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Neue Katheter-Studien

Dämpfer für Katheter-Fans

 

Drei große Studien zu Katheterembolektomien beim Schlaganfall haben zu einer gewissen Ernüchterung bei Neurologen und Medizintechnikherstellern geführt. Das letzte Wort zu dieser Technologie sind diese Studien aber nicht.

 


Die Ausräumung von Thromben in den hirnversorgenden Arterien per Katheter ist eine Methode, die sich seit Kurzem zunehmend als Alternative oder auch als Ergänzung zur arzneimittelbasierten Lysetherapie bei Patienten mit großen ischämischen Schlaganfällen ins Gespräch bringt. Die drei randomisierten Multicenter-Studien IMS III, SYNTHESIS und MR RESCUE dürften die Diskussion weiter anheizen. In diesen Studien wurden bei insgesamt gut 1100 Patienten endovaskuläre Systeme mit intravenöser Lyse bzw. Standard of Care ohne Lyse verglichen.

 

SYNTHESIS war ein Head-to-Head-Vergleich zwischen Katheterverfahren und Lyse. In der IMS III-Studie wurde in der Interventionsgruppe sequenziell therapiert, also erst Lyse, dann endovaskuläres System zur Beseitigung des Thrombus. In der MR RESCUE-Studie wurde bei deutlich größerem Zeitfenster speziell auf Patienten mit „Penumbra“ geachtet (Diffusions-Perfusions-Mismatch in der Bildgebung als Zeichen für Hirngewebe, das noch zu retten sein könnte).

 

Um es kurz zu machen: In den drei Studien gab es jeweils keine Unterschiede zwischen endovaskulären und medikamentösen Therapien. In der SYNTHESIS-Studie schnitten die medikamentösen Patienten sogar etwas besser ab, allerdings nicht signifikant. In der IMS III-Studie brachte die zusätzliche Embolektomie per Katheter keinen Zusatznutzen. Und in der MR RESCUE-Studie schnitten zwar die Patienten mit Penumbra besser ab als die Patienten ohne Penumbra. Das galt aber sowohl für die Patienten mit Lyse als auch für die Patienten mit Katheterembolektomie.

 

Kritiker bemängeln, dass die Auswahl der Patienten in den drei Studien nicht optimal gewesen sei. Wenn nur Patienten mit großen, per Katheter gut erreichbaren Schlaganfällen ausgewählt worden wären, sähen die Ergebnisse vielleicht anders aus. Ein zweiter Kritikpunkt ist, dass nicht die aktuellen Retriever-Systeme eingesetzt wurden, sondern eine ältere Generation. Weitere Studien wird es also geben, voraussichtlich mit Kombinationen aus Lyse und Katheterembolektomie. Ein unkritischer Einsatz der Verfahren außerhalb von Studien erscheint nach IMS III, SYNTHESIS und MR RESCUE allerdings problematisch.

 

www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1214300

www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1213701