57 Prozent der befragten MedTech-Unternehmen rechnen in diesem Jahr mit einem besseren Umsatzergebnis als im Vorjahr. Das ist eine leichte Erholung gegenüber dem ersten Corona-Krisenjahr, reicht aber noch nicht an die Werte vor der Corona-Pandemie von über 70 Prozent heran. Von einem Umsatzrückgang gehen dagegen ein Viertel der befragten Unternehmen aus. Bei über 11 Prozent sind die Rückgänge sogar im zweistelligen Bereich. „Das zeigt, dass einzelne Bereiche der MedTech-Branche noch immer sehr stark von der Coronakrise betroffen sind, beispielsweise im Bereich der elektiven Eingriffe“, so Möll.
Trotz der schwierigen Bedingungen versuchen die befragten MedTech-Unternehmen, ihr Personal zu halten. Nur 10 Prozent der Unternehmen sind gezwungen, in diesem Jahr Arbeitsplätze abzubauen. 48 Prozent halten ihr Personal. 38 Prozent schaffen sogar zusätzliche Arbeitsplätze. Und auch die Berufsaussichten für Fachkräfte in der MedTech-Branche sind nach wie vor ausgezeichnet. Gesucht wird vor allem Fachpersonal aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Medizintechnik, Naturwissenschaften, Informatik und Pflege.
Der mit Abstand größte Bremser der künftigen MedTech-Entwicklung bleibt die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR): 87 Prozent der befragten BVMed-Unternehmen sehen die MDR als größtes Hemmnis für die Branche an. Dabei geht es vor allem um die Pflicht zu umfassenden klinischen Daten und um längere Konformitätsbewertungszeiten durch Ressourcendefizite bei den Benannten Stellen. 70 Prozent der BVMed-Unternehmen sprechen sich für eine vereinfachte Neuzertifizierung der bewährten Bestandsprodukte unter der MDR aus. 39 Prozent der Unternehmen wünschen sich Förderprogramme für KMU zur Umsetzung der MDR. Neben dem vorherrschenden Thema MDR stehen auf der gesundheitspolitischen Agenda eine Verkürzung der Dauer der Bewertungsverfahren und eine besser abgestimmte Gesundheits-, Wirtschafts- und Forschungspolitik.
Durch die Coronakrise gewinnen die Themen Digitalisierung und Ambulantisierung weiter an Bedeutung. Der digitale Wandel schreitet voran – auch im Vertrieb von Medizinprodukten: Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen geben an, dass digitale Lösungen im Vertrieb und „Remote Selling“ deutlich wichtiger werden. Das größte Potenzial bei den digitalen Technologien sehen die Unternehmen in Datenanalysen bzw. „Business Intelligence“, in Big- und Smart-Data-Anwendungen, Cloud-Technologien sowie künstlicher Intelligenz. Die MedTech-Branche fordert dafür einen besseren Zugang zu Gesundheitsforschungsdaten. 30 Prozent der BVMed-Unternehmen arbeiten bei der Entwicklung digitaler Lösungen bereits mit Start-ups zusammen.
Der vom BVMed seit 2012 erhobene Innovationsklima-Index bleibt auf niedrigem Niveau. Auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) bewerten die Unternehmen das Innovationsklima für Medizintechnik in Deutschland im Durchschnitt mit 4,3. Das ist ein nur leicht verbesserter Wert gegenüber dem Index-Tiefpunkt 2020 von 4,2. In den Jahren 2012 und 2013 lag der BVMed-Innovationsklima-Index noch bei 6,2 Punkten. Als innovativste Forschungsbereiche schätzen die Unternehmen die Kardiologie und die Onkologie ein.
Detaillierte Informationen zur BVMed-Herbstumfrage können unter www.bvmed.de/ergebnisse-herbstumfrage2021 abgerufen werden.