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Vernetzung |

Digital Health: Nachrichten von jenseits der Bubble

Rund jeder zwanzigste Bürger hat schon per Video mit Arzt oder Therapeut konferiert, und rund jeder zehnte nutzt eine App für Arzneimittel. Dennoch: Digital Health bleibt akademikerlastig und stadtzentriert.

Quelle: © Gstudio – stock.adobe.com

Neun Jahre lang gab es jetzt den E-Patient Survey von EPatient Analytics als selbstselektive Online-Befragung von gesundheitsaffinen Internetsurfern. Jetzt wird alles anders: Zum zehnten Jubiläum wurde die aktuelle Befragung erstmals gemeinsam mit dem unabhängigen Verbraucherpanel Gapfish durchgeführt, das bis zu 300.000 Bürgerinnen und Bürger digital rekrutieren kann.

 

Die Befragung, die es künftig zweimal statt einmal im Jahr geben soll, werde damit bezüglich Alter, Wohnort und Bildungsstatus repräsentativ für „alle deutschen Onliner“, so EPatient Analytics Geschäftsführer Alexander Schachinger. Der Anteil der „Onliner“ an der deutschen Bevölkerung liegt letzten Daten zufolge etwas über 90 Prozent, sodass keine volle Bevölkerungsrepräsentativität erreicht wird, aber doch etwas, das dem näher kommt als viele andere Umfragen im an Umfragen nicht armen Digital Health Universum.

 

Viel oder wenig? Einer von zwanzig hat schon medizinisch videotelefoniert

Die aktuelle Befragung ist auch deswegen spannend, weil sie die erste EPatient-Befragung „nach Corona“ ist. Und tatsächlich hinterlässt die Corona-Krise deutliche Spuren: 5 Prozent der deutschen Onliner haben demnach schon eine Videosprechstunde mit einem Arzt oder einem Therapeuten hinter sich gebracht. Das ist zweieinhalb Mal so viel wie beim letzten Survey. Wegen der positiven Selektionseffekte bei den letzten Surveys dürfte der wahre Anstieg sogar noch größer sein. 

 

Auch bei der Frage, wer schon Diagnostik-Apps genutzt habe, liegt der Anteil der Nutzer mit 13 Prozent höher, als viele in der Branche erwartet haben dürften. In den positiv selektionierten Vorab-Survey waren es 11 bzw. 12 Prozent. Auch hier scheinen die Corona-Monate – oder auch eine Corona-unabhängig zunehmende Popularität digitaler Gesundheitsanwendungen – Spuren hinterlassen zu haben. Eher aufwärts ging es auch bei den Apps für Klinikaufenthalte, mit denen gemäß aktueller Erhebung 5 Prozent der Befragten schon mal Kontakt hatten. Kein Aufwärtstrend zu sehen ist bei medikations-Apps: 11 Prozent der Befragten geben an, eine solche App zu nutzen.

 

Das Dorf hängt noch hinterher

Was die Nutzertypologien angeht, hat Schachinger am Beispiel der Videosprechstunde analysiert, wer hier besonders affin ist. Die Gesamtquote lag wie erwähnt bei 5 Prozent. Bei den Akademikern beträgt sie 9 Prozent, bei den Menschen mit Hauptschulabschluss nur 2 Prozent. Einen größeren Geschlechterunterschied gibt es nicht, wohl aber einen Unterschied was die Wohnorte angeht. 7 Prozent der Menschen in Städten mit mehr als einer halben Million Einwohnern, aber nur 3 Prozent in Dörfern mit weniger als 2000 Einwohnern haben schon eine Videosprechstunde genutzt. Ob dieses eher kontraintuitive Ergebnis an einer allgemein geringeren Online-Affinität auf dem Land, an anderen Altersstrukturen oder schlicht an fehlenden Breitbandverbindungen liegt, diese Frage kann der Survey nicht beantworten.

 

Die Unterschiede zwischen bildungsferneren und bildungsnäheren Schichten sind übrigens bei Anwendungen für chronisch kranke Menschen – wie etwa digitalen Gesundheitsanwendungen – weniger ausgeprägt als bei Dienstleistungen wie der Videosprechstunde, die schwerpunktmäßig für Akutkontakte genutzt werden. Insgesamt sieht Schachinger noch erheblichen Bedarf an einer zielgruppengerechten Public Health Kommunikation im Zusammenhang mit Digital Health Anwendungen: „Wir leben in einer Bubble. Wir haben das nicht gefragt, aber ich schätze, dass nur ein halber von 100 Bürgern die BfArM-Liste der digitalen Gesundheitsanwendungen kennt. Warum und woher sollten einfache Bürger das auch kennen?“