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Telematik

Jubiläumsveranstaltung der TELEMED

Podiumsdiskussion zum eHealth-Gesetz auf der TELEMED 2015

 

Zwanzig Jahre TELEMED sind Grund zum Feiern. Bei der Jubiläumsveranstaltung gab es aber auch deutliche Kritik an Politik und Selbstverwaltung.

 

Es war Zufall, aber es passte gut: Am 18. Juni winkte der Schweizer Nationalrat das elektronische Patientendossier der Schweiz durch. Nach Inkrafttreten haben die Krankenhäuser drei Jahre, die Pflegeheime fünf Jahre Zeit, bis sie Patientendaten verpflichtend als elektronische Dossiers zur Verfügung stellen und für Patienten abrufbar machen müssen. Für ambulante Ärzte bleibt das Dossier zunächst freiwillig.

 

Die Schweiz war bei der 20. TELEMED-Tagung in Berlin nur ganz am Rand ein Thema. Umso intensiver wurde die deutsche Gesundheitstelematik diskutiert. Aus wissenschaftlicher Sicht konstatierte Martin Staemmler von der Fachhochschule Stralsund relevante Lücken in eHealth-Gesetz und Rollout-Plänen der gematik. Neben dem oft kritisierten Fehlen einer Zugangsstelle für Patienten zur Telematikinfrastruktur (TI) hält Stemmler vor allem die nur in Ansätzen angedachte Einbindung von Gesundheitsfachberufen für problematisch. Denn dies stehe dem Ideal des ubiquitären Zugangs zur TI massiv im Weg. Anders ausgedrückt: Auch wenn Offenheit gepredigt wird, droht letztlich doch eine Infrastruktur zu entstehen, in der sich Krankenkassen und Ärzte ein- und abkapseln.

 

Deutliche Kritik kam von Staemmler auch an den kurz vor Verabschiedung des Kabinettsentwurfs eingefügten Änderungen der Interoperabilitätsparagraphen des eHealth-Gesetzes: „Dass die offenen Schnittstellen erneut einen Sektorenbezug bekommen und auf Archivierung und Systemwechsel beschränkt bleiben, kann so nicht stehen bleiben. Das sind nicht die Schnittstellen, die wir dort sehen wollen.“

 

Auch von Patientenseite kam beim TELEMED-Jubiläum wenig Lob für die eHealth-Politik in Deutschland. Wolfram-Armin Candidus von der Bürger Initiative Gesundheit bezeichnete die bisher getroffenen Regelungen und gesetzlichen Planungen in Anlehnung an das fünfte Sozialgesetzbuch als notwendig, zweckmäßig aber nicht ausreichend und fügte hinzu: „Ausreichend wäre vier.“ 

 

Mit Blick auf die anstehenden Online-Tests der TI fasste Christiane Hurley von der gematik den Stand der Vorbereitungen zusammen. Wie mehrfach kommuniziert ist in der Region Nordwest die Rekrutierung von 500 Ärzten und sechs statt geplant fünf Krankenhäusern abgeschlossen. Außerdem erfolgte schon Ende 2014 der so genannte Durchstich, die testweise Verbindung zum Online-Dienst der Krankenkassen. In der Region Südost seien derzeit erst 75% der Ärzte rekrutiert. Der Durchstich soll dort am Beispiel der KKH in den nächsten Wochen erfolgen.

 

Philipp Grätzel von Grätz, Redaktion E-HEALTH-COM