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Notizblog # 5

Die wollen nicht nur spielen!

 

Nimmt man dieser Tage an Diskussionsrunden teil, in denen es um die Digitalisierung der Medizin im weitesten Sinne geht (und derer gibt es viele), beschleicht einen mitunter der Eindruck, es tobe ein erneuter Kulturkampf zwischen Mensch und Maschine. Noch immer haben viele das Zitat Fritz Kahns, Arzt und Autor (1888 – 1968), vom „Menschen als die leistungsfähigste Maschine der Welt“ im Kopf.

 

Unerbittlich kämpfen die Ärzte um ihr Bleiberecht, so scheint es. Dass es darum jedoch in all diesen Diskussionen gar nicht geht, bekommen die meisten im ohrenbetäubenden Rauschen der bunten neuen Bilder gar nicht mit. Sinnvoller wäre es, sich kühlen Kopfes einen Überblick über Sinn und Unsinn zu verschaffen, um mit den Patienten auf Augenhöhe kommunizieren zu können – diesmal nur mit anderen Vorzeichen – denn die haben die (vielen) neuen Möglichkeiten längst für sich entdeckt. Das Ignorieren ärztlicherseits bekommt ein solches Unterfangen nicht in den Griff.

 

Mit validen, beständigen Zahlen = länger gültig als > 24 Stdn. in der digitalen Welt ist es ja bekanntlich schwierig. Wandel, Erweiterung, Erneuerung und die Momentaufnahme sind schließlich das ureigenste Wesen des World Wide Webs. Aber nehmen wir einmal rein theoretisch an, dass die Zahl aktuell existierender Gesundheits-Apps im deutschsprachigen Raum bei etwa 10.000 Stück liegt – wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass alle tatsächlich förderlich für den Erhalt oder die Wiedererlangung der Gesundheit sind? Genau. Wie hoch mag dagegen die Wahrscheinlichkeit sein, dass keine von ihnen etwas taugt? Auch richtig. Tritt eine von ihnen an, den Arzt zu ersetzen? Auf gar keinen Fall.

 

Woher also kommt die Angst der sprechenden Medizin vor den kleinen digitalen Helferlein? Wieso fällt es dem Arzt in der Praxis so schwer, das zu kultivieren und als Unterstützung zu verstehen, was er (und seine Familie) zuhause ebenfalls im täglichen Miteinander leben?

 

Dass diese Angst nahezu gänzlich unbegründet ist, hat auch die diesjährige Ausgabe der "EPatient Survey" ergeben, die ihre 11.000 Teilnehmer nach deren Nutzungsverhalten von Gesundheits-Apps befragte. Danach nutzen zwar immer mehr erkrankte, und auch gesunde Personen die digitalen Angebote – vor allem zur Prävention und Diagnose, selten zur Therapie – aber die aller-allermeisten von ihnen besprechen sich dann mit ihrem Arzt. Sie sind übrigens auch bereit, ihre persönlichen Vital- und Krankheitsdaten zu Forschungszwecken zu spenden. Ebenfalls am liebsten an ihren Arzt, vor Kliniken, Forschungseinrichtungen oder gar Krankenkassen.

 

Ja, der Health-App-Markt zeigt derzeit Anzeichen eines Wildwuchses. Aber einer, in dem auch viel Gutes stecken kann, wenn sich ein Weg findet, ihn einzufangen, zu kontrollieren und unter Umständen auch ein bisschen zurechtzustutzen – dann sehen vielleicht auch die Ärzte in diesem Dickicht die hellen Seiten.

 

Claudia Dirks

Freie Journalistin, Berlin