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Bild: © mingirov
Für jede Stunde, die ein Arzt im Angesicht seines Patienten verbringt, wälzt er zwei Stunden Akten. Das zeigt eine Analyse elektronischer Patientenakten aus den USA.
Für die in der Zeitschrift Annals of Internal Medicine publizierte Analyse wurde der Alltag von insgesamt 57 ambulant tätigen Allgemeinmedizinern, Kardiologen und Orthopäden in vier US-Bundesstaaten genau analysiert. Weil alle Ärzte elektronische Dokumentationslösungen einsetzten, konnte die Zeit, die die Ärzte mit „Aktenarbeit“ verbrachten, sehr genau dokumentiert werden.
Ergebnis: Während eines normalen Arbeitstags verwenden ambulante Ärzte 27 Prozent ihrer Zeit für den direkten Kontakt zu Patienten, 49,2% der Zeit dagegen für die Arbeit in den elektronischen Akten. Dazu kamen noch nicht aktenbezogene Verwaltungstätigkeiten aller Art. Im Mittel benötigte jeder Arzt außerdem ein bis zwei Stunden zusätzlicher Zeit am Abend, um liegengebliebene Arbeiten zu erledigen, in der Regel ebenfalls am Computer.
In einem Kommentar zu dieser Arbeit konstatiert die Ärztin Susan Hingle von der SIU School of Medicine in Springfeild, Illinois, dass elektronische Akten ihr Versprechen, den Arzt von Dokumentationstätigkeiten zu entlasten, bisher eindeutig nicht erfüllten: „Elektronische Akten, so wie sie derzeit gestaltet sind, beanspruchen sehr viel ärztliche Arbeitszeit. Sie lenken von der direkten Patienteninteraktion ab und schränken das Privatleben ein.“
http://annals.org/aim/article/2546705/electronic-health-records-unfulfilled-promise-call-action
Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM