Zum dritten Mal legt die Rhön Stiftung unter dem Titel European Scorecard eine Studie zum Stand der Implementierung elektronischer Patientenakten (ePA) vor. Durchgeführt wurde die Studie von der inav GmbH. Verglichen werden die Fortschritte in insgesamt 26 europäischen Ländern. Insgesamt 18 dieser Länder, darunter Deutschland, waren auch schon Teil der beiden vorausgehenden Scorecards aus den Jahren 2016 und 2018. Das ermöglicht quasi einen direkten Performance-Vergleich.
Für Deutschland fällt der nicht besonders schmeichelhaft aus, was einmal mehr illustriert, wie dringend nötig Fortschritte beim ePA hier zu Lande sind. 2018 war Deutschland in Sachen ePA-Implementierung europaweit in der Gruppe der mäßig fortgeschrittenen Länder, im unteren Mittelfeld. In der aktuellen Erhebung hat es dafür nicht mehr gereicht: Das Land fiel zurück in die Gruppe der weniger fortgeschrittenen Länder im Tabellenkeller. Abstiegskampf quasi.
Deutschland ist damit nicht allein: Auch Frankreich und Polen sind im internationalen Vergleich in den sieben Jahren seit 2018 zurückgefallen, auch diese beiden Ländern landen in der aktuellen Erhebung im Tabellenkeller. Bergauf ging es demgegenüber unter anderem für die Niederlande, für Portugal, Slowenien, Litauen, Belgien und Italien. Ganz vorne in der Tabelle hat sich wenig getan: Das skandinavische Führungsquartett des Jahres 2018 aus Dänemark, Schweden, Finnland und Estland ist auch das Führungsquartett des Jahres 2025.
Interessant sei, so die Studienautoren, dass die Performance der Länder in den unterschiedlichen Teilkategorien der Scorecard teilweise recht unterschiedlich sei: „Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass in den Ländern sehr unterschiedliche Ansätze zur Umsetzung und Regulierung der ePA verfolgt werden“, heißt es in der Studie. Ein Beispiel ist Dänemark, das in vier von fünf Kategorien Spitzenpositionen einnimmt. In den Kategorien „Infrastrukturelle Voraussetzungen“ und „Inhalte und Funktionen der ePA“ liegt das Land ganz vorn, in den Kategorien „Nutzungseigenschaften“ und „Gesundheitskompetenz“ landet es in den Top 3. In der Kategorie „Rechtliche Rahmenbedingungen“ dagegen liegt Dänemark nur auf Platz 16.
Ganz anders Deutschland. Es liegt in vier von fünf Kategorien ziemlich weit hinten, lediglich in der Kategorie „Rechtliche Rahmenbedingungen“ gibt es einen Spitzenplatz. Spötter werden sagen, dass der Regulierungsweltmeister seinem Ruf einmal mehr Ehre macht. Die Frage ist: Will man das?
Weitere Informationen
Die Studie „European Scorecard zum Stand der Implementierung der elektronischen Patientenakte“ der Rhön Stiftung kann online in voller Länge nachgelesen werden.
https://www.rhoen-stiftung.de/wp-content/uploads/2025/09/ePA_Score2025.pdf
