Er ist noch einmal gekommen, und diesmal wurde sein Auftritt gleich auf ein halbes Dutzend Bühnen live übertragen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ließ es sich nicht nehmen, sich noch einmal öffentlich zu dem Thema zu äußern, dass seine Amtszeit jenseits der Pandemie wahrscheinlich am meisten geprägt hat. Digital-Gesetz und Gesundheitsdatennutzungsgesetz gehörten zu den Erfolgsgeschichten der Ampel-Koalition, so der Minister, der nie einen Hehl daraus gemacht hatte, Ampel-Fan zu sein.
Was ihn nach wie vor stark beschäftigt, ist die künstliche Intelligenz: „Was dort geschieht, ist schlicht unglaublich. In der Medizin wird immer klarer, dass KI-gestützte Expertensysteme mit und ohne zusätzliche Ärzte besser sind als selbst erfahrene Ärzte ohne KI.“ Vor allem gebe es immer noch Beschleunigung: „Alle Benchmarks wurden schneller genommen als geplant, und niemand hätte gedacht, dass chinesische Sprachmodelle so schnell zu den amerikanischen aufschließen können.“
Kein Kurswechsel mit der neuen Koalition
In den schwarzroten Koalitionsverhandlungen, so Lauterbach, sei man sich einig, dass in Sachen Digitalisierung des Gesundheitswesens der aktuelle Weg weiter begangen werde. Details könne er nicht mitteilen, aber die großen Themen der nächsten Monate seien und blieben der ePA-Rollout, die Erweiterung der telemedizinischen Möglichkeiten und der Ausbau bzw. die Inbetriebnahme des Forschungsdatenzentrums am BfArM.
Insbesondere die ePA werde die Medizin verändern, und zwar in viererlei Hinsicht. Sie führe zu mehr Patientenautonomie, zu besserer Therapie, zu mehr datenbasierter Forschung und zu Entbürokratisierung. Woran er hingegen nicht glaube, so Lauterbach, seien die 40 Milliarden Euro Einsparungen durch konsequente Digitalisierung des Gesundheitswesens, die McKinsey und PwC vor einiger Zeit ausgerechnet hatten: „Wir werden besser, und wir werden die Kosten senken, aber nicht in diesem Umfang.“
Hochlaufphase in den kommenden Wochen?
Besonders groß war das Interesse der zahlreichen Messebesucher:innen naturgemäß am Stand der Dinge in Sachen ePA-Tests. Lauterbach vermied den Begriff Rollout, betonte aber, dass er davon ausgehe, dass „in den nächsten Wochen“ die Hochlaufphase der ePA in Arztpraxen außerhalb der Testregionen beginnen werde. Dies werde für Praxen zunächst freiwillig sein, und auch wenn die verpflichtende ePA-Nutzung seitens der Arztpraxen beginne, werde es zunächst keine Sanktionen geben.
Gelungen ist es nach Aussage des Ministers, die Sicherheitsprobleme zu lösen, die durch den Chaos Computer Club herausgearbeitet worden waren. Hier werde weiterhin eng mit dem BSI zusammengearbeitet. Eine ePA mit Sicherheitsproblemen werde es nicht geben, so Lauterbach: „Sicherheit geht immer vor.“