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Eine israelische HMO nutzt Big Data-Analytik für ein digital unterstütztes Krebs-Screening. Derweil hat das Bundesgesundheitsministerium eine Big Data-Studie in Auftrag gegeben.
Die epidemiologische Forschung und die prädiktive Analytik sind zwei der großen Einsatzbereiche für Big Data-Technologien im Gesundheitswesen. Im Bereich der prädiktiven Analytik prescht die israelische Health Maintenance-Organisation Maccabi jetzt vor: Sie nutzt und evaluiert ein prädiktives Screening für kolorektale Karzinome.
Das E-Screening nutzt einen Algorithmus, der ambulante und stationäre Datensätze der Versicherten von Maccabi durchforstet und dabei unter anderem bestimmte Laborparameter im Verlauf analysiert. Auf Basis der gesammelten Informationen errechnet das Programm eine Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines kolorektalen Karzinoms.
Auf diese Weise können das individuelle Krebsrisiko modelliert und Maßnahmen der Prävention bzw. Früherkennung gezielter eingesetzt werden. „Versicherten mit hohem Risiko wird eine Koloskopie empfohlen“, erläuterte Professor Gabriel Chodick, der bei Maccabi die Abteilung Database Research leitet. Dieses Vorgehen zielt darauf ab, die Compliance mit Früherkennungsmaßnahmen zu verbessern.
Eine derartige sektorenübergreifende, personenbezogene Analytik ist im deutschen Gesundheitswesen bisher so nicht möglich. Allenfalls können einzelne Klinikträger, die auch ambulante Leistungen anbieten, ihre organisationsinternen Datenbanken analysieren. Auch Krankenkassen können prädiktive Analysen fahren, haben aber zu vielen in diesem Kontext relevanten Parametern gar keinen Zugang, außerdem gibt es rechtliche Bedenken.
Der Ist-Situation und den Chancen der Big Data-Analytik im deutschen Gesundheitswesen soll sich eine neue Studie widmen, die das Bundesgesundheitsministerium bei der zu PwC gehörenden Strategieberatung Strategy& in Auftrag gegeben hat. „Die Ergebnisse erwarten wir im zweiten Halbjahr. Wir wollen prüfen, welche Handlungsmöglichkeiten es bei dem Thema Big Data in Deutschland gibt“, betonte Oliver Schenk, Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium.
Denkbar ist, dass die Erkenntnisse dazu beitragen, jenes E-Health-Gesetz 2.0 zu formulieren, von dem Politiker immer wieder sprechen. Denkbar ist auch, dass spezifische Förderprogramme aufgesetzt werden, die die Big Data-Analytik im deutschen Gesundheitswesen voranbringen könnten. Tatsache ist: Deutschland ist in Sachen Big Data im Gesundheitswesen noch am Suchen. (Philipp Grätzel)