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Forschung |

Datenplattform für COVID-19-Forschung

CODEX-Projekt des Netzwerks Universitätsmedizin mit positiver Jahresbilanz  

Bild: © ipopba – stock.adobe.com

Das Projekt CODEX (COVID-19 Data Exchange Platform) hat den Aufbau einer Datenplattform für die COVID-19-Forschung erfolgreich abgeschlossen. Das berichteten gestern bei einer Online-Veranstaltung Vertreter des CODEX-Lenkungsausschusses. Die Datenplattform soll auf Basis von Real-World-Daten neuartige wissenschaftliche Auswertungen zu COVID-19 ermöglichen, zum Beispiel zum Einsatz und Erfolg von Therapien und Medikamenten. Das im August 2020 gestartete Vorhaben ist zentraler Baustein des mit 150 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Netzwerks Universitätsmedizin (NUM).

 

Die Dateninfrastruktur von CODEX besteht aus einer dezentralen und einer zentralen Komponente. Die dezentrale Infrastruktur basiert auf den Datenintegrationszentren, die in der Medizininformatik-Initiative (MII) bundesweit an 29 Universitätskliniken aufgebaut wurden. „Die umfassenden technischen und rechtlichen Vorarbeiten der Medizininformatik-Initiative, insbesondere die Datenintegrationszentren, sind essentiell für die Forschungsdatenplattform zu COVID-19“, sagte Sebastian C. Semler, einer der beiden CODEX-Gesamtprojektleiter, Leiter der MII-Koordinationsstelle und TMF-Geschäftsführer.

 

Dezentrale Infrastruktur der Medizininformatik-Initiative als Basis

Für CODEX wurde die erfolgreich aufgebaute dezentrale Forschungsdateninfrastruktur der MII um eine Plattform erweitert, die es Forschenden ermöglicht, komplexe COVID-19-Datensätze aus verschiedenen Quellen zentral auszuwerten: So sollen Daten der Universitätskliniken, aber auch kommunaler Kliniken, aus dem niedergelassenen Bereich, von Gesundheitsämtern sowie direkt von Bürgerinnen und Bürgern über Apps erhobene Daten zusammengeführt werden können. Grundlage für diese zentrale Datennutzung ist die Einwilligung der betreffenden Patientinnen und Patienten.

 

„Hervorzuheben ist in diesem Projekt die Zusammenarbeit und Nutzung von Synergien der Forschungscommunity, um über die Grenzen von einzelnen Kliniken und Standorten hinweg Daten für die COVID-19-Forschung bereitzustellen. Auf dieser Datenbasis konnten bereits drei wissenschaftliche Studien standortübergreifend durchgeführt werden“, so Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der die Entwicklung der dezentralen Komponenten der CODEX-Plattform koordiniert. „CODEX leistet einen wichtigen Beitrag zur Realdaten-Infrastruktur, um Ärztinnen, Ärzten und Entscheidungsträgern im Gesundheitssystem tagesaktuell behandlungs- bzw. entscheidungsrelevante Daten zu COVID-19 liefern zu können. Die Plattform soll zu einem besseren Verständnis der Erkrankung COVID-19 beitragen und als Grundlage für politische Entscheidungen dienen“, ergänzte Prof. Dr. Roland Eils, Zentrum für Digitale Gesundheit, Berlin Institute of Health (BIH) und Charité – Universitätsmedizin Berlin, der den Aufbau der zentralen CODEX-Plattform koordiniert.

 

Rechtliche und technische Grundlagen geschaffen

„Wir haben gesehen, dass die Herausforderungen im Aufbau einer solchen Dateninfrastruktur nicht primär in den technischen Anforderungen liegen, sondern eher darin, an den pandemiebedingt stark belasteten Universitätskliniken kurzfristig neue Prozesse einzuführen, wie zum Beispiel die Durchführung von Patienteneinwilligungen oder die Datenerfassung von zusätzlichen Informationen“, zog Semler Bilanz. Umso wichtiger sei ein frühzeitiger kontinuierlicher und systematischer Infrastrukturaufbau, um für eine Pandemie in Zukunft besser gewappnet zu sein.

 

Um COVID-19-relevante Forschungsdaten standardisiert zu erfassen, wurde im NUM der Datensatz GECCO entwickelt. Dieser umfasst zum Beispiel demographische Daten, Messdaten wie Blutdruck oder Laborwerte, Risikofaktoren, Daten zur Medikamenteneinnahme bis hin zu Symptomen und Therapieverfahren. GECCO ermöglicht die interoperable Verarbeitung dieser Daten. Der Datensatz baut auf dem Kerndatensatz der MII auf, nutzt den Standard HL7 FHIR für die Datenstrukturen und SNOMED CT und LOINC als Terminologien. In CODEX haben bereits 22 Standorte insgesamt über 16.000 GECCO-Datensätze in ihren IT-Systemen eingepflegt. Diese stehen nun für dezentrale Machbarkeitsanfragen zur Verfügung. Außerdem können bereits zwölf Standorte mit vorliegender Patienteneinwilligung GECCO-Patientendatensätze in die zentrale CODEX-Plattform liefern.

 

Innerhalb des vom BMBF geförderten Netzwerks Universitätsmedizin wird CODEX im nächsten Jahr weiterentwickelt. Außerdem werden der Betrieb und Ausbau der Infrastruktur in einem Folgeprojekt bis 2024 weiterhin gefördert.

 

Weitere Informationen:

 

Quelle: Medizininformatik-Initiative