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Michael Reiter
Eine Rekordteilnehmerzahl von 8.400 Führungskräften meldet der Hauptstadtkongress – insbesondere wegen des Leitthemas Digitalisierung. Der Tenor in Berlin: Der Trend setzt sich inzwischen in den Köpfen durch. Diskutiert wird er jedoch primär strategisch-politisch, während die Umsetzung Voraussetzungen mit sich bringt, für die es noch kein gemeinsames Commitment in Deutschland gibt. Die zentrale Rolle spielt die Interoperabilität, das verdeutlicht eine Experten-Session auf dem Hauptstadtkongress unter Beteiligung auch von InterSystems.
„Integrating the Healthcare Enterprise: die Vision von kommunizierenden Systemen“ lautet das Thema der Session. Volle Säle zur Digitalisierung, aber überschaubare Resonanz bei Implementierungsthemen – diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit konstatiert Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Dekan und Sprecher des Vorstands der Universitätsmedizin Göttingen. Digitale Transformation erfordert die Vermeidung von Insellösungen, so der Moderator der Session, die die Sichten der Leistungserbringer, Kostenträger, Forscher und Standardisierer zur Diskussion bringt.
Dass die Vorgaben von „Integrating the Healthcare Enterprise“ (IHE) praxistaugliche Potenziale haben, zeigt Prof. Dr. Martin Staemmler von der Hochschule Stralsund in seiner Vorstellung ausgewählter Profile und anhand erfolgreicher Projekte auf. Der „Geburtsfehler“ bisheriger Bemühungen zur eGK und zur Telematikinfrastruktur für den Austausch von Patienteninformationen liegt in der Vorgehensweise, bei der Selbstverwaltung und gematik sich allein zur Spezifikation berufen fühlten, anstatt diese in einem transparenten und öffentlichen Prozess gemeinsam mit Anwendern, Industrie und Spezialisten abzustimmen. Das zunehmende Engagement von Krankenkassen bei Gesundheitsakten ist eine der Gegenreaktionen.
Der Experte erinnert daran, dass durch das erste E-Health-Gesetz die einzelnen Sektoren in die Verantwortung genommen sind, interoperable Schnittstellen festzulegen. Dies führt sicher nicht zu einer einheitlichen Lösung über die Sektorengrenzen hinweg.
Droht nun das gleiche Dilemma bei der Vernetzung der Patientenakten? Kroemer und das Panel bestätigen: Das wäre nicht zielführend. Abhilfe können hier nur die einheitliche Verwendung von IHE-Profilen und nationale Vorgaben zu deren Ausprägung schaffen wie in der Schweiz oder in Österreich.
„Die Welt der Medizin ist komplex und die Erschließung des Datenschatzes erfordert Interoperabilität, unter anderem durch einheitliche Vorgaben bei den Metadaten für Dokumente im Kontext von IHE-Ansätzen“, sagt Alexander Ihls, Vendor Co-Chair, IHE Deutschland und Manager Strategic Business Development Healthcare (DACH), InterSystems GmbH. „Neben den IHE-Profilen für die Vernetzung von Dokumenten, anklingend im Session-Motto, spielt die einheitliche Definition der medizinisch strukturierten Inhalte dieser Dokumente eine maßgebliche Rolle. Hier sind nun die Fachgesellschaften aufgefordert, ihren Beitrag zu leisten!“, so Ihls weiter.
Thies Eggers, Senior-Experte bei fbeta, regt an, dass die Gesundheitsakten der Kassen von vorneherein interoperabel angelegt sein sollten, um späteren Mehraufwand zu sparen. Die Austauschbarkeit von Metadaten ist Teil entsprechender Anforderungen, die unter anderem aus der DSGVO resultieren.
Die Umsetzung von Interoperabilität in den BG Kliniken ist im Gange, erläutert Heiko Hauptmann, Leiter IT/Medizintechnik beim BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin. IHE ist der richtige Weg! Um Interoperabilität zu finanzieren, ist das datenschutzkonforme Anbieten von Patientendaten ein legitimes Mittel. Hauptmann fordert insgesamt mehr Mut und Geschwindigkeit.
Das zielgerichtete politische und fachliche Vorgehen zu interoperablen elektronischen Patientenakten fehlt in Deutschland, resümiert Prof. Dr. Staemmler. Aber der „Tipping-Point“ scheint erreicht – dank der kritischen Masse an Projekten und der Stimmung in den Zielgruppen.
Kontakt:
Alexander Ihls, Vendor Co-Chair, IHE Deutschland e. V.
Strategic Business Development Manager Healthcare DACH, InterSystems
alexander.ihls(at)intersystems.com