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Medizin |

Diabetes-Telemedizin: Der neue D.U.T. ist da

Digitalisierung wird Standard in der Diabetespraxis. Das zeigt die vierte Auflage des Digitalisierungs- und Technologie-Reports Diabetes (D.U.T.).

Zum vierten Mal wurde in diesem Jahr beim DiaTec 2022 Kongress der Digitalisierungs- und Technologie-Report Diabetes vorgestellt. PD. Dr. Dominic Ehrmann vom Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Bad Mergentheim (FIDAM) stellte beim Kongress einige Highlights vor. Demnach hat die Corona-Pandemie profunden Einfluss auf die Digitalisierung der Diabetes-Versorgung gehabt: Fast 77 % der befragten Ärzt:innen geben an, dass die Pandemie die Digitalisierung in der eigenen Praxis substanziell verändert habe.

 

Das zweite Jahr der Pandemie hat dabei freilich im Vergleich zum ersten Jahr nur noch wenig zusätzlichen Schub gebracht. Rund 60 % der im Jahr 2021 an der Umfrage teilnehmenden Ärzt:innen – überwiegend aus diabetologischen Schwerpunktpraxen – geben an, Videosprechstunden anzubieten – fast genauso viele wie 2020. Vor der Pandemie waren das nur 10 % gewesen. Rund die Hälfte ermöglicht Stand 2021 Online-Rezeptbestellungen, ein Drittel lässt Online-Terminbuchungen zu und fast 30 % bieten Online-Gruppenschulungen an. Letzteres hat 2021 noch einmal ordentlich zugelegt, 2020 waren es noch unter 20 %, und vor der Pandemie gab es das praktisch gar nicht.

 

Was die künftige Bedeutung speziell der Videosprechstunden angeht, sind die Diabetolog:innen 2021 wieder etwas skeptischer geworden: Nur noch 17 % nach vorher 20 % sagen, die Videosprechstunden hätten derzeit eine hohe Bedeutung. In 5 Jahren erwarten das weitere 40 %, im Vorjahr 2020 waren es noch 55 % gewesen. Interessant ist allerdings, dass Patient:innen bzw. bei Kindern die Familien die Bedeutung der Videosprechstunde deutlich höher einschätzen.

 

Video-Schulungen profitierten nicht zuletzt von der zunehmenden Zahl an Portalen, die entsprechende Lösungen für eine unkomplizierte Umsetzung durch die Praxen anböten, betonte Ehrmann. Aber auch hier gebe es starke Unterschiede bei der Einschätzung der Bedeutsamkeit. Während die Hälfte der Patient:innen bzw. Diabetes-Familien angibt, Video-Schulungen hätten eine hohe Bedeutung, sehen das nur etwa 15 % der Ärzt:innen so. Immerhin sagen 41 % der Ärzt:innen, dass Video-Schulungen fester Bestandteil der Diabetes-Versorgung auch nach der Pandemie bleiben sollten. Allerdings lehnen auf der anderen Seite 35 % das ab. Diese Quote ist deutlich höher als noch 2020, als nur 23 % sagten, Video-Schulungen sollten nicht bestehen bleiben.

 

Ein Grund für die Skepsis, so Ehrmann, könne sein, dass die Online-Tools von vielen als nicht als optimal wahrgenommen würden, jedenfalls außerhalb eines Pandemiekontexts. Satte 51 % der Befragten geben an, dass die bei der KBV zugelassenen Videoportale für Video-Schulungen nicht geeignet seien. Nur 14 % halten sie für geeignet, gegenüber fast 40 % im stark pandemiegeprägten Jahr zuvor.

 

Nicht besonders gut weg kommt auch das von den amerikanischen und europäischen Diabetes-Fachgesellschaften angedachte Konzept künftiger virtueller Diabetespraxen: „In Deutschland ist die Haltung dazu eher negativ“, so Ehrmann. Konkret werden virtuelle Diabetespraxen und -kliniken von 63 % kategorisch abgelehnt, nur 13 % sehen sie positiv. Grund sei vor allem die Sorge, dass notwendige medizinische Untersuchungen ausbleiben, so Ehrmann. Immerhin 30 % fürchten zudem, dass virtuelle Angebote eine Konkurrenz zur eigenen Praxis sein könnten; nur 18 % sagen, dass virtuelle Praxen das Potenzial haben, die Versorgung zu verbessern.

 

Weitere Infos zum D.U.T. Report 2022:

https://diabetes.berlin-chemie.de/zukunftsboard-digitalisierung/dut-report