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MedTech |

Klinikum Osnabrück nimmt als drittes Krankenhaus weltweit einen ROSA-Roboter für Wirbelsäulenoperationen in Betrieb

Das Team der Wirbelsäulenchirurgie hat deutschlandweit den ersten Operationsroboter für Wirbelsäulenoperationen in Betrieb genommen. Foto: Klinikum Osnabrück

Im Klinikum Osnabrück hat die Zukunft der Medizin jetzt schon begonnen: Das Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie des Krankenhauses auf dem Finkenhügel hat als eine der ersten Gesundheitseinrichtungen auf der ganzen Welt und erstmals in Deutschland einen ROSA-Operationsroboter in Betrieb genommen, der die Mediziner bei Eingriffen an der Wirbelsäule unterstützt.

 

Das Gerät ermöglicht es etwa, das Einsetzen von stabilisierenden Implantaten millimetergenau zu planen und sie auch bei schwierigen anatomischen Verhältnissen so zu platzieren, dass Rückenmark oder Nerven nicht verletzt werden. Während einer Operation gleicht der Roboter in Echtzeit selbst kleinste Bewegungen oder Veränderungen der Position der Patienten aus, die etwa durch die Lungentätigkeit entstehen können.

„Damit gehören wir zu den weltweit am besten ausgestatteten Einrichtungen in der Wirbelsäulenchirurgie“, betont Prof. Dr. Michael Winking, der den Operationsroboter jetzt mit seinen drei Partnern Dr. Arnd Hellwig, PD Dr. Johannes Schröder und Dr. Thomas Krampulz vom Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie bei den ersten Eingriffen eingesetzt hat. Dabei wurden die Osnabrücker Ärzte von einem Team der französischen Herstellerfirma „Medtech Surgical“ unterstützt, das zuvor zur Einrichtung und Inbetriebnahme des rund 600.000 Euro teuren Operationsroboters angereist war.

 

„Medtech Surgical“ ist auf die Entwicklung von Robotern für medizinische Anwendungen spezialisiert. Den Roboter „Rosa Spine“, den das Klinikum jetzt einsetzt, hat das Unternehmen bereits 2014 zur Marktreife gebracht. „Rosa“, wie der neue Computerkollege dann auch gleich getauft wurde, besteht aus zwei fahrbaren Einheiten, die bei Eingriffen mit am Operationstisch steht. Eine davon ist mit Spezialkameratechnik bestückt, mit der die Bewegungen des eigentlichen Operationsroboters, der die Ärzte bei den Eingriffen unterstützt, ständig dreidimensional kontrolliert. Auf einer Art „Rollwagen“ sitzt das Herzstück der neuen Anlage – ein Roboterarm mit sechs Gelenken, der sich, wie Medtech Surgical-Mitarbeiterin Stefanie Anders erklärt, wie ein menschlicher Arm bewegen kann.

 

Bei Eingriffen sehen die Ärzte das Körperinnere ihrer Patienten auf einem Computerbildschirm und lassen den Arm quasi wie eine Fernsteuerung die Bewegungen der Instrumente ausführen. Dadurch, dass das Gerät kleinste Bewegungen der Patienten berücksichtigt, wird der Roboterarm zu einem Werkzeug,  das die Präzision während der Operation weiter verbessert und die Risiken für den Patienten vermindert.

 

Die technische Grundlage bildet eine im Wirbelsäulen-OP bereits 2007 in Betrieb genommene 3D-Schnittbild-Anlage, die es ermöglicht, bei Wirbelsäulenoperationen in Echtzeit dreidimensionale Bilder aus dem Körperinneren der Patienten aufzunehmen und so hochpräzise mit den Instrumenten zu navigieren. „Wir waren damals die zweite Einrichtung in Europa, die dieses System einsetzen konnte.“ Bereits diese Technik bildete nach Angaben von Winking einen Meilenstein in der Wirbelsäulenchirurgie.

 

Die vier Ärzte im Wirbelsäulenzentrum sehen im Einsatz von solchen Bildgebungsverfahren und von Robotertechnik in der Medizin in erster Linie einen Gewinn für die Patienten. „Mit der Anschaffung liegt uns eine erhöhte Sicherheit für unsere Patienten und die Vermeidung von Komplikationen am Herzen.“ Nach der Bildgebungstechnik sei der Roboter der nächste Schritt, um Qualität zu steigern und Fehler zu reduzieren, sagt der Professor.

 

Roboter könnten Bewegungen präziser als Menschen ausführen. Ihr Einsatz sei in der Industrie längst alltäglich. Auch in der Medizin kämen sie bereits etwa bei Tumorpatienten zur Zielpunktermittlung zum Einsatz, um Hirngewebsproben zu gewinnen. „In der Wirbelsäulenchirurgie waren bisher die Informationen aus der intraoperativen Bildgebung für einen Roboter nicht geeignet. Durch die Vorarbeit mit der 3D-Navigation ist das Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie am Klinikum Osnabrück jedoch in der Lage, dem Roboter ausreichend genaue Daten zu liefern, um die Vorteile dieses Präzisionsinstruments auch bei spinalen Operationen nutzen zur können.“ Durch seine Genauigkeit werde die Robotik zukünftig in der gesamten operativen Medizin einen wichtigen Stellenwert einnehmen, ist sich Winking sicher. „In der Wirbelsäulenchirurgie haben wir uns damit an die Spitze der Entwicklung gestellt."