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Letztens bin ich selbst Opfer der fortschreitenden Digitalisierung meines Umfelds geworden. Ein professioneller Anstrich war nötig, also wandte ich mich an einen Profi. Ich sollte nur die Farbe besorgen, deren Qualität im Mietvertrag festgeschrieben ist. Der Maler kam gutgelaunt, scannte mit seinem Smartphone den Barcode des Eimers und verstummte. Die Sache wär’ die, seine Maler-App würde diese Farbe kennen und als extrem schwierig zu verarbeiten einstufen. Er fühle sich nicht in der Lage, diese Verantwortung auf sich zu nehmen und bittet uns, sich einen Experten auf diesem Gebiet zu suchen. Nein, er wolle es gar nicht erst versuchen! Wahrscheinlich sollte ich froh darüber sein, dass sich nicht jeder für einen Profi hält, der eine App zu bedienen weiß.Wenig später plante ich einen Ausflug – alle aufs Rad und raus in die Natur. Die Wetter-App hatte absolut zuversichtlich vorausgesagt, dass die sintflutartigen Regengüsse und dieser absurde Temperatursturz mit der digitalen Realität nichts zu tun haben können. Wir befanden uns sozusagen in einer nicht-existierenden Realität, als wir im Wald Schutz suchten.Kaum zuhause angekommen, organisierte ich durchnässt, frierend und jetzt schon leicht erkältet, einen Online-Einkauf beim nächstgelegenen Supermarkt und bekam wenig später ... die Einkäufe eines Nachbarn, der in einer Straße lebt, deren Name der unseren nicht unähnlich ist.Ich habe nun eine Ahnung davon, wie vermaledeit es sich mitunter mit dem Schein und Sein in Sachen Digitalisierung des Gesundheitswesens verhält. Glauben wir den Industrienachrichten scheint die Möhre fast greifbar vor der Nase der Mediziner und ihrem Umfeld herum zu baumeln. Unterhalten wir uns mit IT-Verantwortlichen aus Krankenhäusern ist einfach nichts gut genug, oder aber zu kompliziert in der Handhabung, als das es in Patientennähe gelassen werden dürfte. Aus dem Anwendungsfall werden plötzlich Anwendungsfallen.
Claudia Dirks
Freie Journalistin, Berlin