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Health-IT |

GKV wirbt um digitale Hilfsmittel

DiGAs und DiPAs lassen grüßen? Mit einem ungewöhnlichen Appell wirbt der GKV-Spitzenverband plötzlich um mehr digitale Pflegehilfsmittel.

Quelle: © GKV-Spitzenverband

Der GKV-Spitzenverband ist erklärtermaßen kein uneingeschränkter Freund der digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Der separate Erstattungsweg, den das Digitale-Versorgung-Gesetz geschaffen hat, wird Minimum nicht geliebt. Entsprechend mühsam gestalten sich die Verhandlungen mit den Herstellern um die Preisbildung im ersten Jahr des Fast-Track-Verfahrens. Und jetzt soll ja auch noch mit den digitalen Pflegeanwendungen (DiPA) nachgelegt werden – der nächste neue Leistungsbereich.

 

So langsam scheint auf GKV-Seite die Erkenntnis zu reifen, dass es helfen könnte, wenn man in Sachen Digitalisierung auch über den Publicity-trächtigen Selektivvertrag hinaus Engagement zeigt. Das wäre zumindest eine denkbare Erklärung für einen ungewöhnlichen Aufruf, mit dem der GKV-Spitzenverband die turnusmäßige Aktualisierung des Hilfs- und Pflegehilfsmittelverzeichnis (HMV) jetzt flankiert: Mehr Digitalisierung wagen! So ließe sich der Aufruf kurz und bündig umschreiben.

 

Nur ein neuer Antrag für digitale Hilfsmittel in 12 Monaten

Insgesamt wurden 2020 Hilfs- und Pflegehilfsmittel im Volumen von 9,25 Milliarden Euro an die GKV-Versicherten ausgegeben. Das HMV umfasst derzeit 36200 Produkte in 41 Produktgruppen. In den letzten zwölf Monaten wurden rund 3900 Produkte neu aufgenommen, rund 1100 aktualisiert und rund 3400 gestrichen. Es ist also schon ein bisschen was los in dem Verzeichnis. Außer bei den digitalen Produkten, scheint es.

 

Da sieht die GKV jetzt die Hersteller in der Pflicht: „Bei den digitalen Hilfsmitteln sollten die Hersteller sich schneller melden, damit mehr Tempo in die Versorgung kommen kann“, heißt es in der Mitteilung. Angesichts der jahrelang eher zögerlichen Haltung der GKV bei Themen wie dem Telemonitoring kardialer Implantate oder eben auch aktuell bei den DiGA-Verhandlungen ist das zumindest eine bemerkenswerte Aussage. Die Hersteller halten sich offenbar wirklich stark zurück in Sachen digitaler Hilfsmittel: „Wir können nur die Produktneuheiten aufnehmen, die wir kennen. In den letzten zwölf Monaten hat uns lediglich ein Antrag erreicht“, so GKV-Spitzenverbands-Vize Gernot Kiefer.

 

Zwei neue Untergruppen für Produktgruppe 52

Der Verband wird auch durchaus noch konkreter: Vorangebracht werden sollen offenbar insbesondere die digitalen Pflegehilfsmittel, die im HMV unter „Produktgruppe 52“ firmieren. Dort wollen die Krankenkassen demnach unter anderem mehr technische Assistenzsysteme wie Hausnotrufsysteme, Erinnerungs- und Orientierungssysteme, spezielle Sensoren sowie Geräte zur GPS-Ortung sehen.

 

Zur Erleichterung der Antragsstellung wurden in der Produktgruppe 52 jetzt zwei neue Untergruppen eingeführt. Die eine dieser beiden Untergruppen umfasst Produkte, die zur Verbesserung kognitiver und kommunikativer Fähigkeiten dienen. Die zweite neue Untergruppe umfasst Hilfsmittel, die bei der Bewältigung von krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen unterstützen. Hier lässt sich eine ganze Menge einsortieren, und einiges davon dürfte sich mit den DiPA überschneiden, die jetzt eingeführt werden sollen. Die GKV nennt beispielhaft digitale Medikamentenspender, Tracking-Systeme, Erinnerungshilfen und Produkte zur Gefahrenabwehr wie etwa Herdüberwachungsprodukte.