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Fragebogen: Wolfgang Loos

1. Wie sind Sie zum Thema eHealth gekommen?

 

Im Jahr 2001 lernte ich das Projekt TEMPiS in Bayern aus der Sicht eines PR- und Marketingberaters kennen. Dieses Projekt hat in der Folge erhebliche neue Möglichkeiten in der Schlaganfallbehandlung eingeleitet. Es hat auch gezeigt, dass Telemedizin stärker als bisher anwendungsorientiert betrachtet werden muss. Aus dieser Erkenntnis heraus und nach vielen Gesprächen mit Medizinern und Krankenhausvertretern kam es schließlich im Jahr 2005 zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin, deren geschäftsführendes Vorstandsmitglied ich heute bin.

 

2. Wo sehen Sie in den nächsten Jahren die größten Entwicklungschancen für die eHealth-Community?

 

Die eHealth-Community wird in den nächsten Jahren weiter zusammenwachsen und sich unwiderruflich etablieren. Die Überführung telemedizinischer Anwendungen in die Regelversorgung scheint nicht mehr in allzu weiter Ferne, d. h. der zunehmend auch in wissenschaftlichen Studien dargestellte Nutzen von Telemedizin wird zur Anerkennung telemedizinischer Dienstleistungen führen. Die demografische Entwicklung wird die Anwendung von Telemedizin z. B. in strukturschwachen Regionen oder auch Flächenländern geradezu erzwingen.

 

3. Welches Telemedizin- oder Telematik-Projekt hat Sie in der letzten Zeit beeindruckt?

 

Das Eingangs erwähnte Projekt TEMPiS. Als Pilotprojekt zur integrierten Schlaganfallbehandlung in der Region Südost Bayern gestartet, ist es inzwischen national und international bekannt und anerkannt. In Bayern ist es 2006 in den Regelbetrieb überführt worden, andere Bundesländer und Krankenhäuser haben das Konzept übernommen. Auch der Krankenhauskonzern Helios hat auf dieser Grundlage die Schlaganfallversorgung in allen seinen Kliniken optimiert. Mit dem Projekt TEMPiS ist es in beeindruckender Weise gelungen, die Schlaganfallbehandlung in den angeschlossenen Kliniken auf dem Niveau einer Stroke Unit zu organisieren und den Nutzen für alle Beteiligte durch Studien zu belegen.

 

4. Welches Thema beschäftigt Sie gerade?

 

Zum einen die Vorbereitung unseres Fachkongress zum Thema "Telemedizin 2009 -Geschäfts- und Versorgungsmodelle im klinischen Alltag" anfang November in Berlin, der erstmals Vertreter mehrerer Deutscher medizinischer Fachgesellschaften zum Thema Telemedizin zusammenführen wird. Andererseits sind wir mit anderen Verbänden und Gesellschaften im Gespräch darüber, wie man medizinische Innovationen - eben auch Telemedizin - schneller in die Anwendung überführen kann. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen der IT- und Medizintechnikbranche brauchen hier Unterstützung.

 

5. Sie haben einen Wunsch frei. Was wünschen Sie der eHealth-Community?

 

Der eHealth-Community wünsche ich mehr gelebte Interdisziplinarität. Unterschiedlichste Akteure, die sich für Telemedizin, Telematik und eHealth engagieren sollen offen sein für Kooperation, Sichtweisen und Interessen unterschiedlicher Fachgebiete akzeptieren und schließlich ein gemeinsames Verständnis für die nachhaltige Anwendung von Telemedizin entwickeln. Das betrifft Gesundheitsversorger, Ärzte, Techniker, IT-Experten, Gesundheitspolitiker, Führungskräfte aus der Industrie, Gesundheitswirtschaft, Verbände und Gesellschaften, Krankenkassen und Sozialversicherungen gleichermaßen.