Wie kann Künstliche Intelligenz in Zukunft zu einer besseren Patientenversorgung beitragen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Handelsblatt-Veranstaltung „Health 2024“. Ein Beispiel dafür liefert die Mayo Clinic in den USA. Diese nutzt ihre Datenplattform, um mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die Patientenversorgung sowohl lokal als auch global zu optimieren. Dr. John Halamka, Vizepräsident und Chief Global Digital Officer der Mayo Clinic, betont: „KI eröffnet uns völlig neue Möglichkeiten, den Zugang zur Gesundheitsversorgung weltweit zu verbessern.“
Prädiktive Modelle und besserer Zugang zur Versorgung
Durch die Analyse umfangreicher, anonymisierter Patientendaten können Krankheitsmuster erkannt und prädiktive Modelle entwickelt werden, die präzisere Diagnosen und personalisierte Behandlungspläne ermöglichen. Ein Beispiel hierfür ist die Partnerschaft mit nference zur Gründung von Anumana, einem Unternehmen, das Algorithmen zur Erkennung von Herzerkrankungen entwickelt.
Darüber hinaus arbeitet die Mayo Clinic mit globalen Partnern zusammen, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung weltweit zu verbessern. Durch die Integration von KI in ihre klinischen Abläufe wollen die Verantwortlichen die Effizienz steigern und die Patientenergebnisse deutlich optimieren. „Unsere Technologie erlaubt es uns, relevante Datenpunkte in Echtzeit zu analysieren und gezielt auf spezifische Bedürfnisse unserer Patienten einzugehen“, erläutert Halamka. Dies schaffe eine neue Qualität in der Gesundheitsversorgung, die weit über traditionelle Ansätze hinausgeht.
Was lokal funktioniert, lässt sich auch international umsetzen. Die Mayo Clinic setzt dabei auf eine globale Vernetzung durch Kooperationen: „Mit unseren Partnern weltweit wollen wir die Gesundheitsversorgung nachhaltig verbessern und den Zugang zur Versorgung für Menschen in allen Regionen fördern.“ So können KI-Lösungen dabei helfen, Ressourcen effizienter einzusetzen und auch in ländlichen oder benachteiligten Gebieten eine hochwertige medizinische Betreuung zu gewährleisten. Mit dem stetigen Ausbau dieser Technologien will die Mayo Clinic eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn es darum geht, mit KI die Gesundheitsversorgung für alle zu verbessern. Die internationale Kooperation läuft gut: In diesem Jahr erwarten die Verantwortlichen, die Marke von 200 Millionen Patienten zu erreichen.
Europa und der EHDS: Eine Chance für die Gesundheitsbranche?
Und was macht Europa? Mit Blick auf die politischen und zu erwartenden wirtschaftlichen Entwicklungen muss die EU das Tempo anziehen, um international nicht abgehängt zu werden. Mit dem European Health Data Space (EHDS) seien die Weichen gestellt, so Halamka. Doch nun heiße es, bloß nicht lockerlassen und sich auf vermeintlichen Lorbeeren auszuruhen: „Europa hat die Chance, eine eigene Vision für den Umgang mit Gesundheitsdaten zu schaffen, die sowohl Innovation als auch den Schutz der Privatsphäre fördert“, so der Mediziner.
Halamka betont, dass es angesichts der politischen Entwicklungen in den USA wichtig sei, dass sich die europäische Gesundheitsbranche auf eigene Stärken konzentriere und sich unabhängiger mache. Er sieht darin eine Gelegenheit für Europa, eigene, robuste Lösungen zu entwickeln und den Forschungsstandort Deutschland zu stärken.