen?

Der Diskussionsprozess läuft: Die KBV hat im Juni die „Verfahrensordnung zur Herstellung des Benehmens bei der Festlegung von Inhalten der Elektronischen Patientenakte nach §291b Absatz 1 Satz 7 SGB V“ vorgelegt. Anfang Juli haben 14 Verbände und Organisationen die Vorschläge kommentiert – darunter auch Standardisierungsorganisationen wie HL7 und IHE. Doch was genau sind eigentlich Standardisierungsorganisationen? Haben Sie sich mal gefragt, was die so machen?

 

Vielleicht denken Sie, es handelt sich um Autoritäten, die eine Umsetzungsvorgabe herausgeben und durchsetzen können, sei es durch Marktmacht oder qua Gesetz. Das wäre ein Trugschluss. Standardisierungsorganisationen, die diesen Titel verdienen, sind offene Zusammenschlüsse von Domänen- und Fachexperten mit einer sie umgebenden Community. Diese Community wird durch die Standardisierungsorganisationen eingebunden, und auf diesem Weg werden gemeinsame Spezifikationen erarbeitet, abgestimmt und veröffentlicht. An dieser Veröffentlichung nach gemeinsamer Erarbeitung wird festgemacht, ob eine Spezifikation proprietär ist oder nicht.

 

So einfach? So einfach. Zugegeben, das dauert dann etwas länger, als wenn einer mal eben schnell etwas macht. Das Ergebnis ist dann aber im Allgemeinen besser und tragfähiger. Weltweit gibt es über fünfzig Organisationen, die den Titel „Standardisierungsorganisationen“ verdienen. ISO, CEN und DIN sind die wohl bekanntesten.

 

Ein anderer Aspekt ist die technische Qualität der Spezifikationen. Die meisten deutschen Spezifikationen sind aus einer reinen Empfängersicht konzipiert und von daher für eine (internationale) Community nicht geeignet. Dies liegt an der Historie. Hier braucht es ein grundsätzliches Umdenken: Man löst dieses Problem nicht dadurch, dass man jetzt FHIR – und das ist ohne Zweifel DER zukünftige Standard im Gesundheitswesen – nach Gutdünken für bestimmte Use Cases mal eben schnell profiliert. Das Einzige, was wir dann bekommen, sind viele nicht aufeinander abgestimmte Leitfäden. Eine Standardisierungsorganisation, die die Community einbezieht, kann die Funktion einer Vereinheitlichungs- und Abstimmungsinstanz übernehmen. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die unterschiedlichen Use Cases am Ende auch zusammenpassen, deutlich.

 

Vielleicht kommt beides ja noch irgendwann. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

 

Dr. Frank Oemig, FHL7

Senior Architect Telekom Healthcare Solutions, Vorstandsmitglied HL7 Deutschland, IHE-D ITI Caretaker, Leiter bvitg AG Interop