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Die Universität Greifswald hat das Herzinsuffizienz-Programm der AOK Nordost evaluiert. Die Einsparungen sind beträchtlich, allerdings nur auf dem Land.
Gute gesundheitsökonomische Analysen sind im Bereich Telemedizin noch immer nicht die Regel. Die AOK Nordost hat ihr von der Gesellschaft für Patientenhilfe umgesetztes Curaplan Herz Plus-Programm jetzt vom Institut für Community Medicine der Universität Greifswald evaluieren lassen – mit beeindruckendem Ergebnis. Bei dem Programm übernimmt ein mit 70 Krankenschwestern und 3 Ärzten besetztes Service-Center die telemedizinische Betreuung. Die Patienten übermitteln ihr Körpergewicht und beantworten täglich fünf Fragen zu Wohlbefinden und typischen Symptomen.
„Für unsere Evaluation haben wir ein sehr aufwändiges Matching-Verfahren verwendet, um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen“, sagte der wissenschaftliche Leiter Professor Dr. Wolfgang Hoffmann, der die Daten anlässlich des 5. Nationalen Telemedizinkongresses in Berlin vorstellte. Knapp 2000 telemedizinisch versorgten Patienten wurden knapp 4000 Vergleichsprobanden gegenübergestellt. Letztere wurden aus einem von der AOK gelieferten Datenpool von 200000 Patienten ausgewählt. „Das klingt viel, aber die hohe Zahl war nötig, um wirklich passende Vergleichspatienten zu finden“, so Hoffmann.
Im Ergebnis war die Einjahressterblichkeit der Patienten in der Telemedizingruppe mit 11 Prozent geringer als in der Kontrollgruppe, wo es 13,6 Prozent waren. Von finanzieller Seite wurden pro Patient und Quartal in der Intention-to-treat-Population knapp 300 Euro eingespart. In der Per-Protokoll-Auswertung waren es sogar knapp 500 Euro. „Diese Einsparungen decken die Programmkosten bei weitem“, sagte AOK Nordost-Geschäftsführer Harald Möhlmann. Er beziffert die jährlichen Kosten für das Programm auf rund 1000 Euro pro Patient.
Der genauere Blick in die Daten zeigt allerdings, dass der finanzielle Effekt nicht durchgängig auftrat. Er war in Berlin nach einem Jahr kaum und nach zwei Jahren gar nicht mehr nachweisbar, in Brandenburg dagegen konstant über zwei Jahre. Welche Konsequenzen die AOK Nordost daraus zieht, verriet Möhlmann noch nicht. Denkbar wäre eine Ausweitung des Programms auf Mecklenburg-Vorpommern, möglicherweise im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung.