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Medizin |

Befragung: Apps auf Rezept laufen langsam an

Das Zusammenspiel zwischen digitaler und analoger Versorgung bedarf größerer Aufmerksamkeit

München, 28.05.2021. Seit gut einem halben Jahr können Ärzt:innen Apps auf Rezept verschreiben. Doch digitale und ärztliche Versorgung finden nur langsam zusammen, wie eine repräsentative Befragung des Marktforschungsinstitutes YouGov im Auftrag der SBK unter 1.803 Teilnehmer:innen (davon 1.002 mit einer chronischen oder schweren Erkrankung) zeigt: Nur zwei Prozent der Menschen haben bisher eine App auf Rezept erhalten.

Weitere acht Prozent der Befragten bejahen, schon einmal durch einen Arzt über die Möglichkeit zur Nutzung einer Digitalen Gesundheitsanwendung (kurz DiGA) aufgeklärt worden zu sein. Insgesamt nutzen 16 Prozent der Befragten mit einer Erkrankung Apps oder Online-Angebote (dabei handelt es sich nicht ausschließlich um DiGAs) zum besseren Management ihrer Krankheit oder zum Erhalt ihrer Gesundheit. Die meisten, die auf eine Gesundheitsunterstützung durch eine App zurückgreifen, tun das also wohl ohne ärztliches Rezept.

SBK-Zahlen zeigen: Ein Viertel der DiGAs werden ohne Rezept genutzt
Die internen Zahlen der SBK zeigen bisher eine verhaltene Nachfrage nach DiGAs, allerdings zeigen die Zahlen einen stetigen Aufwärtstrend: Bis Ende April 2021 wurden den über eine Million SBK-Mitgliedern insgesamt 349 DiGAs genehmigt. Ein Viertel davon wurde – bei Vorliegen einer entsprechenden Indikation – direkt von der SBK und nicht auf ärztliche Verordnung genehmigt. „Diese Zahlen zeigen, dass die App auf Rezept in der ärztlichen Versorgung bisher eine untergeordnete Rolle spielt“, sagt Christina Bernards, Fachexpertin für innovative Präventions- und Versorgungsangebote bei der SBK. Auch wenn immerhin drei Viertel der DiGAs über ärztliche Verordnungen genehmigt werden, ist die Zahl der Menschen, die im Rahmen einer ärztlichen Therapie von den digitalen Anwendungen profitieren, noch gering.

Bernards betont: „Um das Potenzial, das digitale Versorgungsmöglichkeiten bieten, optimal auszunutzen, muss nun das Zusammenspiel zwischen digitaler und analoger Versorgung verstärkt unter die Lupe genommen werden. Es muss nicht nur schnellstmöglich wissenschaftlich beantwortet werden, ob die DiGAs den Patient:innen einen echten Vorteil bieten, sondern auch die Frage, wo ärztliche Unterstützung notwendig ist bzw. wie gut die einzelnen Apps vielleicht auch ohne ärztliche Unterstützung helfen. Wir glauben, dass DiGAs als Baustein einer umfassenden Versorgung den Patient:innen mehr Nutzen bringen als eine Stand-alone-Lösung.“

Und weiter gibt Bernards zu bedenken: „Ohne eine Vernetzung von digitalen Therapien mit der Versorgung durch den Arzt kann es passieren, dass ein weiterer Sektor, nämlich der digitale Sektor, im Gesundheitswesen entsteht. Mit all den Nachteilen, die wir bisher schon an den Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung und der Pflege sehen, wie zum Beispiel mangelnde Transparenz und fehlender Austausch von Daten. Dabei soll die Digitalisierung doch Sektorengrenzen aufweichen. Ich halte es daher für sehr wichtig, dass die Ärzt:innen enger in die digitale Versorgung der Patient:innen eingebunden sind und auch ihre digitale Versorgung gemeinsam mit ihnen steuern. Dazu müssen auch die Ärzt:innen besser über Angebote und deren Nutzen aufgeklärt werden.“

Die Mehrheit der Nutzer:innen von Online-Therapieangeboten sieht für sich einen Mehrwert
Positiv bleibt festzuhalten, dass die Menschen, die Online-Therapien (DiGAs oder andere Online-Angebote) nutzen, einen Mehrwert für sich darin sehen. 70 Prozent der Befragten, die ein Online-Angebot nutzen, empfinden ihre gesundheitsbezogene App als einen großen oder sehr großen Nutzen. Ein Viertel der Nutzer:innen sieht das Angebot eher indifferent und erkennt weder einen großen noch einen geringen Nutzen. Nur fünf Prozent sehen nur einen geringen Nutzen.




Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der zwischen dem 25. und 27.01.2021 insgesamt 1.832 Personen teilgenommen haben. Darunter n=1.002 Befragte, die eine langfristige oder chronische Erkrankung haben, die sie in ihrem Alltag zumindest zeitweise beeinträchtigt oder in der Vergangenheit beeinträchtigt hat. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.


Quelle: SBK