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Foto: © Gina Sanders
Die zerstrittene KBV hat bei ihrer Vollversammlung die Kurve gekriegt und erfüllt zentrale politische Forderungen. Außerdem gibt es mehr Geld für Landarztpraxen.
Gewissermaßen als Vorgruppe zum Deutschen Ärztetag, der noch bis Freitag in Hamburg stattfindet, hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung am Montag ihre Vollversammlung abgehalten. Im Vorfeld hatte das Bundesgesundheitsministerium unverhohlen gedroht, der KBV einen Staatskommissar vor die Nase zu setzen, weil die sich bisher geweigert hatte, Ex-KBV-Chef Andreas Köhler für zweifelhafte Geschäftspraktiken während seiner Amtszeit zur Rechenschaft zu ziehen.
Der Kommissar ging um
Die Drohung scheint gewirkt zu haben. Laut KBV-Chef Andreas Gassen wurden im nicht öffentlichen Teil der Sitzung Beschlüsse gefasst, die den Staatskommissar vermeiden sollen. Unter anderem geht es dabei um die Ruhestandsbezüge Köhlers sowie um die Rückabwicklung von Immobiliengeschäften der KBV während der Ära Köhler.
Aus eHealth-Sicht spannender als die Skandale der KBV sind die Beschlüsse, die die Vollversammlung (auch nicht ohne politischen Druck) im öffentlichen Teil der Sitzung gefasst hat. Konkret wurde eine im Versorgungsstärkungsgesetz angelegte Erhöhung der Förderung der Weiterbildung bei Niedergelassenen beschlossen. Insgesamt 7500 Allgemeinmediziner und 1000 Fachärzte erhalten demnach monatlich 4800 Euro Gehaltszuschuss für ambulante Kollegen in Weiterbildung.
Zusätzlich gibt es in unterversorgten Regionen weitere 500 Euro monatlich, in von Unterversorgung bedrohten Regionen 250 Euro monatlich. Das ist deutlich mehr als bisher zur Verfügung stand. Es wird allein nicht ausreichen, um Versorgungsengpässe auf dem Land zu beseitigen. Aber es kann dazu beitragen, Landpraxen attraktiver zu machen und verbessert damit zumindest indirekt auch die Chancen für innovative, eHealth-gestützte Versorgungsprojekte auf dem Land.
KBV 2020: Bevorzugung der Krankenhäuser soll enden
Wie sich die Kassenärzte die ambulante Versorgung der Zukunft in Deutschland insgesamt vorstellen, illustriert das Positionspapier KBV 2020, das am Montag ebenfalls verabschiedet wurde. Darin wünscht man sich von der Politik neue, gesetzlich geregelte Versicherungstarife. Neben dem (teureren?) freien Zugang zu allen Fachärzten sollen Hausarztmodelle mit und ohne Einschreibung etabliert werden, die sich in unterschiedlicher Weise auf die Vergütung der Ärzte auswirken.
Auch hätten die Kassenärzte gerne, dass Gelder aus dem stationären Sektor in den ambulanten Bereich umgeschichtet werden. Außerdem will man eine Gleichbehandlung bei der Erstattung innovativer Leistungen im ambulanten und stationären Sektor erreichen. Derzeit ist es für Krankenhäuser deutlich einfacher, innovative Verfahren anzubieten als für niedergelassene Ärzte. Auch deswegen hat es beispielsweise die Telemedizin im Krankenhaussektor einfacher.