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Ab dem 4. Quartal soll im ARMIN-Projekt in Sachsen und Thüringen digital die Post abgehen. Ist das endlich der Einstieg in das Zeitalter der interaktionsfreudigen Arztinformationssysteme (AIS)?
Innerhalb der letzten Monate hat sich die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) von einem lokalen AMTS-Projekt zu einem für die Gesundheits-IT in Deutschland überregional interessanten Testfeld entwickelt. Im Sommer wurden die beiden Stufen 1 und 2 des ARMIN-Projekts gezündet, bei denen es um die Umsetzung der Wirkstoffverordnung sowie um den Einsatz eines KV-Medikationskatalogs geht. Bisher hatte freilich nur ein AIS von medatixx das entsprechende IT-Modul des IT-Dienstleisters gevko umgesetzt.
ARMIN Stufe 3 soll Anfang 2015 starten
Das ändert sich jetzt: Alle weiteren medatixx-Systeme sowie die CompuGROUP-Systeme sollen ab Oktober ARMIN-fähig werden. Damit ist der Grundstein für die aus eHealth-Sicht eigentlich interessante Stufe 3 des ARMIN-Projekts gelegt, nämlich das Medikationsmanagement für Patienten mit Polymedikation. Hier kommt dann auch der Medikationsplan der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zum Einsatz, bei dem die Medikationsliste des Patienten in einen 2D-Barcode verwandelt wird, der in Arztpraxen, Krankenhäusern und Apotheken digital einlesbar ist.
Die in dem 2D-Barcode hinterlegbaren Informationen reichten freilich für das ARMIN-Projekt nicht aus, sagte Ulf Maywald von der AOK Plus bei einem gut besuchten Symposium der gevko in Berlin. Daher werde zusätzliche eine Serverinfrastruktur aufgebaut, deren Medikationsserver innerhalb des sicheren Netzes der KVen stehen werde. Ende 2014, spätestens Anfang 2015 soll es soweit sein. Die Stufe 3 kann starten. Dann wird sich auch zeigen, wie hoch die Akzeptanz der Ärzte hinsichtlich des Barcode-Einscannens wirklich ist.
Kommt die Datenschnittstelle ins AIS?
Ob der Import und Export von Medikationsdaten, der auch in einem ähnlichen Projekt in Nordrhein-Westfalen ein Thema ist, wirklich den Einstieg in eine Öffnung der AIS im Sinne einer einheitlichen Datenschnittstelle darstellt, ist in der Branche umstritten. Beim Berliner gevko-Symposium bekamen Besucher zumindest einen Eindruck dessen, was möglich wäre, wenn die AIS-Hersteller mitspielten. Peter Walther von dem Unternehmen Elsevier Health Analytics skizzierte, wie mit Hilfe von Big Data-Projekten Ergebnisse der Versorgungsforschung direkt in die AIS zurückgespiegelt werden könnten.
So ließen sich auf Basis der Versorgungsforschung bestimmte Risikopatienten im Patientenkollektiv einer Hausarztpraxis identifizieren. Das AIS würde dem Arzt dann patientenindividuell Hinweise oder einen Leitliniencheck anbieten. Und je nach Krankenkasse wären außerdem Versorgungs- bzw. Präventionsangebote abrufbar. Umgekehrt könnten anonymisierte Daten aus der Arztpraxis die Versorgungsforschung voranbringen, etwa Daten zur Umsetzung einer Leitlinie, die von den Fachgesellschaften genutzt werden könnten, um Leitlinien anwendungsfreundlicher zu gestalten.
Das „Big Data“-Szenario ist nur eines von vielen Szenarien, die eine stärkere Öffnung der AIS wünschenswert erscheinen lassen. Gevko-Geschäftsführer Guido Noelle brachte unter anderem die Krebsregister zur Sprache, auch ein Thema, bei dem politischer Anspruch und ein IT-Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. Die Liste ließe sich fortsetzen.