Seit Jahren steht die Jahrestagung der RSNA, der wichtigste Radiologiekongress der Welt, im Zeichen der künstlichen Intelligenz (KI). Und nach anfänglicher Skepsis sehen immer Radiolog:innen die entstehenden KI-Plattformen als zentrale Werkzeuge ihrer künftigen Tätigkeit. Allein: Der medizinische Nachwuchs ist skeptisch, sodass einige in der Radiologie mittlerweile Sorge haben, dass nicht genug bildgebungsaffiner Nachwuchs die Lücken füllt, die der demographische Wandel in den nächsten Jahren reißen wird.
Prof. Dr. Michael Atalay von der Abteilung für diagnostische Bildgebung der Brown University in Rhode Island präsentierte bei der RSNA Tagung eine Studierendenumfrage, bei der sämtliche Medizinstudierenden der Brown University danach befragt wurden, in welchen Disziplinen sie ihre Zukunft sehen und wie sie den Einfluss neuer Technologien wie der KI auf das medizinische Berufsfeld einschätzen. Diese Umfrage wurde 2017 das erste Mal durchgeführt und jetzt, 2021, wiederholt.
Dazwischen liegen vier Jahre zunehmender KI-Affinität der Radiologie. Auf die Studierenden hat das freilich wenig Eindruck gemacht. 2017 sagte jeder vierte Medizinstudierende, dass Radiologie als Spezialisierung deswegen nicht in Frage käme, weil die neuen Technologien die Existenz des Fachs bedrohten. Bei der aktuellen Umfrage 2021 hat sich an dieser Quote exakt nichts geändert.
Die Radiologie werde dabei von den Studierenden unter allen medizinischen Disziplinen mit Abstand am skeptischsten gesehen, so Atalay. Sie ist aber nicht das einzige Fach mit einem technologiebedingten Image-Problem: Auch bei Strahlentherapie, Pathologie und interessanterweise Anästhesie ist der Nachwuchs wegen der technologischen Weiterentwicklung der Medizin eher skeptisch was die Zukunftsaussichten angeht. Von den medizinischen Fächern im engeren Sinne ist es neben der Anästhesie noch die Dermatologie, bei der die jungen Mediziner:innen zurückhaltend urteilen.
Für Atalay sind die Sorgen des Nachwuchses zumindest in Bezug auf die Radiologie unbegründet: Das Fach werde im Gegenteil immer faszinierender – und für die klinische Versorgung immer bedeutender. Von einer glorreichen Zukunft der Radiologie ist er felsenfest überzeugt. Aber: „Radiolog:innen, die KI nutzen, werden jene ersetzen, die keine nutzen.“