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Forschung |

23andMe ist pleite: Werden die Daten verkauft?

Ein Digital Health Pionier im Bereich Gendaten meldet Insolvenz an. Was mit den Kundendaten geschieht, ist derzeit völlig unklar.

Bild: © MichaelVi – stock.adobe.com, 398105964, Stand.-Liz.

Als das US-Unternehmen 23andMe im Jahr 2006 gegründet wurde, war es in der Digital Health Branche in aller Munde. Das lag zum einen an der relativ prominenten Gründerin Anne Wojcicki, die damals mit dem Google-Gründer Sergej Brin liiert war. Vor allem aber vermählte 23andMe zwei Hype-Themen, die in den Zehnerjahren in keiner „Future of Medicine“-Keynote fehlen durften, die genetisch personalisierte Medizin und die Digitalisierung und Individualisierung der medizinischen Versorgung.

 

Tatsächlich verabschiedete sich 23andMe relativ schnell von seinen medizinischen Ambitionen oder stellte diese zumindest hintenan. Statt personalisierter Risikoprofile wurde die DNA-Analyse zur Klärung der Abstammung der große Renner. Das wurde dann am Ende auch zu einem Teil des Problems, denn eine solche Analyse macht man einmal und nie wieder. Darauf zusätzliche Services aufzusetzen, die sich monetarisieren lassen, ist nicht ganz einfach.

 

Aktie brach um über 99 Prozent ein

Die Investoren brauchten allerdings ein wenig, um das zu erkennen. Im Jahr 2021 ging 23andMe an die Börse, in einer Zeit, in der dank Pandemie alles, was mit „digital“ und „Gesundheit“ zu tun hatte, an der Börse gekauft wurde wie frische Semmeln. Über vier Milliarden US-Dollar war das kalifornische Unternehmen zwischenzeitig auf dem Papier wert, in der Spitze kostete eine Aktie rund 260 US-Dollar. Aktuell liegt der Börsenwert bei rund 50 Millionen US-Dollar, der Verlust im Jahr 2024 war mehr als dreimal so hoch. Mit Bekanntwerden der Insolvenz ging es mit der Aktie nochmal schlagartig um mehr als 60 Prozent nach unten, sie ist derzeit für etwas mehr als 60 Cent zu haben.

 

Pikant an der ganzen Sache ist, dass es jetzt ein Insolvenzverfahren geben wird, bei dem, wie das so ist bei Insolvenzverfahren, die Insolvenzmasse zu Geld gemacht wird. Und zu dieser Insolvenzmasse zählen auch die genetischen Daten von über zehn Millionen Kund:innen. Diese Daten könnten im Rahmen einer Versteigerung ihren Besitzer wechseln. Und wenn der neue Eigentümer in einem US-Bundesstaat ansässig sein sollte, der weniger strikte Regelungen in Bezug auf sensible persönliche Informationen hat wie Kalifornien, dann wäre es zumindest denkbar, dass die Daten künftig in einer Art und Weise genutzt werden, die bisher nicht möglich gewesen wäre.

 

Generalstaatsanwalt: Löschen Sie Ihr Konto!

Einer, der diese Befürchtung hegt, ist der Generalstaatsanwalt von Kalifornien, Rob Bonta. Er hat einem Bericht des Guardian zufolge eine Konsumentenwarnung herausgegeben, in der er den Menschen in Kalifornien empfiehlt, ihr 23andMe-Nutzerkonto zu löschen und das Unternehmen anzuweisen, eventuelle Bioproben bzw. Gensamples, die noch existieren, zu vernichten. Eine Löschung zu initiieren, die dann auch dazu führt, dass die persönlichen Daten nicht mehr für Forschungsprojekte genutzt werden können, ist über die persönlichen Einstellungen auf der 23andMe Webseite möglich.