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Vernetzung |

In Sekunden beim Spezialisten – EU fördert 5G-Ausbau am Universitätsklinikum Frankfurt mit über 3 Millionen Euro

Gemeinsam mit Vodafone baut das Universitätsklinikum Frankfurt eine hochmoderne 5G-Infrastrukur auf, über die auch externe Partner noch schneller Zugriff auf die Expertise im Haus haben. Das Projekt wird durch die EU bis 2025 mit 3,3 Millionen Euro gefördert.

Prof. Dr. Thomas Walther, Kerstin Larsson-Knetsch, Prof. Dr. Jürgen Graf, Professorin Dr. Kristina Sinemus, Prof. Dr. David M. Leistner, Markus Jones (v.l.); Foto: © Hessische Staatskanzlei

Ein 83-jähriger Mann stellte sich mit Herzbeschwerden und Luftknappheit bei seinem niedergelassenen Kardiologen vor. Mittels Ultraschall und CT wurde eine hochgradige Aortenklappenstenose diagnostiziert, also eine Verengung, die den Blutstrom aus dem Herzen behindert – eine Therapie ist dringend erforderlich. Der Patient muss nun den Behandlungsleitlinien folgend an einem Herzzentrum im „Herz-Team“ vorgestellt werden.

 

Da der Patient zusammen mit seiner Ehefrau nur sehr eingeschränkt mobil ist, wird das digitale Herz-Team des Universitätsklinikum Frankfurt noch in der Praxis aktiviert. Über das digitale Konsilportal („Tele-Heart-UHF“) werden die Befunde zusammen mit den Expertinnen und Experten am Universitären Herz- und Gefäßzentrum Frankfurt (UHF) unmittelbar besprochen und es wird die weitere Therapie mit dem Patienten festgelegt. Bei dieser Herz-Team-Besprechung werden sämtliche Befunde dank neuester 5G-Übertragungstechnik verzögerungsfrei an die Experten der Herzchirurgie und Kardiologie am Universitätsklinikum Frankfurt übermittelt.

 

Damit Anruf und Daten die Experten auch wirklich erreichen, baut das Universitätsklinikum nun mit Vodafone im gesamten Haupthaus ein 5G-Netz auf. So können dringende Konsultationen von außerhalb, aber auch aus anderen Häusern des Universitätsklinikums selbst in der im Souterrain gelegenen Notaufnahme schnell und stabil durchgeführt werden. Das Projekt ist zum Jahresbeginn gestartet und soll im Juni 2025 abgeschlossen sein. Es wird im Rahmen des Programms CEF Digital von der EU mit rund 3,3 Millionen Euro gefördert.

 

Hessen ist Vorreiter

Das Förderprojekt Digitales Universitätsklinikum Frankfurt wurde bereits 2018 durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst ins Leben gerufen und ermöglicht seither Teilprojekte in den verschiedensten Bereichen des Hauses – dank 5G bald auf deutlich höherem technischen Niveau. Die IT-Verantwortlichen im Haus wurden zuletzt für die Ergebnisse ihrer Arbeit national ausgezeichnet.

 

„Mit diesem Modellprojekt entwickeln wir das Universitätsklinikum Frankfurt zu einem vollvernetzten, digitalisierten Krankenhaus weiter“, so Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Das Universitätsklinikum Frankfurt als Vollversorger ist schon jetzt Anlaufstelle für komplizierte Fälle und seltene Erkrankungen. Insbesondere für solche Fälle ist es wichtig, die Digitalisierung als strategische Aufgabe wahrzunehmen, damit Daten schnell und sicher ausgetauscht werden können. Der 5G-Ausbau ist hierfür ein wichtiger infrastruktureller Meilenstein.“

 

Hessen ist auch in anderer Hinsicht Vorreiter beim 5G-Ausbau. So wurde bereits im Mai letzten Jahres ebenfalls gemeinsam mit Vodafone der 5G-Ausbau beschleunigt: Bis 2025 soll für 5,6 Millionen Hessinnen und Hessen das Echtzeitnetz verfügbar sein.

 

Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus: „Unser Zukunftspakt mit den Mobilfunkbetreibern hat spürbar den Ausbau in Hessen beschleunigt und erfolgreich an unseren ersten Mobilfunkpakt von 2018 angeknüpft. Neben der LTE-Versorgung wurde auch bei 5G die schnelle Netzverdichtung vorangetrieben, rund 96 Prozent aller hessischen Haushalte sind bereits mit 5G versorgt. Zudem sind in Hessen nahezu alle Plankrankenhäuser an das schnelle Netz angeschlossen, womit wir die Voraussetzung schaffen, dass Ärztinnen und Ärzte digitale Technologie nutzen und damit Patientinnen und Patienten medizinisch versorgen können. Damit stellen wir Hessens digitale Gesundheitsversorgung zukunftssicher auf.“

 

Vernetzte Medizin der Zukunft

In der Hochleistungsmedizin bringt ein solches sicheres und geschütztes digitales Netz mit hoher Kapazität zahlreiche Vorteile. So wird nicht nur eine Erreichbarkeit der Spezialisten im ganzen Haus sichergestellt. Daten können in Echtzeit von Diagnosegeräten wie Ultraschall oder auch zwischen verschiedenen Klinikbereichen übermittelt werden. Manche Technologien sind so überhaupt erst einsatzfähig.

 

So testen Vodafone und eine weitere Universitätsklinik beispielsweise den Transport von Medikamenten durch autonom agierende Drohnen. Auch an der plastischen Darstellung von Befunden mittels „Augmented Reality“-Technologie (AR) wird gearbeitet.

 

Weitere Einsatzmöglichkeiten gibt es nicht nur in der Echtzeittelemedizin wie im vorgestellten Anwendungsszenario, in dem mittels Softwaretechnologie der Firma Awesome Technologies Innovationslabor GmbH die direkte Verbindung zu niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen hergestellt werden kann. Ultraschalltechnologien, die Bilder in Sekundenschnelle von anderen Kliniken oder sogar vom Notfalleinsatz senden können, sind ein weiteres Beispiel. Am Universitätsklinikum Frankfurt wird 5G außerdem für den medizinischen Messengerdienst Famedly eingesetzt, der Chatverläufe des Klinikpersonals direkt in die Krankenakte übertragen kann, für Alarmserver, die mobile Vitaldatenmessung mittels Biosensor, Logbücher und Tracking sowie die Anästhesiedokumentation und die mobile Aufklärung.

 

Prof. Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikum Frankfurt, erklärt: „Am Universitätsklinikum Frankfurt nutzen wir die Chancen, die Digitalisierung als Basistechnologie für die Medizin der Zukunft bietet. Vom neuen 5G-Netz profitieren zukünftig nicht nur unsere Patientinnen und Patienten, sondern auch unsere Kolleginnen und Kollegen außerhalb unseres Hauses. Damit erfüllen wir unser Ziel, die Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung auch über das Universitätsklinikum hinaus zu erhöhen, in Frankfurt, Hessen und Deutschland. Im Bereich der Organspende stellt der Einsatz dieser Technologie für uns heute schon ein unerlässliches Hilfsmittel dar.“

 

Markus Jones, Kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikum Frankfurt, ergänzt: „5G ist im Vergleich zu 4G wesentlich leistungsfähiger und sicherer; es können mehr Daten schneller übertragen werden, gleichzeitig kommt es zu weniger Ausfällen. Ein echter Technologiesprung also. Wir freuen uns, dass wir mithilfe unserer Partner ein solches Leuchtturmprojekt im Universitätsklinikum Frankfurt durchführen können.“

 

Das neue Netz erfüllt darüber hinaus alle Anforderungen an kritische Anwendungen im Medizinbereich, stört also beispielsweise keine Medizingeräte, die wie Computertomographen (CT) mit elektromagnetischen Feldern arbeiten. Ziel ist zudem, dass die Informationssicherheit im 5G-Netz am UKF nach DIN-ISO 27001 zertifiziert wird.

 

Bewährte Partner gehen gemeinsam neue Wege

Das Universitätsklinikum arbeitet gemeinsam mit Vodafone bereits seit 2022 am Projekt. So nahmen die Partner im Mai vergangenen Jahres unter dem Titel „5G for University Hospital“ gemeinsam am Projektaufruf der EU teil. Mit Erfolg: Das im Dezember 2022 unterzeichnete „Grant Agreement“ sagt zu, dass 3,3 Millionen Euro der insgesamt 4,5 Millionen Euro Projektkosten von der EU im Rahmen des Förderprogramms „Connecting Europe Facility“ übernommen werden. Damit sollen gezielt Infrastrukturinvestitionen gefördert werden, die transeuropäische Netze in den Sektoren Energie, Verkehr und Digitales leistungsfähiger, nachhaltiger und effizienter gestalten. Der Förderantrag wurde auch durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr und die Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung unterstützt.

 

Michael Jungwirth, Mitglied der Geschäftsleitung von Vodafone und Director Public Policy & External Affairs bei Vodafone: „5G unterstützt die Digitalisierung in der Medizin. Das schnelle Netz verbessert die standortübergreifende Zusammenarbeit von Ärzten und kann helfen, Menschenleben zu retten. Die Weichen dafür haben wir gestellt: Bis Ende 2023 sollen mindestens drei von vier Anwohnern in Hessen unser Echtzeit-Netz 5G+ zuhause nutzen können. Und bis 2025 wird unser 5G-Netz dann sogar für mehr als 90 Prozent der Anwohner in Hessen verfügbar sein.“

 

Die Arbeiten sind im Januar 2023 gestartet, im Dezember soll das Universitätsklinikum die Infrastruktur übernehmen und die Anwendung vorbereiten. Die dafür ausgewählten Use Cases, also Anwendungsfälle aus der Praxis von Patientenversorgung und Forschung, werden über das Förderprojekt Digitales Universitätsklinikum Frankfurt getragen.

 

Ausgezeichnetes Team

Die Projektverantwortlichen am Universitätsklinikum Frankfurt sind CIO Jens Schulze und CMIO Dr. Michael von Wagner. Jens Schulze leitet das Dezernat für Informations- und Kommunikationstechnologie, Dr. Michael von Wagner ist Ärztlicher Leiter der Stabsstelle Medizinische Informationssysteme und Digitalisierung. Die beiden wurden für die deutschlandweit vorbildliche IT-Strategie des Universitätsklinikum Frankfurt zuletzt von der Computerwoche als „CIO des Jahres 2021“ im öffentlichen Bereich ausgezeichnet. Mit dem Ausbau des 5G-Netzes setzt das Universitätsklinikum Frankfurt den eingeschlagenen Weg konsequent fort und treibt die Digitalisierung voran.

 

Quelle: Universitätsklinikum Frankfurt