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Forschung |

KI-Pilotprojekt zur Früherkennung von Herzinfarkten bei Frauen

Entwicklung zukunftsweisender gendergerechter KI-Anwendung in der Kardiologie

Möglichkeit zur Skalierbarkeit für die Verringerung von Fehldiagnosen bei Herzinfarkten

Gemeinsames Projekt des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales, des Osypka Herzzentrums München, der TU München, PwC Deutschland und Strategy&

Bild: © elenabsl – stock.adobe.com, 206371136, Stand.-Liz.

Eines der wichtigsten KI-Gesundheitspilotprojekte zur Früherkennung von Herzinfarkten bei Frauen geht an den Start. PwC Deutschland und Strategy&, die globale Strategieberatung von PwC, kooperieren dabei mit dem Peter Osypka Herzzentrum München und der TU München unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Staatsministerin für Digitales Judith Gerlach. Ziel ist es, eine zukunftsweisende geschlechtsspezifische KI-Anwendung zu entwickeln, um genderspezifische Symptomatiken früher zu erkennen und die Mortalität insbesondere von Frauen durch Herzerkrankungen weiter zu senken. Denn bislang werden KI-Anwendungen noch zu oft mit Daten gespeist, die männliche Symptomatiken in den Fokus stellen.

Pilotprojekt soll vielerlei Mehrwert stiften
Für die Medizin in Bayern – und perspektivisch auch bundesweit – soll das Projekt Mehrwert in Form von Erkenntnissen und konkreten Anwendungsfällen schaffen, die der Forschung und Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden können. Dieser Mehrwert entsteht beispielsweise durch Best-Practices für den verantwortungsvollen Einsatz von KI, den Netzwerkaufbau für künftige Projekte, die Entwicklung neuer Service-Angebote, die Skalierbarkeit der Anwendungen – und natürlich die potenzielle Verringerung von Fehldiagnosen bei Herzinfarkten.

„Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass viele der vor uns liegenden Herausforderungen am besten bewältigt werden, wenn verschiedene Disziplinen zusammenarbeiten und menschliches Know-how mit wegweisenden Technologien kombiniert wird. Wir freuen uns daher sehr über diese zukunftsweisende Kooperation auf einem wichtigen Feld. KI kann helfen, Gesundheitsinformationen leichter zu erfassen, auszuwerten, zu objektivieren und zu präzisieren – insbesondere auch, was geschlechtsspezifische Unterschiede betrifft, die bei der Prävention, Diagnostik und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sehr groß sind“, erläutert Petra Justenhoven, Sprecherin der Geschäftsführung bei PwC Deutschland. 

KI wird Gesundheitswesen revolutionieren

Judith Gerlach, Bayerische Staatsministerin für Digitales und Schirmherrin des Projektes, ergänzt: „Für mich ist wichtig, zu zeigen, dass KI das Leben der Menschen besser machen kann. Und das sehr konkret. Ich bin überzeugt, dass die Schlüsseltechnologie KI im kommenden Jahrzehnt das Gesundheitswesen in vielen Bereichen revolutionieren wird. Umso wichtiger ist es, dass wir dabei kontinuierlich auf die sogenannte Bias-Thematik – also genderspezifische Unterschiede, oft zum Nachteil von Frauen – aufmerksam machen und uns für geschlechtersensible KI-Anwendungen einsetzen. Dass dieses Projekt aus München heraus angeschoben wird und alle notwendigen Disziplinen und Kompetenzen kombiniert, freut mich sehr“.

Gender Health Gap: Frauen in der Herzgesundheit benachteiligt

Wissenschaftliche Studien zeigen bei Frauen und Männern deutliche Unterschiede, was die Symptomatik bei Herzerkrankungen und die entsprechende Behandlung betrifft: So sind die Symptome für einen Herzinfarkt bei Frauen sehr viel weniger eindeutig als bei Männern. Starke Brustschmerzen, die in verschiedene Körperregionen ausstrahlen können – ein typischer Hinweis auf einen Herzinfarkt bei Männern – zeigen sich bei Frauen weniger deutlich. Vielmehr berichten viele Frauen eher von Druck- oder Engegefühlen in der Brust. Das kann dazu führen, dass viele dieser Beschwerden nicht richtig und schnell genug interpretiert werden und Frauen später einer adäquaten Diagnostik unterzogen werden als Männer. Die falsche oder verzögerte Diagnostik und eine daraus resultierende ineffektive Behandlung erhöhen die Wahrscheinlichkeit massiv, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen einen ungünstigen, im schlimmsten Fall tödlichen Verlauf nehmen. Frauen erhalten außerdem unter anderem seltener interventionistische Behandlungen und Rehabilitationsmaßnahmen als Männer. Die Folge: Die Sterblichkeitsrate bei Männern sank in den letzten Jahrzehnten deutlich stärker als bei Frauen.

„Nachdem Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland die häufigste Todesursache darstellen, ist es überfällig, Wege der KI zu nutzen, um diejenigen Menschen zu identifizieren, die bisher durch das Screeningraster fallen. Gerade Frauen könnten von dem jetzt initiierten KI-Projekt profitieren, entweder um zu verhindern, dass sie eine Herz-Kreislauf-Erkrankung erleiden, oder damit eine bereits vorhandene Erkrankung schneller und zielgerichteter behandelt wird“, so PD Dr. med. Clemens Jilek, Leitender Arzt für Kardiologie und Elektrophysiologie am Peter Osypka Herzzentrum München.

Interdisziplinäre Kooperation für Künstliche Intelligenz

Für das Projekt wurde ein interdisziplinäres Team aus Forschung (Prof. Daniel Rückert, PD Dr. Eimo Martens, TUM), klinischer Medizin (PD Dr. med. Clemens Jilek, Peter Osypka Herzzentrum), Künstliche Intelligenz und Vertrauenswürdigkeit (Hendrik Reese, PwC Deutschland) sowie Innovations- und Strategieberatung (Dr. Caroline Mükusch, Strategy&) zusammengestellt. Sie entwickeln in den nächsten zwei Jahren – zusammen mit weiteren Partnern – ein skalierbares KI-Modell. 

Weitere Informationen:
Einen Beitrag zum Thema „Ungleiche Medizin – Warum die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede in KI-Algorithmen die Sterblichkeit von Frauen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken könnte“ finden Sie hier.

 

Quelle: PwC